Bleiben oder gehen? Diese Frage stellt sich Bayern-Torjäger Robert Lewandowski immer mal wieder.Foto:Getty Foto:  

Der Torjäger des FC Bayern ist ein herausragender Stürmer und kokettiert gelegentlich mit einem Wechsel zu Real Madrid. Doch in der Champions League überzeugt er nicht immer. Wie gut ist er?

München - Robert Lewandowski entschied sich für den ganz großen Auftritt. In einem Münchner Schickimicki-Lokal trafen sich die Spieler des FC Bayern am Samstagabend zum kleinen Meisterschmaus. Weltmeister Mats Hummels, dem wie einigen Kollegen für Stadtfahrten auch mal die U-Bahn oder Vespa genügt, kam mit dem Fahrrad. Lewandowski aber fuhr röhrend mit seinem Ferrari vor. Der Stürmer pflegte mal wieder seinen Status als unverzichtbarer Star im Ensemble der vielen populären Kicker.

Käme Lewandowski an diesem Mittwochabend (20.45 Uhr/ZDF) im Viertelfinalrückspiel der Champions League gegen den FC Sevilla auch sportlich eine herausgehobene Rolle zu, wäre das für den FC Bayern München besonders hilfreich. Nach dem 2:1-Hinspielsieg könnte der Pole mit Toren die Restzweifel am Einzug ins Halbfinale rasch beseitigen. Und auch wenn die Bayern durchaus aufpassen müssen, nicht allein wegen der drohenden Gelbsperren für Lewandowski, Franck Ribéry, Jérôme Boateng, Joshua Kimmich, Corentin Tolisso und Sebastian Rudy, stehen die Vorzeichen günstig.

26 Treffer in der Bundesliga

Zuletzt allerdings schien Lewandowski in Europas Eliteliga ein wenig an Grenzen zu stoßen. Anders als in der Bundesliga, wo er bereits 26-mal in 26 Einsätzen getroffen hat. National ist er unangefochten und auf dem Weg, die 2016 und 2017 erreichten 30 Tore in den ausstehenden fünf Partien zu übertreffen.

International aber sticht der 29-Jährige mit bisher fünf Treffern keineswegs hervor. Im Gegensatz zu Real Madrids Cristiano Ronaldo, 33, der schon 14 Tore angehäuft hat. Dabei ist der königliche Weltstar Lewandowskis Referenzgröße. Weltfußballer, wie der Portugiese zum fünften Mal, wäre Lewandowski nur zu gerne. Wenigstens einmal in seiner durchkalkulierten Karriere, in der sein Starimage mit außersportlichen Aktivitäten wie einer eigenen Modelinie gezielt befördert wird.

Reals Strahlkraft reizt den Stürmer

Es scheint gerade, als spiele Lewandowski in Europas Eliteliga auch gegen die Schatten seiner Zukunft, um die es immer wieder Spekulationen gibt. Den andauernden Meldungen aus Spanien, Real Madrid wolle Lewandowski im Sommer verpflichten, hielt Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zwar die Wette entgegen, die bis 2021 gebundene Nummer neun werde auch in der nächsten Saison garantiert für die Münchner Bayern auflaufen. Doch entspricht das auch dem Ansinnen des Spielers, der im August 30 Jahre alt wird und nun womöglich die letzte Chance sieht, zu seinem „Traumverein“ (Rummenigge) mit der noch deutlich größeren Strahlkraft zu wechseln?

Seit der Starberater Pinhas Zahavi im Februar Lewandowski unter seine Fittiche genommen hat, hält sich der Profi mit öffentlichen Äußerungen auffallend zurück. „Robert wäre gut beraten, sich auf den FC Bayern zu konzentrieren“, hatte Trainer Jupp Heynckes zudem Anfang März gemahnt. Er wisse nicht, „ob das Spekulationen sind oder Träume“, fügte er zu den wiederkehrenden Gerüchten hinzu. Fest stand für Heynckes: „Wenn du bei Bayern München spielst, hast du schon den Gipfel erklommen.“ Wäre er an Lewandowskis Stelle, „gäb’s für mich keinen anderen Club“.

Kritik an Bayerns Transferpolitik

Dass Lewandowski diese Meinung nicht uneingeschränkt teilt, hatte er schon im September in einem „Spiegel“-Interview verdeutlicht, in dem er die vergleichsweise zurückhaltende Transferpolitik des FC Bayern kritisierte und die gestiegene Macht der Spieler unterstrich. Loyalität, sagte er, zähle im Profifußball nicht, sondern „Erfolg und Geld“, und „wenn ein Spieler wirklich wechseln will, dann kann er das in der Regel auch durchsetzen“. Vorausgesetzt, die Leistungen veranlassen Interessenten zum ganz tiefen Griff in die Vereinskasse. Erweichen lassen dürften sich die Bayern aber kaum.

So oder so geht es für Lewandowski in dieser Saison nicht nur um sein Ziel, erstmals den Henkelpott zu gewinnen, sondern auch darum, in den großen Spielen viele Tore beizutragen, um der Einschätzung vieler Experten und Kollegen gerecht zu werden, „einer der drei besten Stürmer der Welt“ zu sein.

Auswärts häufig wirkungslos

In Sevilla war der polnische Nationalstürmer allerdings fast abgemeldet, er kam auf 28 Ballkontakte, zwei Torschüsse und nur 27 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Ähnlich unterdurchschnittlich fiel seine Bilanz im vorherigen Spiel bei Besiktas Istanbul aus (18 Ballkontakte, zwei Torschüsse, 50 Prozent gewonnene Zweikämpfe). Bestätigt wurde damit ein Trend. Seit Lewandowski 2014 aus Dortmund zum FC Bayern überlief, hat er auswärts in seinen bisherigen zehn K.-o.-Spielen nur zwei Tore erzielt – beide per Elfmeter. Immerhin empfangen er und die Münchner Sevilla nun in der eigenen Arena. In den bisherigen vier Heimspielen dieser Saison traf Lewandowski viermal.

Ein guter Wert, aber kein herausragender. Ronaldo brachte es zu Hause auf sechs Tore – und auswärts auf acht.