Bahn frei für den Stuttgarter Faschingsumzug – die Polizei ist am Start. Foto: 7aktuell.de/Christian Euler

Reisende Rabauken bei Fasnetsveranstaltungen sorgen hier und da in der Region für Alarm bei den Sicherheitsverantwortlichen. Vereinzelt gibt es neue Alkoholverbote und mehr Polizeikräfte.

Stuttgart - Monika Ackermann erinnert sich genau. Als die Verkehrspolizistin 2016 den Polizeieinsatz für den Stuttgarter Faschingsumzug in der Innenstadt plante, da stand Köln über allem. Die Übergriffe in der Silvesternacht sollten sich im närrischen Treiben nicht wiederholen – also wurde die Zahl der Polizeikräfte spürbar erhöht. Nun, drei Jahre später beim Umzug in der Innenstadt am 5. März, ist es bei dieser aufgerüsteten Stärke geblieben. Aber nicht weil das Schlimmste befürchtet wird: „Wir sind sensibilisiert, und der Bürger soll merken, dass er in der Stadt sicher aufgehoben ist“, sagt die Polizeisprecherin.

Freilich ist Stuttgart nicht wirklich eine Faschingshochburg – und alkoholbedingte Gewaltdelikte sind am Faschingsdienstag nicht häufiger als sonst. Und Stuttgart ist auch nicht Wernau. In der Stadt im Kreis Esslingen wird es am Samstag beim Faschingsumzug ein Verkaufsverbot von Hochprozentigem geben. Damit reagiert die Kommune auf die zahlreichen Zwischenfälle im Vorjahr. Begangen von einem Personenkreis, „der häufig von außen kommt und sich nicht wirklich für den Umzug interessiert“, so Wernaus Rechtsamtsleiter Fabian Deginus. Eine Feststellung, die landesweit immer wieder getroffen wird.

Mehr Polizei in Wernau

„Wir haben unsere Kräftelage in Wernau für dieses Jahr angepasst“, sagt Polizeisprecher Christian Wörner vom zuständigen Polizeipräsidium Reutlingen. Soll heißen: Es werden mehr Polizisten im Einsatz sein. Dass die Stadt Wernau durchgreift, sieht Wörner positiv: „Wir begrüßen jede Maßnahme, die einen Beitrag zur Minimierung des Alkoholkonsums leistet.“ Zur Erinnerung: Beim letzten Mal wurde ein 54-Jähriger zusammengeschlagen, weil er einen Mann ansprach, der an einen Pkw urinierte. Wachleute wurden von zwei 20 und 21 Jahre alten Rabauken angegriffen, die mit über zwei Promille alkoholisiert waren. Dann war da noch ein 13-Jähriger, der mit einer Alkoholvergiftung in eine Klinik musste.

In Weil der Stadt steigt die Drohne auf

Ähnlich ging es vor einigen Tagen in Ehningen (Kreis Böblingen) zu, als es am Rande des Umzugs zu mehreren Schlägereien unter jungen Besuchern kam. Eine gebrochene Nase eines 18-Jährigen und die gestohlene Kasse einer Narrenzunft gehörten zur Liste der Straftaten.

Wie reagiert die Polizei im Kreis Böblingen? Beim Fasnetsumzug am Sonntag in Weil der Stadt wird die Polizei eine Drohne mit einer Luftbildkamera einsetzen. „Das verschafft uns schnell einen umfassenden Überblick über den Ereignisraum“, sagt der zuständige Polizeisprecher Peter Widenhorn. An der Gefährdungslage selbst habe sich aber nichts geändert, man werde mit der gleichen Einsatzstärke unterwegs sein. Beim Pferdemarkt in Leonberg habe man mit der Drohne „positive Erfahrungen gemacht“, sagt Widenhorn.

Alkoholtestkäufe in Stuttgart

Auch die Stuttgarter Polizei hat Drohnen im Arsenal. Doch die sollen beim Umzug am Faschingsdienstag am Boden bleiben. „Das wäre des Guten zu viel“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Die Stadt setzt auf ein Sicherheitskonzept, das sich 2018 bewährt habe: „Die Polizei war mit genug Personal vor Ort, es gab keine Kriminalität“, sagt Stadtsprecher Martin Thronberens.

Konfetti-Verbot am Stuttgarter Schlossplatz: ja, Alkoholverbot wie in Wernau: nein. Es gebe doch Alkoholtestkäufe zum Jugendschutz. 2018 seien 105 Betriebe kontrolliert worden, „dabei wurden 24 Verstöße festgestellt“, so Thronberens. Nüchtern betrachtet gab es bei jedem vierten Betrieb einen Alkoholsündenfall. Ob die Tester an Fasching unterwegs sind, wird nicht verraten.