Mark Zuckerberg wünscht sich ein geregeltes Internet. Foto: AP

Es klingt wie ein Aprilscherz, ist aber keiner: Der Facebook-Chef fordert Regeln fürs Internet. Anstatt auf eine internationale Einigung der Politik zu werden sollte Zuckerberg selber Vorbild werden, kommentiert Christian Gottschalk.

Stuttgart - Zum Glück hat Mark Zuckerberg seine Vorstellungen der schönen neuen Internetwelt bereits am Wochenende zum Besten gegeben. An diesem Montag wäre man versucht, die Ideen des Facebook-Chefs für einen Aprilscherz zu halten. Ausgerechnet Zuckerberg, dessen Unternehmen bisher eher großzügig im Umgang mit den Daten ihrer Kunden gewesen sind, fordert nun also eine weltweite strengere Kontrolle des Netzes. Was für ein Sinneswandel.

Das Internet darf kein gesetzfreier Raum sein

Dabei ist die Idee im Grundsatz natürlich begrüßenswert. Das Internet ist zu einem beherrschenden Teil unseres Lebens geworden. Einen rechtsfreien Raum darf es da nicht geben. Regeln sind notwendig und einzuhalten. Das gilt natürlich nicht nur für Facebook. Und es gilt nicht nur beim Kampf gegen Hassbotschaften oder bei Wahleinmischung. Webtracking etwa, das Nachverfolgen des individuellen Surfverhaltens, ist keine Erfindung von Facebook. Sehr viele Webseiten nutzen solche Techniken, um zu spicken, wo sich Nutzer bewegen, wo sie verweilen, was sie machen, was sie kaufen. Was mit diesen Daten passiert, bleibt oft im Dunkeln. Mehr Licht wäre da also dringend erforderlich.

Wenn Zuckerberg dies erkannt hat, möchte man ihm zurufen: Fang an! Natürlich ist es wünschenswert, dass internationale Standards für alle gelten. Doch bis es so weit ist, werden noch etliche Jahre vergehen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, sollte die Zuckerberg’sche Internetwelt erst einmal darauf warten wollen. Es spricht aber nichts dagegen, mit gutem Beispiel voranzugehen, auch wenn man nicht gesetzlich zum Handeln gezwungen wird. In der Vergangenheit war Facebook stets wegen Skandalen in den Schlagzeilen. Wenn es Zuckerberg ernst meint, sollte er zum Vorbild werden.

christian.gottschalk@stzn.de