Rohr verstopft? Wer deshalb einen Fachmann braucht, sollte sich vorab unbedingt nach dessen Seriosität erkundigen. Foto: ZB/Patrick Pleul

Die Polizei hat mit der Hilfe von Bürgern aus Steinenbronn und Waldenbuch Ganoven geschnappt. Das Ganze ist bei Weitem kein Einzelfall. Experten erklären, wie man sich vor diesen Machenschaften schützen kann.

Steinenbronn/Waldenbuch - Bei Anruf Betrug. Zwei junge Männer aus dem Ruhrgebiet haben jüngst versucht, Bürger aus der Region abzuzocken – als falsche Rohrreiniger. Zunächst war das Duo bei einer 28-Jährigen in Steinenbronn aufgetaucht, nachdem die über eine Online-Servicenummer Handwerker gerufen hatte. 150 Euro waren vereinbart worden, doch die Monteure brachen irgendwann die Arbeit ab, stellten dafür ganze 324 Euro in Rechnung und sagten, dass Verstärkung kommen würde; ein Märchen. Statt sich mit ihrem Schicksal abzufinden, riefen die 28-Jährige und ihr Mann die Rohrreiniger nochmals – ins Haus der Eltern nach Waldenbuch. Zuvor riefen sie aber die Polizei. Beamte des Arbeitsbereichs Gewerbe und Umwelt nahmen die Kriminellen vor Ort in Empfang.

„Da habe ich richtig jubiliert“, sagt Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Ihm ist die Masche bestens bekannt, deswegen habe man in der Vergangenheit mit dem Landeskriminalamt zusammengearbeitet. Entstanden ist ein aktueller Online-Beitrag, der sich dem Thema „falsche Rohrreiniger“ widmet und Tipps gibt. Dort wird vor überzogenen Nacht- und Notdienstzuschlägen, unzulässigen Doppelberechnungen nach mehreren Abrechnungsmethoden oder auch teuren Spezialgeräten gewarnt, die plötzlich auf der Rechnung stehen, obwohl sie unnötig waren oder erst gar nicht zum Einsatz gekommen sind.

Das seien geschulte Schauspieler

Die Verbraucherzentrale rät: „Erkundigen Sie sich vorsorglich bei der örtlichen Installateur-Innung nach seriösen Anbietern.“ Kunden aus der Region landen dann bei Axel Heckers, dem Geschäftsstellenleiter der Innung Sanitär und Heizung Stuttgart-Böblingen. Auch er kennt die Geschichten von Scharlatanen zur Genüge. „Das ist seit etwa einem Jahr ein großes Problem.“

Bis zu 4500 Euro pro Kanalreinigung hätten Betrüger hierzulande schon eingesackt. Die Masche: Firmen werben online mit einer hiesigen Telefon-Vorwahl, tatsächlich landet der Anrufer aber in einem Callcenter, von wo aus wiederum windige Handwerker losgeschickt werden, die dann beim Kunden „alle etwas Show machen“ und stets vor Ort auf Bargeld drängen, erklärt Axel Heckers.

Matthias Bauer pflichtet ihm bei. „Das sind geschulte Schauspieler“, sagt er. Oft hätten die „Pfuscher“, wie er sie nennt, weder eine Ausbildung noch geeignetes Gerät. Die Formulare, die den Kunden vorgehalten würden, zeigten in der Regel weder eine – echte –Firmenadresse noch eine Rechnungs- oder Steuernummer. „Sofort wegschicken“, mahnt er. Oder die Polizei rufen, wenn man sich bedrängt fühlt.

Es seien mafiöse Strukturen

Beide Experten raten, sich frühzeitig über örtliche Firmen und deren Abrechnungsmodalitäten zu informieren und nicht erst im Schadensfall. Unter Stress falle die Recherche oft schwer. Aufschluss geben die Anhaben im Impressum einer Firma, die Innung bietet zudem ein Fachbetriebsverzeichnis an. Die Firma Rohr-Fuchs aus Plattenhardt etwa ist Innungsmitglied. Die Juniorchefin Mona Thorschmidt weiß: „Es gibt immer mehr schwarze Schafe.“ Von denen will man sich abheben, indem man etwa Preislisten vorlegt, aus denen ersichtlich ist, was jeder Schritt kostet. „Wir arbeiten auch mit vielen Hausverwaltungen zusammen.“ Das bald 30 Jahre alte Unternehmen ist jedoch selbst bereits ins Visier geraten. Schwindler hatten den Firmen-Google-Eintrag manipuliert, eine eigene Handynummer hinterlegt und so einige Kunden geprellt. Einen Handlanger habe man dingfest machen können, nicht jedoch die Hintermänner. Der Verbraucherschützer Matthias Bauer spricht von mafiösen Strukturen. „Es ist so, dass die Seriösen unheimlich darunter leiden.“

Dass das Ganze organisiert sei muss, hat sich auch im aktuellen Fall aus Steinenbronn und Waldenbuch gezeigt. Das Duo war laut Polizei mit völlig unzureichendem Werkzeug unterwegs. Und nicht nur damit. Die im Fahrzeug der Tatverdächtigen gefundenen Gegenstände lassen den Schluss zu, dass sie nicht nur als Rohrreiniger aufgetreten sind, sondern auch als Kammerjäger.