In der Facebookgruppe „Fridays for Hubraum“ tummeln sich Autofans. (Symbolbild) Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Zunächst war die Facebookgruppe „Fridays for Hubraum“ nur als Scherz gedacht. Dann traten innerhalb weniger Tage rund 400.000 Leute bei, einige mit radikalen Ansichten. Nun zogen die Verantwortlichen die Reißleine.

Stuttgart - Die Facebookgruppe „Fridays for Hubraum“ wurde vergangenen Sonntag ins Leben gerufen. Was zunächst als Scherz gedacht war, lockte in wenigen Tagen rund 400.000 Mitglieder an. Mit steigender Bekanntheit kippte aber auch die Dynamik: Von Postings über schnelle Autos wechselten die Diskussionen hin zu Hetze und konkreten Morddrohungen gegen die 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg. Nun zogen die Verantwortlichen von „Fridays for Hubraum“ die Reißleine.

„Alle die langsam die den Klima quatsch über haben, sind gerne gesehen (sic).“ So warb unter anderem einer der Administratoren auf seinem öffentlichen Profil für die Gruppe „Fridays for Hubraum“. Innerhalb kürzester Zeit traten immer mehr Nutzerinnen und Nutzer bei, bis etwa 394.000 Personen beisammen waren. Augenscheinlich kommen sie aus ganz Deutschland, viele scheinen Autofans zu sein. Auch einige Stuttgarter befinden sich unter den Mitgliedern.

Ursprüngliches Ziel: Mehr Mitglieder als Fridays for Future

Der Name der Gruppe ist eine Anspielung auf die Jugendbewegung „Fridays for Future“, die sich seit über einem Jahr regelmäßig für den Kampf gegen Klimawandel einsetzt. Das Ziel der Gegenbewegung „Fridays for Hubraum“ war – so ist es in der Gruppenbeschreibung zu lesen – mehr Mitglieder als die offizielle Seite von Fridays for Future Deutschland, mit momentan Rund 77.400 Mitgliedern, zusammenzubekommen.

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Das Ziel war in Kürze erreicht, die Timeline der Gruppe zunächst gefüllt mit harmlosen Bildern und Videos teils getunter Autos. Mit den Tagen nahmen die Diskussionen und Beiträge allerdings teilweise immer schärfere Züge an. Allem voran war die Klimaaktivistin Greta Thunberg ein Reizthema. Beleidigungen und Morddrohungen, wie die von der Recherchegruppe „Die Insider“ in den nachfolgenden Screenshots festgehaltenen, wurden vielfach kommentiert.

Beinahe alle Beträge entfernt

Schließlich wurde es den Administratorinnen und Administratoren offenbar zu viel. Am Mittwoch archivierten sie die Gruppe, was jegliche Aktivitäten wie Beiträge zu erstellen, Beiträge mit „Gefällt mir“ zu markieren, zu kommentieren oder Mitglieder hinzuzufügen unmöglich macht. Außerdem wurden bis auf wenige harmlose Postings beinahe alle Beiträge entfernt.

In einem Textbeitrag erklärte ein Administrator die Beweggründe: „Unter anderem werden Morddrohungen ausgesprochen, fragwürdige Texte gepostet, einfach Werbung für Merchandise Artikel geschaltet und zu guter Letzt sogar Spendengelder gesammelt“. Deshalb wolle man nun „aufräumen“ und danach die Gruppe wieder öffnen. Ein 20-minütiges Video liefert noch mehr Details. Darin entschuldigt sich der Administrator für die Hasskommentare, insbesondere in Bezug auf Greta Thunberg, und kündigt an, diese zu löschen.

Manifest wird bald erscheinen

Der Administrator erläutert außerdem die Ziele von „Fridays for Hubraum“: Man sei gegen eine Klimapolitik, die Leute bestraft. Außerdem habe man die „Schnauze voll von Widersprüchen“, unter anderem bei der Energiewende und den Fahrverboten. Er betont ebenfalls, dass etwas gegen Plastikmüll getan werden solle und nennt Aufforstung als mögliches Mittel, um gegen den Klimawandel zu kämpfen.

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Ein weiteres Video folgte am Donnerstagmittag. Darin heißt es, dass zukünftig nur noch die Administratorinnen und Administratoren Beiträge veröffentlichen können, außerdem werde die Kommentarfunktion ausgeschaltet. „Wir definieren uns nur noch über die Zahl“, heißt es. Ob sich die in der bisherigen Höhe halten wird, bleibt allerdings abzuwarten. In den letzten neun Stunden (Stand: 26. September, 16 Uhr) hat die Gruppe bereits rund 1000 Mitglieder verloren. Gegen einige Personen sei Anzeige erstattet worden, heißt es im Video. Außerdem wird dort angekündigt, dass bald ein Manifest erscheinen werde.

Anfragen aus Bundestag eingegangen

Auf Anfragen nach einem persönlichen Statement an mehrere Administratoren bekamen wir am Donnerstag keine Rückmeldung. Deren Postfächer dürften momentan allerdings auch prall mit Nachrichten gefüllt sein. Es sollen sogar Anfragen aus dem Bundestag eingegangen sein, heißt es im Video.