Johannes Patrick ist der Sohn von Trainer John Patrick – und nun im Profiteam der MHP Riesen Ludwigsburg angekommen. Foto: Imago

John Patrick ist seit 2013 Trainer der MHP Riesen Ludwigsburg. Nun hat sich dieses Engagement endgültig zur Familiengeschichte entwickelt. Patricks Söhne sind daran nicht ganz unschuldig.

München - Es ist erst ein paar Wochen her, da waren die MHP Riesen Ludwigsburg plötzlich in aller Munde. Ariel Hukporti kehrte aus den USA zurück mit der Auszeichnung des MVP (wertvollsten Spielers) beim Basketball Without Borders Camp, dem renommiertesten Jugendturnier auf dem Globus. Das war eine dicke Überraschung, der die Ansage folgte: „Mein Ziel ist die NBA, dort will ich ein All-Star-Spieler werden.“ Starke Worte – und jetzt?

Zum Auftakt des Bundesliga-Finalturniers in München kam Hukporti am vergangenen Sonntag beim 81:76-Sieg der Riesen gegen Rasta Vechta auf gerade mal vier Minuten Einsatzzeit, während es ein gewisser Jacob Patrick auf fast neun Minuten brachte. Patrick? Da war doch was.

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Genau: John Patrick ist der langjährige Coach der Riesen. Und sein 16-jähriger Filius nach seinem Debüt der viertjüngste Spieler der BBL-Geschichte. Doch damit nicht genug. Kurzzeitig kam auch noch Bruder Johannes (18) zum Einsatz, der dritte im Bunde. Willkommen in der Patrick-Family – zu der übrigens auch noch der ältere Julian gehört, dessen Talent zwar nicht für den großen Sprung gereicht hat, aber immerhin für den Trainerstab der U 14 der Ludwigsburger. Die Töchter Jessica und Judith sind auch noch Teil der Patricks – und: die Initialen der Vornamen sind alles andere als ein Zufall.

Für die Talente müssen andere weichen

JP lautet die Erfolgsformel – möglicherweise auch in Zukunft. Wobei Jacob als der talentiertere der beiden nun im Profikader angekommenen Youngsters gilt, während Spielmacher Johannes mehr vom harten Training lebt. Die beiden Basketballer bekamen am Sonntag selbst in wichtigen Phasen Spielzeit und nicht erst alibimäßig am Ende, wenn eine Partie oft schon gelaufen ist.

„Wichtig war, dass wir gewonnen haben“, sagte Coach Patrick, „wer dazu beigetragen hat, ist sekundär.“ Wobei Jacob Patrick zugab, dass sich seine anfängliche Nervosität auf dem Feld rasch gelegt habe. Und auf das Verhältnis zum Vater angesprochen sagte er: „In der Halle bin ich ein Spieler, und er ist der Trainer. Außerhalb ist er mein Vater, und ich bin der Sohn.“ Ganz einfach eigentlich, so lange alles sportlich vertretbar ist. Schließlich fanden sich dafür ein Lukas Herzog oder auch Radii Caisin nicht im Kader wieder, die in der Vergangenheit schon mehr Spielzeiten in der BBL aufweisen konnten.

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der Trend zur Jugend bleibt nicht ohne positive Folgen für den Verein. Erstmals in der Geschichte wurde die Ludwigsburger Nachwuchsarbeit von der BBL mit einem „zweiten Ball“ ausgezeichnet. Bewertet wurden die Kategorien Spieler-Entwicklung, Gesundheit, Betreuungssituation, Personal, Organisation, Hallen und Finanzierung. Die Riesen befinden sich damit im erlauchten Kreis mit Bayern München, Fraport Frankfurt und Rasta Vechta, das Optimum von drei Bällen kann nur Alba Berlin vorweisen. Unter allen Clubs werden nach einem bestimmten Schlüssel dann insgesamt 120 000 Euro Fördergelder im Jahr ausgeschüttet. Und vielleicht kommt irgendwann ja auch noch eine Ablöse für das Riesen-Talent Ariel Hukporti dazu.

Ariel Hukporti will Titel gewinnen

Der hat zwar noch einen Vertrag bis 2021, aber mit seinem 18. Geburtstag im April und der Volljährigkeit gibt es auch noch andere Optionen – Stichwort: Ausstiegsklausel. Zuletzt war Hukporti mit dem lettischen Provinzclub Nevezis Kedainiai in Verbindung gebracht worden. John Patrick weiß warum: „Dieser Verein gehört zu der Spielerberatungsagentur von Ariels Agent. So etwas sollte eigentlich nicht erlaubt sein, aber im Basketball gibt es leider keine Regeln.“ Und somit auch keine Verstöße.

Zunächst einmal hat der 2,13-Meter-Center aber noch andere Ziele, nach seiner Rückkehr aus den USA betonte er: „Ich will alle Titel in dieser Saison holen.“ Der mit dem U-19-Nachwuchs der Riesen ist nicht mehr möglich, weil die Runde abgebrochen worden ist. Bliebe noch die Meisterschaft in der Bundesliga. Doch da soll an diesem Dienstag (16.30 Uhr) gegen Frankfurt erst einmal der zweite Sieg her.