Vanessa Müller beim Training mit ihrem Milchuhu Teddy. Foto:factum/Granville Foto:  

In der Falknerei Garuda im Kreis Böblingen können Besucher den majestätischen Weißkopfseeadler Montana, die kleine Weißgesichtseule Bruce oder die schnellen Falken Taifun und Stormy aus der Nähe kennenlernen. Inhaberin Vanessa Müller hat sich nun etwas Besonderes einfallen lassen.

Weil im Schönbuch - Vanessa Müller spaziert über die Felder, während ein dunkler Wüstenbussard tief über ihren Kopf fliegt und auf dem nächsten Baum landet. Für die zierliche Frau ist das nichts besonderes – während andere mit einem Hund Gassi gehen, wird sie auf ihren Spaziergängen eben von einem Greifvogel begleitet. Auch ihre Nachbarn in Weil im Schönbuch haben sich an den Anblick der majestätischen Vögel längst gewöhnt. „Wir wurden hier von Anfang an sehr nett aufgenommen“, sagt die Falknerin.Bereits seit fünf Jahren gibt es die Garuda Falknerei mit ihren mehr als 20 Eulen und Greifvögeln in Weil im Schönbuch. Anlass genug für die Inhaberin „etwas zurückgeben zu wollen“.

Fünf Flugvorführungen mit ihren Lieblingen möchte sie deswegen sozialen Einrichtungen umsonst zur Verfügung stellen. Vanessa Müller und ihre Mitarbeiterin bieten die Vorführungen auch mobil an, auf diese Weise können sie beispielsweise Pflege- oder Kinderheimen einen Besuch abstatten. „Die Vögel werden auch für tiergestützte Therapien eingesetzt“, erläutert die 34-Jährige.

Besondere Charaktere der Greifvögel kennenlernen

Da sie sich auf dem Gelände am Rande des Schönbuchs und des Heckengäus mit ihren Tieren einen Lebenstraum erfüllt hat, möchte sie auch anderen Menschen die Gelegenheit geben, die besonderen Charaktere der Vögel kennenzulernen. „Die Freiheit und Eigenständigkeit der Vögel fasziniert die Menschen“, sagt sie. So würden sich beispielsweise auch autistische Kinder im Umgang mit den Vögeln öffnen. Während manche die winzige Weißgesichtseule Bruce, die mit Vorliebe auf der Schulter Platz nimmt, ins Herz schließen, sind andere von der beeindruckenden Größe des Weißkopfseeadlers Montana begeistert. Der Schopfkarakara Pietsch mit seinem abstehenden Kopfgefieder überrascht damit, dass er ausgiebige Streicheleinheiten liebt. Bei den Flugshows machen die schnellen Gerfalken Eindruck, die bei ihren Sturzflügen auf Geschwindigkeiten von über 300 Kilometer pro Stunde kommen können.

Dass die Vögel immer wieder zu ihrer Falknerin zurückkehren, obwohl diese sie frei fliegen lässt, interessiert alle Besucher der Falknerei. „Unsere Falken brauchen mich eigentlich nicht, sie würden auch in der Natur genügend Mäuse finden“, erklärt sie. Dennoch haben die Tiere erkannt, dass sie von der Beziehung zu ihrer Falknerin profitieren können – und bleiben freiwillig bei ihr. „Ich kann die Vögel nicht abrichten, aber wenn sie einen Sinn in der Zusammenarbeit sehen, dann lassen sie sich darauf ein“, erklärt Vanessa Müller. Was sie ihren Vögeln beibringe sei, dass von ihr keine Gefahr ausgehe.

Greifvögel leben als Einzelgänger

Zu den Greifvögeln, die als Einzelgänger leben, hat sie mit viel Geduld und Hingabe eine besondere Beziehung aufgebaut. Einige von ihnen hat sie selbst groß gezogen. „Ich kenne die Vögel in- und auswendig“, sagt Müller. Das sei wichtig, wenn die Vögel bei den Flugvorführungen und Workshops mit fremden Menschen zusammentreffen. „Ein Vogel kann auch mal beleidigt oder albern sein“, erläutert die Falknerin. Die Stimmungen ihrer Tiere erkenne sie an ihrer Körperhaltung oder ihren Lauten.

Im Alter von 21 Jahren hat Vanessa Müller den Jagd- und den Falknerschein gemacht, die ihr ermöglichen, Greifvögel zu halten. Bei verschiedenen Falknern hat sich die Biologin anschließend weitergebildet. Schließlich reifte in ihr der Wunsch, sich mit eigenen Greifvögeln selbstständig zu machen – und die Gelegenheit dazu fand sich in Weil im Schönbuch.

Auch verletzte Wildvögel finden bei ihr Unterschlupf: Ehrenamtlich päppelt sie die Tiere auf und wildert sie wieder aus. „Wir lieben diese Vögel einfach“, erklärt die Falknerin. Dann hebt sie den Arm mit dem dicken Lederhandschuh und der Wüstenbussard holt sich die Belohnung nach dem gemeinsamen Spaziergang.