Der Tresen der Berliner Bar Knutschfleck als Laufsteg: Models präsentieren die Herbst-/ Winterkollektion des Labels William Fan bei der Berliner Fashion Week. Foto: dpa

Todschick in die Berge oder mit Attitude in die City – die Berliner Fashion Week bietet Inspiration für alle Fälle. Die ganz großen Designer sind dieses Mal nicht dabei. Dafür Branchenlieblinge und Stammgäste.

Berlin - Die modische Spannbreite in Berlin reicht von Haute Couture bis Streetwear. Seit mehr als zehn Jahren findet zweimal im Jahr die Berliner Modewoche statt. Dieses Mal unter anderem dabei: Irene Luft, Anja Gockel, Marc Cain, Kilian Kerner, Marcel Ostertag, Lena Hoschek, Marina Hoermanseder. Wir haben die Höhepunkte und Hingucker vom Berliner Modespektakel im Überblick.

Winterwunderwerke

Sowohl die Münchner Luxusmarke Bogner als auch das österreichische Label Sportalm haben Pisten-Atmosphäre auf die Laufstege gebracht. Der Label-Chef bei Bogner, Andreas Baumgärtner, nannte seine Show „Alpine Clubbing“ und ließ die Models mit großen Fellmützen, kniehohen Boots und dicken Daunenjacken in grellen Farben defilieren. Hingucker: bauchfreie Tops und Fellstiefel für die Après-Ski-Party. Bei Sportalm setzen bunte Leopardenmuster, Gelb- und Lilatöne intensive Akzente. Mäntel und Taschen sind aus Plüsch, Krägen und Bündchen aus Kunstfell. Auch hier weiß man um den Stellenwert des Après-Ski: schwarze Kleider und Röcke mit Blumenmuster, Jacken und schmale Hosen in Knallfarben machen aus Skihasen nach Liftschluss alpine Hipster.

Grüne Woche

„Meet You At The Train Station“ hieß das Motto beim etablierten Label Marc Cain und das tut man anscheinend am besten in der Farbe Grün. Auffällig viele Teile und Kombis wie Strickpullover, Hosenanzüge oder Maxi-Röcke präsentierte Kreativ-Chefin Katja Konradi in der Farbe der Hoffnung. Ansonsten: andere kräftige Farben, schmale Schnitte und Mustermix – typisch für Marc Cain. Außerdem im Programm: Faltenröcke in Midi, dazu ein bisschen Glitzer und Strick.

Frischer Wind

Abseits der Hauptschauen gibt es in Berlin auch Kreationen von Nachwuchs-Designern zu sehen. Bei der Modenschau „Neo.Fashion“ zeigen 45 Absolventen von vier Modehochschulen ihr Talent – nicht unbedingt alltagstauglich, aber innovativ. Manchmal wird es auch politisch wie bei der Jung-Designerin Bea Brücker, die einen Mantel mit übergroßem Trump-Konterfei präsentiert hat. Besonders ins Auge fielen die Kreationen der Designerin Atafeh Farzandi von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Ihre Abschlusskollektion mit dem Titel „Paradox“ war inspiriert von ihrem Heimatland Iran. Persische Schriftzeichen, Blumenranken und astronomische Symbole auf alten Stoffen und mit moderner Material-Technik verarbeitet, schaffen eine Symbiose aus Tradition und Moderne.

Modische Göttinnen

Anja Gockel, die ihre Show im Berliner Hotel Adlon zeigte, hat sich für ihre Kollektion vom griechischen Wort „théa“ – Göttin – inspirieren lassen. „Wenn wir Frauen den Mut haben, uns auf unsere Stärken, unser Charisma zu konzentrieren, dann sind wir alle göttlich“, sagte die Mainzer Designerin. Um Vielfalt auch auf dem Laufsteg zu zeigen, ließ sie auch Frauen laufen, die keine Profi-Models sind, zum Beispiel die Klempnerin Sandra Hunke und die Olympionikin Alexandra Wester. Gockel kombinierte Glitzer-Röcke zu lässigen Pullovern und einen Tweed-Mantel zum Federrock. Farblich setzt die Designerin aus Mainz auf gedeckte Grün- und Beerentöne.

Freche Sprüche

Der Kölner Designer Kilian Kerner ist nach längerer Fashion-Week-Abstinenz wieder da mit dem Label KXXK. „Großstadtleben““ hat er seine Show im E-Werk genannt und eine originelle Kollektion präsentiert. Statements wie „Ich bin kein Rassist und dafür muss ich nicht schlau sein“ oder „Mein Bro ist gay und ich hab ihn lieb“ prangen auf Jacken und Shirts. Hochwasserhosen, breite aufgenähte Bünde, ausgesparte Schultern – Kilian Kerner setzt auf ungewöhnliche Details und erntet viel Aufmerksamkeit in der Modebranche.

Promidichte

Auch wenn die Fashion Week Wert darauf legt, kein Promi-Hotspot sein zu wollen, wurden selbstverständlich jede Menge ebensolche gesichtet. Zum Beispiel Stars und Sternchen wie die Models Stefanie Giesinger (22), Barbara Meier (32) oder Franziska Knuppe (44), Berlins SPD-Bürgermeister Michael Müller (54), Model und Autorin Gitta Saxx (53), Ex-Boxerin Regina Halmich (42), Schauspieler Jimi Blue Ochsenknecht (27), Moderatorin Frauke Ludowig, Sängerin Yvonne Catterfeld oder Schauspielerin Hannah Herzsprung. Auch ein A-Promi aus den USA ließ sich blicken: die rotblonde „Suits“-Darstellerin Sarah Rafferty war Stargast bei der Marc-Cain-Show.

Die Modewoche in Berlin hat sich etabliert

Seit 2007 gibt es zweimal im Jahr die Berliner Modewoche. Eine wichtige Nische für die Designer ist die „Green Fashion“. Besonders Upcycling, also aus alten Dingen Neues zu gestalten, und das Einhalten ökologischer Standards spielen in der Hauptstadt ein wichtige Rolle. Hauptschauplatz ist das E-Werk, ein ehemaliger Techno-Club, in dem die Schauen der Mercedes-Benz Fashion Week über die Bühne gehen.