Paul und Eva bei einer Generalaudienz in der Sommerresidenz von Papst Benedikt XVI. Foto: z

Eva Looman aus Plattenhardt und Paul Klopp aus Bonlanden sind mit dem Fahrrad nach Rom gereist. Die 1372 Kilometer lange Tour war anstrengend, sagen sie, aber dank vieler Erlebnisse auch „richtig toll“.

Filderstadt - Anfangs war es nur ein Witz. Mit dem Flugzeug nach Rom zu fliegen, ist langweilig. Mit dem Rad hinzufahren, wäre doch viel besser. So dachten es sich Eva Looman aus Plattenhardt und Paul Klopp aus Bonlanden. Die beiden Schüler sponnen den Gedanken weiter, erzählten ihren Schulfreunden davon. Nicht viele glaubten daran, dass Eva, 17 Jahre alt, und Paul, 16, das Vorhaben in die Tat umsetzen würden.

Am 27. Juli fuhren die Jugendlichen tatsächlich los und kamen drei Wochen später, nach exakt 1372,8 Kilometern, in der italienischen Hauptstadt an. „Wir fühlen uns super, richtig gut“, erzählen sie nach ihrer Rückkehr. Gestartet sind sie nicht in Filderstadt, sondern in Friedrichshafen. Dies taten sie nicht, um zu schummeln, sondern weil sie vor drei Monaten bereits mit dem Rad von den Fildern an den Bodensee gefahren waren.

Auf ihrem Weg haben sich Eva und ihr Klassenkamerad an der vorgeschlagenen Route eines Radreisebuchs orientiert. „Der Führer hat uns über Nebenstraßen geführt. Das hat gut funktioniert“, erzählt die 17-Jährige. Erstaunlich schnell kamen die beiden über die Alpen. So blieb sogar noch Zeit für einen Abstecher an den Gardasee. „Wir hatten insgesamt vier Pausentage eingeplant. Unterwegs wollten wir dann aber gar keinen Pausentag mehr einlegen“, sagt Eva.

Apennin war eine größere Herausforderung als die Alpen

Übernachtet haben die beiden zumeist im Zelt. In Verona in Norditalien wollten sie sich deshalb eine Übernachtung in einer Jugendherberge gönnen. Die war allerdings so heruntergekommen, dass Eva zu dem Fazit kommt: „Ich habe im Zelt viel besser geschlafen.“

Der Weg aus Verona hinaus stellte die jungen Radler vor Navigationsprobleme. Erst nach mehr als eineinhalb Stunden Suche gelangten sie auf einen geeigneten Weg aus der Stadt heraus. Beinahe wären sie auf einer Autobahn gelandet. Verfahren haben sie sich auf dem Rest der Tour nur noch einmal: Weil ein Wegweiser verdreht war, fuhren sie unnötigerweise einen Berg hinauf: Der Weg endete in einer Sackgasse.

„Der Apennin war schlimmer als die Alpen“, berichtet Paul von dem zweiten großen Gebirgszug auf der Strecke. Dies teilten die Schüler auch sogleich ihren Eltern mit, die sie per SMS oder wenn möglich über Internet über den Reisefortschritt auf dem Laufenden hielten. Nach einer besonders schweren Etappe durch die Berge lockte am Abend eine Abkühlung im Pool. Weil sie keine Bademütze im knapp bemessenen Gepäck dabei hatten, durften die Radreisenden allerdings nur die Füße ins Wasser hängen.

Eva: „Sightseeing war fast anstrengender als Radfahren“

Erlebnisse wie diese oder die Einladung zum Essen von Schweizer Campern lassen Paul und Eva nach der Tour zu dem Schluss kommen, dass es zwar anstrengend war, aber auch „richtig toll“. Nach 21 Tagen auf dem Rad fuhren die Filderstädter in Rom ein, wo sie von Pauls Eltern in Empfang genommen wurden und schließlich auch den Komfort einer Ferienwohnung genießen konnten. Doch die „Ewige Stadt“ war bei Temperaturen von 42 Grad auch eine Herausforderung. „Das Sightseeing war fast anstrengender als das Radfahren“, berichtet Eva von den sechs Tagen in Rom.

Eine Audienz bei Papst Benedikt XVI. in der Sommerresidenz in Castel Gandolfo ließen sich die junge Katholikin und ihr Schulfreund nicht entgehen. „Wir sind für den Papst um fünf aufgestanden“, erzählt Eva. Mit seinem Segen und dem im Voraus gebuchten Nachtzug kehrten die Schüler schließlich in die Heimat zurück.

Ihren Klassenkameraden und Lehrern werden Eva und Paul nach den Ferien nun einiges zu erzählen haben. Während der Reise haben sie fleißig Tagebuch geführt.Ihre Reiseberichte können die Waldorfschüler im kommenden Schuljahr für ihr Schulprojekt in der elften Klasse präsentieren. Ohne diesen Antrieb, sagen sie, hätten sie die Tour nicht gemacht.