Artem Iegorov und Claire Meyer interessieren sich für die Umwelt. Foto:  

Ganz Stuttgart diskutiert über die Belastung der Luft. Eine Gruppe von Jugendlichen aus Stuttgart-Sillenbuch will es genau wissen. Deshalb handeln sie jetzt auf eigene Faust – und kündigen Nachdruck an.

Sillenbuch - Das ist es also? Das ist ein Feinstaubmessgerät? Eine schlichte Kunststoffapparatur mit ein paar Drähten und glänzenden Plättchen und ein durchsichtiger Schlauch, der herausragt. Der Laie traut seinen Augen kaum, doch Artem Iegorov versichert: Wenn er mit seinem 3D-Drucker die Hülle hergestellt hat und die kleine Photovoltaikanlage endlich geliefert wurde, dann wird das zusammengebaute Gerät die Anzahl der Feinstaubpartikel in der Luft messen können.

Jugendliche wollen an der Kirchheimer Straße messen

Der 18-Jährige aus Heumaden zeigt auf das Herzstück, den Computer, der sich aktuell noch in der Entwicklungsphase befinde. „Das ist wie ein einfaches Handy mit WLAN“, erklärt er. Das Rohr sauge Luft an und leite sie zu einem Sensor. Ein zweiter messe die Luftfeuchtigkeit. Fertig! Es ist eine dieser Geschichten nach dem Motto: Und dann kam einer, der hat’s einfach selbst gemacht. Ganz Stuttgart spricht über Feinstaubalarme, Standorte von Messstationen und Ursachen der Belastung, und auch die Mitglieder des Sillenbucher Jugendrats treibt das Thema um. „Uns geht das schon was an, wir sind die Zukunft. Die Umwelt interessiert uns. Das ist ein Thema, das manche vernachlässigen“, sagt Claire Meyer (17), die Sprecherin des Jugendrats.

Um Gewissheit zu erlangen, wie gut oder schlecht die Luft im Heimatbezirk ist, hat das Gremium beschlossen, selbst zu messen. Gelernt, wie man so ein Gerät baut, hat Artem Iegorov in einem Workshop, für die Umsetzung wenden die Mitglieder einen Teil ihres Budgets auf. Noch sind jedoch Fragen zu klären, etwa die nach dem Standort. Die Jugendräte haben sich schon einen Platz ausgeguckt. Ein Mast am U-Bahn-Stopp Sillenbuch, unmittelbar an der Kirchheimer Straße, wo besonders viele Autos unterwegs sind, schwebt ihnen vor. Dazu müssen sie aber zunächst die Erlaubnis der SSB einholen, sagen sie.

„Jeder kann etwas tun“

Auch müssen die Jugendlichen noch einen WLAN-Zugang finden, den sie nutzen dürfen. Denn das Feinstaubmessgerät soll die Daten direkt in eine Online-Karte einspeisen. Eine ganz ähnliche Karte, die die Daten in Stuttgart und der ganzen Region darstellt, gibt es übrigens bereits: www.stuttgarter-zeitung.de/feinstaub.

Die Jugendräte scheinen voller Tatendrang. Bei der reinen Messung soll es möglicherweise nicht bleiben. „Sollten die Werte stark erhöht sein, überlegen wir, was wir tun können“, sagt Claire Meyer. Ihr und ihren Mitstreitern im Jugendrat ist die Signalwirkung wichtig. Die Sillenbucherin stellt klar: „Jeder kann was tun.“