Wer warm duscht, schwitzt weniger. Foto: dpa

Was hilft jetzt bei den hohen Temperaturen wirklich – und was ist nur ein Mythos? Wir geben einen Überblick über praktische Tipps, die heiße Tage erträglicher machen.

Stuttgart - Was kann man tun, damit die Wohnung nicht zur Sauna wird und wie kühlt man sich am besten ab? Der Hitze-Faktencheck klärt, was wirklich hilft und was nicht.

Hilft ein Ventilator?

Ventilatoren bringen die Luft in ihrer Umgebung in Bewegung. Wer sich in diesem Luftzug befindet, spürt eine Abkühlung, wenn Schweiß auf der Haut verdunstet. Die Raumtemperatur sinkt durch den künstlich erzeugten Wind aber nicht. Bei Temperaturen über 35 Grad könnte der warme Luftstrom sogar zu einer Überhitzung und Dehydrierung des Körpers führen. Wetterexperte Jörg Kachelmann ist dennoch überzeugt: „Mit einem anständigen, Wind machenden Propeller hält man fast jede Temperatur aus.“ Tierhalter sollten nicht auf die Idee kommen, Vögel und Kleintiere vor Ventilatoren oder Klimaanlagen zu setzen, denn Zugluft kann bei ihnen rasch zu Erkältungen und Augenentzündungen führen, mahnt die Tierschutzorganisation Aktion Tier. Die Käfige sollten aber im Schatten stehen. Auch kann man sie stundenweise in den kühlen Keller stellen.

Hört das Schwitzen nach einer kalten Dusche auf?

Nein. Durch das kalte Duschwasser geht zwar die Körpertemperatur erst mal runter, das Gehirn bekommt ein Kältesignal. Die unter der Oberfläche gelegenen Blutgefäße ziehen sich zusammen, um einen Wärmeverlust zu verhindern. Nach der Dusche muss sich der Körper dann wieder auf die heiße Außentemperatur einstellen – die Gefäße reagieren mit verstärkter Schweißproduktion. Experten raten deshalb dazu, im Hochsommer nicht unter Körpertemperatur zu duschen. Auch wenn es bei Sommerhitze sehr belebend sein kann, sich im Wasser aufzuhalten, sollte man vorher immer die Wassertemperatur testen, um nicht von eisiger Kälte überrascht zu werden. Sonst könnten Muskelverkrampfungen und im schlimmsten Fall ein Kreislaufkollaps die Folgen sein.

Wann sollte man lüften?

Um ein bestmögliches Raumklima zu erreichen, gebe es eine Faustregel, sagt Hartwig Künzel vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Holzkirchen (Bayern): „Man sollte immer dann die Fenster öffnen, wenn es draußen kühler ist als drinnen.“ An Sommertagen mit großer Hitze ist das in vielen Gebäuden nur nachts und am frühen Morgen der Fall. Umgekehrt heißt das: Heizt sich eine Wohnung – etwa im Dachgeschoss – so stark auf, dass es drinnen wärmer wird als draußen, sollte durch offene Fenster für einen Ausgleich gesorgt werden.

Wohnungen, die nur morgens und abends gelüftet werden, sollten tagsüber so konsequent wie möglich abgedunkelt werden, empfiehlt Bauphysiker Künzel. Am wirksamsten ist dabei die Verschattung von außen durch Jalousien. Aber auch Vorhänge innen sind besser als nichts. Von der Idee, gegen Hitze nasse Handtücher in Wohnräumen aufzuhängen, rät Künzel ab. Zwar stellt sich hierdurch eine Abkühlung ein. Die so eingebrachte Feuchtigkeit bedeute aber auch eine Last für die Bausubstanz und könne bei geschlossenen Fenstern die Raumluftfeuchte so stark erhöhen, dass die hygienischen Verhältnisse beeinträchtigt werden und unter Umständen gar Schimmelpilze wachsen.

Hilft helle Kleidung?

Weiße Kleidung wirft das Sonnenlicht zurück, schwarze dagegen saugt es auf. Dennoch bevorzugen viele Wüstenbewohner dunkle Gewänder. Israelische Forscher haben das schon 1980 genauer untersucht und Vergleichsmessungen mit Beduinen in der Negev-Wüste vorgenommen. Das Ergebnis: Die Farbe der Gewänder machte kaum einen Unterschied, wohl aber der Schnitt. Denn die Beduinen tragen ihre Roben locker um den Körper – so kann zwischen den Lagen Luft hindurchströmen, die die Wärme abtransportiert und die Haut so kühlt. Probanden in eng sitzenden hellbraunen Uniformen oder kurzen Hosen wiesen höhere Hauttemperaturen auf. Auch lange Kleidung bringt weniger zum Schwitzen als kurze, weil der Körper so weniger schnell heiß wird. Durch den Stoff ist die Haut an den Armen und Beinen vor den Sonnenstrahlen geschützt – die Strahlen heizen uns viel mehr auf, als nackte Haut abkühlt.

Erfrischt ein warmes Getränk?

Ja. Warmer Tee kann bei Hitze mehr erfrischen als eine eiskalte Limonade. Denn wie bei kalten Duschen wird mit Kaltgetränken der Stoffwechsel angeregt, der Körper reagiert auf den Kälteimpuls mit Wärmeproduktion. Am Ende fließt sogar mehr Schweiß, der Körper verliert die dringend benötigte Flüssigkeit, man hat mehr Durst – ein gefährlicher Kreislauf. Der menschliche Körper ist darauf eingestellt, alle Speisen und Getränke an die etwa 36,7 Grad Körpertemperatur anzugleichen. Kaltes wird erwärmt, Heißes gekühlt – beides ist mit Anstrengung verbunden. Hitzeprofis bevorzugen deshalb warme Getränke. Das zusätzliche Wärmesignal sorgt dafür, dass sie ständig – aber nur leicht – schwitzen, was zu Verdunstungskühle führt. Der in Nordafrika besonders beliebte Pfefferminztee hat zudem eine kühlende Wirkung.

Sollen Medikamente gekühlt werden?

Ja. Medikamente sind aber unterschiedlich temperaturempfindlich. Einige müssen auch im Sommer ausdrücklich „kühl“ gelagert werden, das bedeutet unter acht Grad. Dazu gehören Insuline oder einige der sogenannten Biologicals. Zu Hause werden diese Medikamente im Kühlschrank gelagert. Unterwegs werden die Vorräte in einem Kühlbehälter mitgenommen. Dabei sollte das Medikament aber keinen direkten Kontakt zu den Kühlelementen haben. Denn wenn Medikamente einfrieren, kann das ihre Wirkung verändern, und sie sind nach dem Auftauen unbrauchbar. „Wird ein Medikament falsch gelagert, kann es seine Wirkung verlieren – auch wenn man das von außen nicht sieht“, sagt Hannes Müller von der Bundesapothekerkammer. Tabletten oder Kapseln vertragen Temperaturschwankungen noch vergleichsweise gut. Bei Autofahrten sollten Medikamente unter einem Vordersitz oder im Kofferraum verstaut werden – auf keinen Fall auf der Hutablage oder dem Armaturenbrett, denn dort kann es mehr als 70 Grad heiß werden. Auch das Handschuhfach kann sich stark aufheizen.

Ist es mittags am heißesten?

Nein. Die Sonne steht um die Mittagszeit zwar am höchsten und gibt die stärkste Strahlung ab, die Lufttemperatur erreicht ihr Maximum aber erst mit einigen Stunden Verzögerung. Erst wenn die Erdoberfläche so weit aufgeheizt ist, dass auch Straßen, Dächer und andere Objekte wieder Wärme abgeben, entstehen die Höchstwerte des Tages.

Hinzu kommt, dass der Höchststand der Sonne in Deutschland nicht um 12 Uhr mittags erreicht wird, sondern wegen der Sommerzeit nicht vor 13 Uhr. So ist es beispielsweise in Görlitz, am östlichsten Zipfel Deutschlands. Die Stadt liegt genau auf dem 15. Längengrad, sie ist deshalb idealtypisch für die Berechnung der „Normalzeit“ in Deutschland. In Aachen an der Westgrenze erreicht die Sonne Ende Juni erst mehr als eine halbe Stunde später, also gegen 13.40 Uhr, ihren Höchststand. Je nach Umgebung wird die höchste Temperatur zwischen 16 und 18 Uhr gemessen.

(Mit dpa)