Unter anderem mit Liedern von Hildegard Knef und Nina Hagen wird Angela Merkel heute verabschiedet. Foto: dpa

Die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich für den Zapfenstreich unter anderem „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen gewünscht. Was die Punk-Sängerin dazu sagt und warum das Lied auch eine dunkle Seite hat.

Berlin - Es ist das überraschendste der drei Musikstücke, die sich Angela Merkel für ihren Zapfenstreich gewünscht hat: „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen, die vor allem als Punk-Musikerin mit einprägsamer Stimme und Frau mit teils streitbaren Ansichten bekannt ist.

Dass Merkel den 1974 in der DDR erschienenen Hit wählte, hängt sicherlich mit ihrer Ost-Biografie zusammen. Nina Hagen war von der Wahl der jetzt scheidenden Bundeskanzlerin dennoch überrascht: „Auf alle Fälle bin ich von den neuesten überraschenden Musik-Nachrichten aus dem BundeskanzlerInnen-Amt genau so erstaunt gewesen, wie wahrscheinlich alle anderen Lebenskünstler und Lebenskünstlerinnen hierzulande und abroad, weltweit, wohl auch“, schrieb die 66-Jährige auf ihrem Facebook-Profil. Auf die Vorwürfe mancher Fans hin, sie biedere sich nun dem Establishment an, hätte sich „verraten und verkauft“ schrieb Hagen, sie sei darüber nicht vorab informiert worden und habe die Nachricht zunächst für Fake News gehalten. „Mir hat niemand vorher mal Bescheid gesagt. Kein Bundeskanzleramt hat uns mal vorher kontaktiert und niemand hat mich drauf vorbereitet.“

Texter wurde später verurteilt

Einen Grund für ihre Überraschung nennt sie auch: Der Text des Liedes stammt von Kurt Demmler, einem in der DDR angesehenen Liedermacher und Texter, der allerdings später wegen Kindesmissbrauchs verurteilt wurde und im Gefängnis Selbstmord beging. Demmler war 2000 wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Acht Jahre später wurde er erneut wegen zahlreicher weiterer Fälle angeklagt. Demmler erhängte sich im Februar 2009 während der Verhandlung im Gefängnis, sodass die Fälle nicht abschließen geklärt wurden.

Sie wolle, dass das Publikum die ganze Geschichte des Liedes kenne, so Hagen. Abgrenzen will sie sich von ihrem alten Werk aber nicht.

Zu ihrem Verhältnis zu Merkel sagte die Sängerin nichts, postete aber ein altes Video von 1992 von der Sendung „Talk im Turm“. Damals diskutierten unter anderem Nina Hagen und die damalige Bundesfamilienministerin Angela Merkel über die Legalisierung sämtlicher Drogen. Während Hagen dafür war, lehnte Merkel das strikt ab. „Ich bin dann irgendwann, leider, völlig ausgerastet, wohl, weil mir die Reaktionen von der damaligen Frauen- und Jugendministerin Frau Merkel zu teilnahmslos und gefühlskalt vorkamen“, schreibt Hagen zu dem Video:

Außerdem postete sie ein Foto von sich im so genannten Tempeldrom, eine alternative Kulturstätte im ehemaligen Ostberlin, die später den Regierungsbauten im Tiergarten, unter anderem dem Kanzleramt, weichen musste.

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