Feine Sahne Fischfilet spielt in Dessau. Foto: dpa-Zentralbild

Das vieldiskutierte Konzert der norddeutschen Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ ist in Dessau-Roßlau friedlich abgelaufen. Befürchtete Aufmärsche von Rechtsextremen blieben aus.

Dessau-Roßlau - Das vieldiskutierte Konzert der norddeutschen Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ ist in Dessau-Roßlau störungsfrei über die Bühne gegangen. Nach der umstrittenen Untersagung der Stiftung Bauhaus Dessau, das Konzert auf der Bauhausbühne zu veranstalten, traten die Musiker in einem alten Brauereigelände auf. Befürchtete Aufmärsche von Rechtsextremen blieben aus. Am Mittwoch befasste sich der Stiftungsrat der Stiftung Bauhaus Dessau, deren Vorsitzender Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) ist, mit der Absage an das ZDF. Der Sender wollte das Konzert ursprünglich in der Reihe zdf@bauhaus im Bauhaus aufzeichnen.

Der Stiftungsrat erklärte am Mittwoch nach seiner Sitzung, dass er erwartet, „zukünftig bei Entscheidungen von erheblicher kulturpolitischer Tragweite umgehend eingebunden“ zu werden. Die Entscheidung sei „ohne ausführliche Abwägung der damit verbundenen Konsequenzen und ohne ausreichende Einbeziehung der lokalen Akteure und Verantwortlichen sowie fachlichen Partnern erfolgt“, teilte der Stiftungsrat weiter mit. Zugleich wurde bedauert, dass die Arbeit der Stiftung Bauhaus Dessau im Moment nicht ausreichend wahrgenommen und durch die aktuellen Vorgänge überlagert werde.

Kundgebung von Neonazis abgesagt

Eine für Dienstagabend geplante Kundgebung von Neonazis aus dem Kameradschaftsspekktrum, die sich in der Nähe des Konzertortes postieren wollten, war kurzfristig abgesagt worden, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Stattdessen versammelten sich 15 bis 20 Rechtsextreme unangemeldet mit Fahnen und einem Plakat, das sich gegen den Auftritt von „Feine Sahne Fischfilet“ richtete, vor dem Bauhausgebäude. Die Teilnehmer hätten Fotos gemacht und seien dann wieder verschwunden. Laut Polizeisprecher soll es sich um in der Stadt bekannte Neonazis aus der Region handeln.

Bereits am Dienstagnachmittag hatten an einer Kundgebung unter dem Motto „Stabil bleiben. Gegen den Rechtsruck und für die Kunstfreiheit“ von „Dessau Nazifrei“ und „Halle gegen Rechts“ vor dem Anhaltischen Theater rund 200 Menschen teilgenommen. Darunter war auch der ehemalige Bauhaus-Direktor Philipp Oswalt, der scharfe Kritik an der Stiftung Bauhaus Dessau übte. Er sagte: „Die Absage des Konzertes hat die Demokratie und das kulturelle Leben in unserem Land beschädigt.“ Oswalt forderte eine Entschuldigung von der Stiftungs-Direktorin Claudia Perren und von Robra, der aus seiner Sicht vom Amt des Stiftungsratsvorsitzenden zurücktreten und auch aus dem ZDF-Fernsehrat ausscheiden sollte.

Stiftung Bauhaus in der Kritik

Bei einer weiteren Gedenkveranstaltung des Netzwerkes „Gelebte Demokratie“ am Info- und Mahnpunkt Zyklon B auf der Dessauer Brauereibrücke nahmen nach Polizeiangaben 55 Menschen teil. Die Veranstaltung sollte sich auch gegen die ursprünglich angemeldete Kundgebung der Neonazis richten. Laut Polizei verliefen alle Veranstaltungen friedlich, es gab keine Strafanzeigen. Die Band „Feine Sahne Fischfilet“ selbst bedankte sich auf ihrer Facebook-Seite bei den Unterstützern, mit Anspielung auf einen eigenen Songtext unter jedem Post mit: „Sachsen-Anhalt noch nicht komplett im Arsch!“. Am Bauhausgebäude hatte die Band zudem eine Urkunde für die „PR-Aktion des Monats“ hinterlassen.

Der Auftritt der Band soll am 1. Dezember um 23.30 Uhr in 3sat ausgestrahlt werden. Die Stiftung Bauhaus Dessau war vor allem in die Kritik geraten, weil sie das Konzert auf der Bauhausbühne vor dem Hintergrund angekündigter Proteste aus dem rechtsextremen Spektrum und dem Druck von AfD und CDU untersagt hatte. Unter den 600 Konzertbesuchern in der Alten Brauerei waren auch Grünen-Politiker wie Umweltministerin Claudia Dalbert, die Bundestagsabgeordnete Steffi Lemke sowie Jürgen Trittin, ehemaliger grüner Fraktionsvorsitzender im Bundestag.