In diesem Jahr liegt der Fasching in vielen Orten darnieder (Archivbild von 2020). Foto: Stoppel

Corona hat nun auch noch die Karnevalssaison 2021 vermiest. Doch einige Narrenzünfte und Faschingsvereine haben sich überlegt, wie sie trotzdem präsent bleiben können.

Rems-Murr-Kreis - Jubel, Trubel, Narrentreiben: nachdem Faschingsumzüge und Co. im Februar 2020, kurz vor der ersten Corona-Welle, noch stattgefunden haben, sieht das laufende Jahr für Jecken düster aus. Proben für Guggenmusiker, Büttenredner und Hästräger waren aufgrund der Corona-Verordnungen quasi nicht möglich, und öffentliche Massenevents wird es ebenfalls nicht geben.

Vereine in Waiblingen und Fellbach sagen Umzüge ab

Viele Faschingsvereine und Hexenzünfte im Rems-Murr-Kreis haben sich daher entschieden, auf Umzüge und ähnliches zu verzichten. „Wir werden weder eine Veranstaltung durchführen noch werden wir Veranstaltungen besuchen. Gesundheit geht vor Risiko – allen zur Freud und niemand zum Leid“, schrieben beispielsweise die „Salathengste“ aus Waiblingen auf ihrer Webseite.

Auch beim Fellbacher Carneval Club FCC ist man traurig über die vermasselte Kampagne. Eigentlich hätte der FCC in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiern wollen. Daraus wird nichts – jedoch findet am Freitag, 12. Februar, eine virtuelle närrische Weinprobe in Kooperation mit den Fellbacher Weingärtnern statt. Für 40 Euro können Interessierte ein spezielles Weinpaket erwerben und dieses, närrisch begleitet, per Zoom-Videoschalte verkosten.

In Murrhardt machen die „Henderwäldler“ digitalen Fasching

Auch die „Murreder Henderwäldler“ sorgen für digitales Fasnetprogramm. „Geplant sind ein virtueller Rathaussturm und ein virtueller Narrenball“, erklärt die Zunftmeisterin Diana Spreu. Ersterer laufe über das Konferenzprogramm Teams ab, der Bürgermeister und Mitglieder des Gemeinderats und der Narrenzunft können sich zuschalten. „Es wird auch einen Mitschnitt geben, den wir veröffentlichen.“ Zum Narrenball nutzen die „Henderwäldler“ einen professionellen Streamingdienst, es wird Gastauftritte befreundeter Gruppen geben – und die Mitglieder erhalten ein Überraschungspaket nach Hause geschickt. Zudem gibt es einen Kostümwettbewerb, für den Mitglieder Fotos ihrer Verkleidungen per Whatsapp einschicken können.

Abseits von diesen vereinsinternen Events versucht die Narrenzunft, auch für die Bürger sichtbar zu sein. Der große Narrenbaum wird gesetzt, es gibt in der Stadt auch weitere, kleinere Bäume sowie Plakate und Banner“, sagt Diana Spreu. Auch die „Rechaspitzer“ in Althütte zeigen sich digital umtriebig. Am Samstag wird es einen virtuellen Narrensprung geben, der ab 14.01 Uhr auf Youtube und Twitch gezeigt wird. Um 17.01 Uhr am selben Tag blasen die Althüttener Narren dann zum virtuellen Sturm auf das Rathaus, der über dieselben Kanäle veröffentlicht wird.

Am digitalen Fasching gibt es auch Kritik

Manche Vereine beschränken sich darauf, zumindest mit Narrenbäumen oder Plakaten sichtbar zu bleiben. In Burgstetten zum Beispiel sind Banner aufgehängt, ansonsten hat der örtliche Faschingsverein seine Events abgesagt. Ähnlich hält man es in Sulzbach: Der Carnevalsverein hat zwar Anfang Januar ein „digitales Häsabstauben“ veranstaltet und wird demnächst heimlich einen Narrenbaum im Ort aufstellen. Auch ein Schaufenster haben die Narren hergerichtet, um an die Fasnet zu erinnern. Weitere digitale Angebote wird es aber nicht geben. „Es tut mir aufrichtig leid, ich kann damit nichts anfangen. Die Fasnet lebt doch vom Miteinander, nicht davon, vor einer Kiste zu hocken“, sagt Birgit Kollak, eine der drei Präsidentinnen des Sulzbacher Carnevalsvereins.

Jedoch: auch karnevalsfremde Vereine haben sich etwas überlegt. Der Turnverein Oeffingen zum Beispiel verkauft für 4  Euro Überraschungstüten. Inklusive ist der Zugang zu einer einstündigen Video-Vorstellung eines Clowns, mit Sketchen, Zauberei und Jonglage. Und der Urbacher Verein „Die Schatzkiste“ bietet am 15. Februar von 15 bis 17.30 Uhr einen Faschingsumzug mit Musikwünschen und einem Malwettbewerb.

Für einen realen Faschingsumzug mit Konfetti, Kamellen und Schabernack bietet all das natürlich keinen richtigen Ersatz. Aber wer weiß – vielleicht gibt es ja findige Köpfe, die sich für Fasching 2021 noch mehr einfallen lassen. Wie wäre es zum Beispiel mit karnevalstauglichen FFP-2-Masken? Diese würden auch den Gang zum systemrelevanten Lebensmittelmarkt zur Kostümschau machen.