Nicht nur Bäcker-Azubis werden händeringend gesucht (Symbolbild). Foto: dpa

17 000 Lehrstellen im Handwerk blieben im vergangenen Jahr bundesweit unbesetzt – zahlreiche Stellen sind offen. Imagekampagnen sollen dem herrschenden Fachkräftmangel entgegenwirken.

Chemnitz - Das Handwerk sieht den Fachkräftemangel als eines der drängendsten Probleme der Branche. „Ein Mega-Thema, wir haben einen enormen Bedarf“, sagte der Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke, am Montag auf der Frühjahrskonferenz in Chemnitz.

Im Vorjahr blieben bundesweit 17 000 Lehrstellen unbesetzt, insgesamt gibt es rund 25 000 offene Stellen im Handwerk. Zudem suchen in den nächsten Jahren rund 200 000 Handwerksunternehmen in Deutschland einen Nachfolger. „Wir könnten mehr Aufträge abarbeiten, die Kunden müssten weniger lang warten, wenn wir mehr Leute hätten“, so Schwannecke.

Die Chefs der 53 Handwerkskammern diskutieren auf dem Deutschen Handwerkskammertag (DHKT) in Chemnitz über aktuelle Entwicklungen ihrer Branche. Mit Imagekampagnen, Workshops, auf Messen und an Schulen wirbt das Handwerk um angehende Tischler, Bäcker und Dachdecker. Zwar stieg 2018 die Zahl der neu geschlossenen Ausbildungsverträge zum vierten Mal in Folge an. „Das reicht aber noch lange nicht“, so Schwannecke. Er forderte die Politik auf, der beruflichen Ausbildung die gleiche Aufmerksamkeit wie der akademischen zu schenken.

Handwerk fordert Rückkehr zur Meisterpflicht

‎Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte, Imagekampagnen reichten nicht aus. „Ohne mehr Tarifbindung und bessere Arbeitsbedingungen wird eine ‎Ausbildung im Handwerk auch in Zukunft nicht attraktiver werden“, sagte Vorstandsmitglied Stefan Körzell. Aktuell arbeiteten nur etwa 30 Prozent der Beschäftigten unter tarifvertraglichen ‎Bedingungen. Die Gewerkschaften dürften sich mit ihren Forderungen nicht nur an der Industrie orientieren, so Schwannecke. Diese könnten von Kleinbetrieben nicht erfüllt werden.

Das Handwerk fordert seit langem - auch mit Blick auf die Sicherung von Fachkräften - eine Rückkehr zur Meisterpflicht. 2004 war diese in mehr als 50 von 94 Berufen weggefallen - etwa für Gold- und Silberschmiede oder Fliesenleger. Seither habe es eine „Spirale der Dequalifizierung“ gegeben, kritisierte Schwannecke. Betriebe ohne Meisterbrief bildeten kaum aus, zudem werde nicht unbedingt nach Qualitätsstandards gearbeitet.

Nachdem sich jüngst eine Arbeitsgruppe der Fraktionen von Union und SPD im Bundestag auf Eckpunkte für eine Änderung der Handwerksordnung verständigt hat, rückt eine Rückkehr zur Meisterpflicht für viele Berufe näher. Im Sommer soll dazu ein Gesetzentwurf erarbeitet werden. Das Handwerk hofft, dass Anfang 2020 ein neues Gesetz zur Ausdehnung der Meisterpflicht in Kraft treten kann.