In Stuttgart musste Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) den Narren Platz machen. Foto: 7aktuell.de | Oskar Eyb

Noch einmal richtig feiern, bevor der Aschermittwoch kommt: Im Südwesten gab es am Fastnachtsmontag zahlreiche Umzüge und Veranstaltungen. Gemütlich war es aber nicht überall. Fritz Kuhn wurde von Narren im Stuttgarter Rathaus heimgesucht.

Rottweil - Die Narren im Südwesten haben am Montag Schnee und Kälte getrotzt und in vielen Hochburgen der Fastnacht die Fünfte Jahreszeit gefeiert. Einer der Höhepunkte war der Narrensprung in Rottweil, bei dem Maskenträger durch das Schwarze Tor in die älteste Stadt Baden-Württembergs zogen. Auch zeitweise starker Schneefall hielt Teilnehmer und Zuschauer nicht ab: Am Straßenrand standen der Polizei zufolge rund 15 000 Besucher. Der Narrensprung gilt als eine der ältesten Traditionen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht.

Eine Besonderheit in Rottweil ist, dass alle Narrenfiguren - Federahannes, Biß, Geschell, Fransenkleid, Schantle - durcheinander springen und nicht in Gruppen geordnet die Umzugsstrecke ablaufen. Die Federahannes wagten an ihren langen Stangen kühne Luftsprünge, mit einem am oberen Ende befestigten Kalbsschwänzchen kitzelten sie Zuschauer an der Nase. Dem CDU-Bundestagsabgeordneten Volker Kauder, der den Narrensprung mit Oberbürgermeister Ralf Broß (parteilos) von einer Tribüne aus verfolgte, polierten sie damit die Glatze.

Fahrt in Holzzubern

Nach Angaben der Narrenzunft Rottweil stammt die erste Erwähnung von Larven und Verkleidung im Rottweiler Stadtrecht von 1546. Eine weitere einzigartige Tradition der schwäbisch-alemannischen Fastnacht stand am Nachmittag mit der „Da-Bach-na-Fahrt“ in Schramberg (Kreis Rottweil) auf dem Programm. 40 Zweierteams wagten die Fahrt in verzierten Holzzubern durch die laut Narrenzunft vier Grad kalte Schiltach. Rund 10 000 Besucher schauten nach Polizeiangaben zu.

Die „Da-Bach-na-Fahrer“ griffen bei den Verzierungen ihrer Zuber auch bundespolitische Themen auf. So fuhr ein schwarz-rotes „GroKo“-dil die Schiltach hinab, auf dem zwei „Da-Bach-na-Fahrer“ verkleidet als Noch-SPD-Chef Martin Schulz und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ritten - und baden gingen. Auch Landes- und Lokalpolitik knöpften sich die Teams vor, zum Beispiel die Diskussion um die Rückkehr des Wolfs und die Bewerbung um die Landesgartenschau, die in Schramberg jedoch umstritten ist.

Fritz Kuhn musste in Stuttgart Narren Platz machen

In der Landeshauptstadt Stuttgart musste Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) den Narren Platz machen - sie stürmten um 11.11 Uhr das Rathaus. Die Präsidentin des Fest-Komitees Stuttgarter Karneval, Anita Rösslein, habe den OB vom Schreibtisch abgeholt und zum Panoramafenster gebracht, wo sich die elf Karnevalsgesellschaften präsentierten, sagte ein Sprecher. Kuhn habe sie im offenen Rathaus begrüßt. „Und er erlaubte ihnen, so viel Konfetti zu werfen, wie sie wollten.“ Beim Fastnachts-Umzug am Dienstag in Stuttgart ist Konfetti auf dem Schlossplatz verboten.

Weitere Fastnachtsumzüge gab es etwa in Villingen-Schwenningen und in Ravensburg, wo schon am frühen Morgen zahlreiche verkleidete Besucher zu den Veranstaltungen strömten. In Fridingen (Kreis Tuttlingen) startete der Montag sogar noch früher: Beim sogenannten Fasnetsuchen zogen Narren mit lautstarken Instrumenten von Haus zu Haus. „Die ersten gehen schon um 5.00 Uhr los“, sagte der sogenannte Narrenvater Martin Schnell. Die Teilnehmer seien als alte Männer oder Frauen verkleidet und mit einer Art Vorhang vor dem Gesicht vermummt. Das Fridinger Fasnetsuchen ist nach Angaben der Zunft in seiner örtlichen Ausformung eine Rarität.

Friedliche Feiern

Andernorts stand am Montag auch der Brauch des Rügens, Schnurrens oder Aufsagens im Zentrum - das bedeutet nach Angaben der Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft so viel wie „liebevolles Necken und Spötteln, aber kein Zutragen von Gemeinheiten“.

Die meisten Narren und Veranstaltungsbesucher feierten in den vergangenen Tagen nach Polizeiangaben friedlich. Dennoch meldeten die Beamten einige Zwischenfälle: So kam es etwa in Malsch (Kreis Karlsruhe) bei einer Veranstaltung am Sonntag zu Auseinandersetzungen unter Besuchern, rund 22 Menschen mussten vom Roten Kreuz versorgt werden - unter anderem auch wegen zu viel Alkohols. Ein 16-Jähriger wurde zudem vorübergehend in eine Gewahrsamszelle gebracht, weil er randalierte und aggressiv war. Bei den Handgreiflichkeiten sei immer Alkohol im Spiel gewesen, teilten die Beamten mit.