Will nicht aufgeben: Sparkassenpräsident Fahrenschon. Foto: dpa

Der DSGV-Präsident Georg Fahrenschon hat mit seinem Steuervergehen nicht nur Vertrauen in der Öffentlichkeit verspielt. Er hat auch versäumt, die Verbandsgremien frühzeitig einzuweihen. Deshalb ist er nicht mehr zu halten, meint Wirtschaftsredakteur Roland Pichler.

Berlin - Die Naivität, die Sparkassen im Umgang mit ihrem obersten Repräsentanten an den Tag legen, ist ein schlechter Witz. Die Verbandsgremien geben dem Sparkassenpräsidenten Georg Fahrenschon großherzig die Möglichkeit, das Steuerstrafverfahren gegen ihn vor Gericht zu klären. Die für Mittwoch geplante Wiederwahl Fahrenschons wurde erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Damit verkennen die Sparkassen aber die Dimension. „Ansonsten genießt Herr Fahrenschon unser Vertrauen“, erklärt der Präsidialausschuss des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Das stellt eine unglaubliche Verharmlosung dar. Dass der frühere bayerische Finanzminister, CSU-Politiker und heutige DSGV-Präsident Fahrenschon mit einem Strafbefehl wegen Steuerhinterziehung konfrontiert ist, ist schlimm genug. Dass die Sparkassen dabei sind, Fahrenschon mit seinen Beschwichtigungen durchkommen zu lassen, ist ein unhaltbarer Zustand.

Fast vier Jahre ohne Steuererklärung

Über fast vier Jahre hinweg hat der erste Mann der Sparkassenorganisation keine Steuererklärungen abgegeben. Erst nach Jahren hat er seine Steuerschuld, Zinsen und Säumniszuschläge beglichen. Fahrenschon stellt das als Versehen dar. Wegen seiner vielen Aufgaben will er keine Zeit gehabt haben, sich darum zu kümmern. Selbst wenn man ihm das abkauft, wirft es kein gutes Licht auf ihn. Wie kann jemand, der über Jahre hinweg die Mahnungen des Finanzamtes ignoriert, ein glaubwürdiger Vertreter einer wichtigen Finanzgruppe sein? Fahrenschon ist nicht mehr im Amt zu halten. Dass er offenbar kalkulierte, die schwerwiegenden Vorwürfe gegen ihn bis nach der Wiederwahl geheim zu halten, macht die Sache noch schlimmer. Er hätte längst vor den Führungsgremien des DSGVreinen Tisch machen müssen. Dass wichtige Kontrollorgane nicht eingeweiht waren, ist nicht zu entschuldigen. Das ist ein weiterer Grund, weshalb Fahrenschon schnell zurücktreten sollte.

Gerade die Sparkassen betonen immer, dass sie dem Gemeinwohl verpflichtet sind. Sie wollen als die „guten Banken“ gesehen werden. Dafür müssen ihre Führungsleute Vorbild sein. Das egoistische Verhalten von Eliten hat in diesem Land schon genug Schaden angerichtet. Es wäre zwar voreilig, Fahrenschon kriminelle Energie zu unterstellen. Möglicherweise lag es „nur“ an Schlampigkeit. Doch das macht es nicht besser. An Spitzenjobs in der Wirtschaft müssen hohe persönlich Anforderungen gestellt werden. Die hat Fahrenschon nicht erfüllt.

Vertagung der Wiederwahl ist Anfang vom Ende

Dass die Vertagung seiner Wiederwahl nur der Anfang vom Ende sein kann, wird sich schon bald zeigen. Fahrenschon ist nicht nur Präsident des DSGV, sondern auch Aufsichtsratschef der Berliner Sparkasse und der Deka-Bank. Für sein privates Steuervergehen muss sich auch die Bankenaufsicht interessieren. Sie verlangt von Führungsleuten einen untadeligen Leumund. Bankmanager müssen ihre persönliche Zuverlässigkeit nachweisen – aus gutem Grund. Schließlich sind sie für die Einlagen ihrer Kunden verantwortlich. An Fahrenschons Eignung muss die Aufsicht zweifeln . Der DSGV-Chef ist gut beraten, Konsequenzen zu ziehen.

In gewisser Weise ist der Bayer eine tragische Figur. Als junger Finanzpolitiker im Bundestag und als späterer Staatsminister im Freistaat hat sich Fahrenschon den Ruf eines begabten, soliden und fachkundigen Politikers erworben. Viele trauten ihm höhere Aufgaben im Bund zu. Er entschied sich für eine Tätigkeit in der Wirtschaft. Dass er über seine persönliche Nachlässigkeit stolpert, ist traurig. Doch die Sparkassen haben bei der Beurteilung keinen Spielraum. Denn es steht der Ruf der Finanzgruppe auf dem Spiel.

roland.pichler@stzn.de