Wer ist der Anrufer – wirklich ein Polizist? Foto: picture alliance / /Julian Stratenschulte

In und um Stuttgart startet eine neue Welle der Betrugsmasche mit falschen Polizisten. Die Täter werden zunehmend skrupellos.

Stuttgart - Die Trickbetrüger, die sich telefonisch als Polizisten ausgeben, agieren offenbar noch skrupelloser als je zuvor. Bei der echten Polizei wächst die Sorge, dass die Opfer in ihrer Angst gegen die echten Beamten überreagieren könnten. Dies vor allem nach der zweistündigen Polizeiaktion in Neuhausen auf den Fildern (Kreis Esslingen), wo die Opfer von den Betrügern offenbar angewiesen wurden, auf die Beamten vor dem Haus zu schießen. „Glücklicherweise besaß das betagte Ehepaar keine Schusswaffen“, sagt die für den Landkreis Esslingen zuständige Polizeisprecherin Andrea Kopp.

Die Betrugsmasche ist eigentlich sattsam bekannt – doch seit Anfang November rollt wieder eine neue Welle von Anrufen über Stuttgart und die Region. In der Landeshauptstadt hatten die Täter am Mittwochabend in Neugereut Erfolg. Dort wurde gegen 22.15 Uhr ein 89-Jähriger angerufen – und ihm vorgegaukelt, er stehe im Visier von Verbrechern und müsse seine Wertsachen dringend an die Polizei übergeben. Eingeschüchtert übergab er gegen 22.35 Uhr eine Tüte mit Bargeld, Wertgegenständen und Geldbeutel im Wert von über 1000 Euro an einen etwa 40 Jahre alten Mann.

Was ist das Motiv der Täter? Rache?

„Anschließend hat er sich mit einem Nachbarn unterhalten, der ihn über die Betrugsmasche aufklärte“, sagt die Stuttgarter Polizeisprecherin Monika Ackermann. Als die Polizei um 23.15 Uhr von der Tat erfuhr, waren die falschen Polizisten längst über alle Berge. Die Kripo hofft über Telefon 07 11 / 89 90 - 57 78 auf Hinweise aus dem Bereich Kormoranstraße, Flamingoweg und Marabustraße.

Derweil ist innerhalb der Polizei die Diskussion entflammt, welchen Zweck die Täter verfolgen, wenn sie ihre Opfer gegen die anrückende Polizei aufhetzen. „Denn eigentlich müssen sie die Beute zu diesem Zeitpunkt schon abschreiben“, sagt Polizeisprecherin Ackermann. „Offensichtlich machen das die Täter aus reiner Boshaftigkeit, damit der Schaden so groß wie möglich wird“, sagt ihre Kollegin Andrea Kopp. Im Februar 2018 hatte ein 90-Jähriger im hessischen Hochtaunuskreis tatsächlich mit dem Gewehr auf Polizisten geschossen, weil er sie für Betrüger gehalten hatte. Es gab eine Leichtverletzte.