Seit dem Abstieg in 1980er Jahren aus der Oberliga plagen FC Eislingen Geldsorgen. Um das Überleben des Vereins zu sichern, stellten zahlreiche Mitglieder ihrem Club private Darlehen zur Verfügung.

Eislingen - Zu Beginn der 1980er Jahre sind die Eislinger Fußballer aus der Oberliga abgestiegen. Seither plagen den 1914 gegründeten Fußballclub Geldsorgen. Um das Überleben des Vereins zu sichern, stellten zahlreiche Mitglieder ihrem Club private Darlehen zur Verfügung. Gut verwaltet hat der Vorstand die Kredite allerdings nicht. Zwei amtierende Vorstandsmitglieder und die Anfang 2008 abgesetzten ehemaligen Finanzvorstände müssen sich deshalb seit Mittwoch vor dem Göppinger Amtsgericht verantworten. Ihnen werden unerlaubte Bankgeschäfte, Betrug und Untreue vorgeworfen. Den Angeklagten drohen bis zu vier Jahren Gefängnis.

Rainer I. und Thomas R., 54 und 44 Jahre alt, sind seit ihrer Kindheit Mitglied beim FC Eislingen. Zuerst kickten sie dort, später leiteten sie das Training und seit Mitte der neunziger Jahre bilden sie die Führungsspitze des Vereins. Zum Vorstand gehörten auch der 59 Jahre alte Willi P. und der 65-jährige Franz B. Die beiden Bankfilialleiter waren über Jahre hinweg für die Finanzen des Vereins zuständig.

Geschlossen übernahmen die vier mit ihrem Amtsantritt das System ihrer Vorgänger, das den Verein durch Darlehen der Mitglieder finanziell über Wasser hielt. Der Präsident und sein Vize gingen dabei sogar vorneweg. Sie und ihre Familien haben bis zum heutigen Tag fast 300.000 Euro in ihrem Club stecken.

"Warum haben Sie sich um den Verbleib des Geldes nicht schon aus eigenem Interesse gekümmert? Sie halten für die Verluste als Vorstand den Kopf hin." Diese Frage von Staatsanwalt Werner Doster nahmen die beiden Vorsitzenden fast mit ungläubigem Staunen auf. Man habe in die Kompetenz und die Freundschaft der beiden Finanzexperten vertraut, sagten Rainer I. und Thomas R. vor Gericht aus. Dass es schlecht um den Verein und die Darlehen der Mitglieder stand, wollen die beiden Clubchefs erst erfahren haben, als Ende 2007 zwei Kredite unvorhergesehen zurückgefordert wurden und sich der Verein als zahlungsunfähig erwies.

Tatsächlich musste zumindest einer der beiden Finanzvorstände, nämlich Franz B., bei der Befragung durch Richterin Inga Stumpf einräumen, dass er ab 2004 wusste, wie es um den Verein stand. Damals erstellte er, als sein Kollege wegen einer Erkrankung für längere Zeit ausfiel, eine Liste mit den Kreditgebern und war nach eigenen Angaben über das Ergebnis "zu Tode erschrocken". Die Summe von 580.000 Euro hätte der Verein nie zurückzahlen können.

Anstatt die anderen Vorstände oder die Mitglieder zu unterrichten, zog es Schatzmeister B. vor zu schweigen und im alten Trott weiterzumachen. Das heißt: Im Jahresbericht für die Mitglieder tauchten die Finanzlöcher ebenso wenig auf wie in den zweiwöchigen Besprechungen des Vorstands. "Die ganze Kreditgeschichte war ein Tabuthema. Niemand wollte darüber sprechen, und niemand fragte danach", erklärte Franz B. vor Gericht.

Im Gerichtssaal, der am Mittwoch mit zahlreichen Gläubigern gefüllt war, erhob sich gegen diese Darstellung kaum Widerspruch. Dass mit dem Geld nur die Schulden des Vereins und zum Schluss auch die laufenden Geschäfte bezahlt wurden, glauben die Geschädigten aber nicht. Sie vermuten, dass ein großer Teil der Gelder verspekuliert wurde. Dafür gab es am ersten Verhandlungstag allerdings keine Anzeichen.