Der Kabarettist Sebastian Krämer landet im hiesigen statt im niedersächsischen Hemmingen. Foto:  

Ziemlich dumm gelaufen: Sebastian Krämer wähnte sich richtig: Der Künstler hatte die schwäbische Gemeinde Hemmingen fast erreicht, als ihm auffiel, dass sein Publikum in Niedersachsen auf ihn wartete.

Hemmingen - Dumm gelaufen – oder der Beginn einer schwäbisch-niedersächsischen Veranstaltungsreihe? So oder so mittendrin: Der Kabarettist Sebastian Krämer, bekannt aus seinen TV-Auftritten in „Neues aus der Anstalt“, „Ottis Schlachthof“ und „Mitternachtsspitzen“, hatte am Freitag einen Auftritt in Hemmingen.

Also sitzt der in Berlin lebende Krämer am selben Tag im Zug nach Stuttgart. Noch fällt ihm nichts auf. Dann aber: „Ich war im Bus, der ab Zuffenhausen rüberfährt, und wollte mit Google-Maps die Haltestelle abpassen, die sich dem Zielpunkt auf der Karte am dichtesten nähert“, sagt er. Um im nächsten Moment zu erschauern – der Zielpunkt war wo ganz anders. Weit weg vom Strohgäu.

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Sein Hemmingen, sein Kabarettauftritt hätte 500 Kilometer weiter nördlich gelegen. In der knapp 19 000 Einwohner zählenden Stadt Hemmingen in der Region Hannover.

Krämer blieb nichts anderes, als den Veranstalter „mit reichlich Zerknirschung in der Stimme“ anzurufen – und dann seine in Tübingen lebende Schwester. Bei ihr sei er dann untergekommen. „Ich hätte es wissen können“, sagt der 46-Jährige rückblickend. Sein Management habe ihm alles richtig übermittelt, er allein hatte nicht aufgepasst, als er die Bahnreise im Internet plante. Ihm sei das Hemmingen bei Hannover in der Auswahl nicht ins Auge gefallen – aus Unachtsamkeit. Eigentlich kenne er die Region, im April gastiert er dort gleich zweimal.

Der Veranstalter reagiert mit Humor

Zu allem Überfluss: Sein Zug fuhr von Berlin nach Stuttgart mit Halt in Hannover. Er hätte also frühzeitig am Ort des Auftritts sein können, um „Liebeslieder an deine Tante“ im Kulturzentrum Bauhof aufzuführen, das ärgere ihn dann doch. Der Veranstalter dort reagierte mit Humor: „Es musste ja mal passieren“, schreiben sie auf ihrer Internetseite. „Nun ist das passiert, was wir seit 22 Jahren immer schon mal befürchtet haben.“

Der Kabarettist selbst sagt – frei von Ironie und schwarzem Humor, der seinen Texten bisweilen innewohnt –, es sei ihm wichtig, das Konzert nachzuholen. „Ich will das wieder gutmachen. Es muss für mich auch kein besonders praktischer Termin sein.“ Vorausgesetzt natürlich, fügt er süffisant an, die Hemminger dort wollten ihn noch sehen. Davon darf der mehrfach für seine Gesangs- und Kabarettkunst ausgezeichnete Künstler freilich ausgehen. Man wolle sich um einen neuen Termin bemühen, gelobt der Veranstalter via Homepage.

Das Konzert des Chansonniers soll nachgeholt werden

Aus Krämers Missgeschick könnte aber auch Neues entstehen. Thomas Schäfer, der Bürgermeister im schwäbischen Hemmingen, hatte am Montag bereits Kontakt zu seinem früheren niedersächsischen Amtskollegen. Claus-Dieter Schacht-Gaida, bis Herbst 2021 im Amt, habe ihm geschrieben, dass der Kulturverein Bauhof auch das Format „Bauhof on tour“ habe. Schacht-Gaida habe dem Vereinsvorsitzenden vorgeschlagen, den Begriff weiter zu fassen und nach dem Motto „Auf der Suche nach dem wahren Hemmingen“ eine Veranstaltung in und mit der Gemeinde Hemmingen zu planen. Für eine solche Kooperation stünden sie gern bereit.

Nicht die erste Verwechslung

Für ihn war es nicht die erste Verwechslung der beiden Kommunen. Ein Spediteur sollte einmal Fitnessgeräte für den Familienfreizeitplatz liefern, er fuhr aber nach Niedersachsen. Und ein Asylbewerber aus der niedersächsischen Erstaufnahmestelle sollte zur Anschlussunterbringung ins dortige Hemmingen, hatte allerdings Bahntickets ins Schwäbische. „Wir haben ihn für eine Nacht beherbergt“, sagt Schäfer. Tags darauf reiste der Mann zurück – von Hemmingen nach Hemmingen.