Die Feier im Kirchensaal wird von vielen Ehrenamtlichen gestemmt. Foto: Gottfried Stoppel

Zu einer Feier für Alleinstehende kommen rund 100 Gäste in den Saal der Kirche St. Karl Borromäus in Winnenden. Eingeladen hatte Willy Schmidt. Er und ein Freiwilligen-Team organisieren den Heiligabend für Bedürftige seit Jahren.

Winnenden - Klaus Fuchs steht an der Tür zum Saal der katholischen Kirche St. Karl Borromäus in Winnenden und empfängt jeden der rund 100 Gäste persönlich. Wie in einem feinen Restaurant werden die Besucher zu ihren Plätzen geleitet. Die 73-jährige Dame aus Winnenden-Höfen, die eben den festlich geschmückten Raum betreten hat, erzählt, dass sie seit dem Tod ihres Mannes immer zu der Feier an Heiligabend für alleinstehende und bedürftige Menschen komme. „Sonst wäre ich Mutterseelen allein.“ Am 24. Dezember einsam daheim sitzen, das wolle sie nicht.

„Man gewöhnt sich ja an vieles . . .“ An das Leben ohne den Ehemann, an die Beschwernisse des Alters. Aber an Heiligabend wolle sie plaudern, feiern, in Gesellschaft speisen. Und schon kommt einer der vielen Helfer, fragt, ob er eine Gulaschschuppe bringen dürfe oder Saitenwürste.

Bei dieser Feier, die von ehrenamtlichen Helfern wie Klaus Fuchs gestemmt wird, sagt die Dame und lächelt, „bei dieser Feier fühle ich mich aufgehoben“. Wie ihr dürfte es den meisten anderen Gästen gehen. Nicht alle indes wollen reden, manche sitzen stumm da, löffeln ihre Suppe, blicken in die Runde, schweigen.

Im ersten Jahr hat Willy Schmidt alle ganz allein bekocht

Willy Schmidt ist zufrieden. Der 58-jährige Mann aus Winnenden ist der Begründer dieser speziellen Weihnachtsfeier. Seit 2011 lädt der Mann ein. Früher, erzählt der Bauingenieur, habe er immer mit seinem Bruder Heiligabend verbracht. Dann indes blieb diese Einladung mal aus – und Schmidt hat flugs umdisponiert. „Okay, ich mache meine eigene Feier“, habe er sich damals gesagt, die Kirche um einen Raum gebeten, eingeladen und abgewartet. Im ersten Jahr kamen knapp zwei Dutzend Männer und Frauen, die nicht allein sein wollten am 24. Dezember. Willy Schmidt hat sie alle ganz allein bekocht und beschenkt.

Mittlerweile schmeißt ein rund 15-köpfiges Team von Freiwilligen die Feier im Kirchensaal. Sponsoren lassen Geld springen. Jahr für Jahr kämen rund 100 Gäste, erzählt Schmidt, der nach eigenen Angaben schon viele andere Aktionen initiiert hat. Er habe Wohnungen verschenkt an soziale Einrichtungen, Benefizveranstaltungen organisiert, und er musiziere mit seiner Mundharmonika in Altenheimen.

Für jeden Gast ein schön verpacktes Geschenkle

Auch während der Heiligabend-Feier mitten in Winnenden schnappt sich Willy Schmidt sein kleines Musikinstrument und spielt ein paar Weihnachtslieder. Dann gibt es für jeden Gast ein schön verpacktes Geschenkle. Auch zu vorgerückter Stunde kommen immer noch neue Gäste, viele sind Wiederholungstäter. „Hallo Paule“, mit diesen Worten begrüßt Fuchs einen Mann.

Unterdessen plaudert die 73-jährige Dame aus Höfen angeregt mit ihrer Sitznachbarin. Ob sie denn im nächsten Jahr wieder kommen werde zu der Weihnachtsfeier im Souterrain der Kirche? Was für eine Frage! „Na klar – wenn Gott will.“