Viele setzen sich für mehr fair gehandelte Produkte in Vaihingen ein. Foto: Jacobs

Am Samstag wird dem Stadtbezirk Vaihingen das Fairtrade-Siegel verliehen. Doch darauf wollen sich die Aktiven nicht ausruhen.

Vaihingen - Eine Bedingung für das Siegel Fairtrade-Town hat Vaihingen aus dem Stand erfüllt: Zehn Einzelhändler, die mindestens einen fair gehandelten Artikel in ihrem Sortiment haben, muss es im Bezirk geben. „Das war kein Problem“, sagt Julia Niedermaier, stellvertretende Bezirksbeirätin der Vaihinger Grünen und Mitglied der Steuerungsgruppe Fairtrade-Town. Fast alle Supermärkte, die Reformhäuser und die Bioläden bieten Fair-Trade-Produkte an. „Durch Zufall habe ich erfahren, dass sogar ein Fahrradhändler die Kriterien erfüllt. Er verkauft Energieriegel aus fairem Handel .“

Am Samstag um 11 Uhr bekommt Vaihingen auf dem Vaihinger Frühling vom Verbund Fairtrade Deutschland als vierter Stuttgarter Stadtbezirk das Siegel Fairtrade-Town überreicht. Wangen, Degerloch und Bad Cannstatt sind bereits ausgezeichnet worden, die Bewerbungen anderer Stadtteile laufen, sagt Ursula Schrödl, stellvertretende Bezirksvorsteherin. Vor anderthalb Jahren hatte der Verein Vaihinger Weltladen im Bezirksbeirat angeregt, sich um die Auszeichnung zu bewerben. Die Grünen und die SPD haben daraufhin einen Antrag gestellt – und der Bezirksbeirat hat der Bewerbung geschlossen zugestimmt.

Aber nicht nur Geschäfte sollen fair gehandelte Produkte anbieten. Die Steuerungsgruppe Fairtrade-Town war mit ihrem Anliegen auch bei Restaurants erfolgreich. „Manche hatten bereits fair gehandelte Getränke auf der Karte, andere haben wir überzeugen können“, sagt Peter Frommer vom Vaihinger Weltladen. Im ganzen müssen fünf Lokale mitmachen, damit der Stadtbezirk das Siegel bekommt. Schwieriger war es kurioserweise, Vereine zu gewinnen. Vier Vereine sind bislang dabei – rund 120 Vereine gibt es in Vaihingen insgesamt.

„Wenn ein Verein ein Feschtle ausrichtet, dann will er natürlich, dass Geld in die Vereinskasse kommt“, schildert Frommer die Bedenken, die er oft zu hören bekam. Doch das Beispiel der Handball-Abteilung des SV Vaihingen zeige, dass auch Vereine diesen Weg gehen können. „Wenn man eben zehn Cent mehr pro Kaffee oder Tee nimmt, hat man die Mehrkosten der Fairtrade-Produkte aufgefangen“, sagt er. „Mit Discounterpreisen kann man fair gehandelte Produkte nicht vergleichen. Aber der Kilopreis von fair gehandeltem Kaffee oder Tee liegt nur wenige Cent über dem von herkömmlich gehandelten hochwertigen Produkten“, sagt Frommer. „Es geht auch nicht darum, dass alles aus fairem Handel sein muss“, sagt Julia Niedermaier. „Apfelsaft soll aus der Region kommen, beim Orangensaft kann man überlegen, ob man sich nicht für ein fair gehandeltes Produkt entscheidet.“ Die Mitglieder der Steuerungsgruppe wissen, dass Gaststätten langfristige Verträge mit Kaffeeherstellern haben „Aber vielleicht kann das dazu gereichte Plätzchen aus fairem Handel sein“, sagt Niedermaier.

Bislang hat die Steuerungsgruppe neben den Handballern des SV Vaihingen das Bürgerforum Lauchhau-Lauchäcker, den Förderverein der Schönbuchschule und den Heimatring Vaihingen-Rohr-Büsnau dafür gewinnen können, fair gehandelte Produkte auf Festen anzubieten. Mehr als genug, um das Siegel zu bekommen. „Aber für uns ist das nur der Anfang“, sagt Niedermaier. Die Steuerungsgruppe will weiter werben. In zwei Jahren steht dann erneut eine Bestandsaufnahme an.

Im Stuttgarter Rathaus wird die Aktion in den Bezirken unterstützt. Denn wenn zwei Drittel der Bezirke das Fairtrade-Siegel haben, kann sich die gesamte Stadt damit schmücken – so wie bereits London, Berlin und Tübingen.

// Weitere Informationen zu fair gehandelten Produkten unterwww.treffpunkt-vaihingen.de und www.stuttgart.de/fairtrade/vaihingen