Einen Testlauf über 150 Kilometer hat Steffi Saul schon hinter sich gebracht. Foto: privat

Die 35-jährige Steffi Saul aus Welzheim plant im Herbst einen Weltrekord: Sie will rund eine Woche lang in voller Feuerwehrausrüstung rennen. Es wäre nicht die erste Extremleistung, die Saul erbringt.

Welzheim - „Warum machst du das bloß?“ Diese Frage hat Steffi Saul schon zigmal beantworten müssen. Als sie den Remstal-Höhenweg am Stück gelaufen ist, mitten im Winter 2013, etwa 250 Kilometer weit nonstop, 66 Stunden lang. Oder als sie die Eismeile geschwommen ist, im Januar 2015 im Frech-Bad in Schorndorf. 1609 Meter weit bei lediglich knapp vier Grad Wassertemperatur und nur mit einem Badeanzug bekleidet. Sie war die erste deutsche Frau, die das geschafft hat.

Jetzt plant die 35-jährige Extremsportlerin aus Welzheim ihren nächsten Coup. Sie will 300 Kilometer weit rennen, in voller Feuerwehrmontur. So eine Ausrüstung wiege rund 25 Kilogramm und sei nicht wirklich komfortabel, sagt Steffi Saul an diesem Wintertag und lacht ihr strahlendes Lachen. Und wieder fragen viele Freunde und Bekannte, aber erst recht jene Leute, die sie nicht kennen und von dem Plan hören: „Warum nur?“ Ganz einfach: „Weil ich Bock drauf habe.“

Die Aktion von Steffi Saul soll Geld für die Knochenmarkspender-Datei einbringen

Steffi Saul trägt wieder ihren Mädchennamen, sie hieß vorher Praher. Und diese Steffi Saul/Praher hat mit ihren verrückten Sportaktionen nach eigenen Angaben bis dato rund 35 000 Euro erlaufen, unter anderem für krebskranke Kinder. Mit dem 300-Kilometer-Lauf will die Mutter von zwei Mädchen (neun und elf Jahre alt) Spenden für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) sammeln. Der Lauf soll am 300. Tag des Jahres 2018 in Welzheim gestartet werden, also am Sonntag, 28. Oktober.

In dem Städtchen im Schwäbischen Wald engagiert sich Saul ehrenamtlich bei der Feuerwehr. Ein kleines, eingespieltes Team werde sie wieder mit einem Wohnmobil begleiten. Mit von der Partei wird auf jeden Fall ihr Bruder sein. Die Laufroute soll über Gaildorf nach Schwäbisch Hall führen, dann weiter über Ellwangen, Aalen und Schwäbisch Gmünd nach Göppingen, Waiblingen, Backnang, Sulzbach und Mainhardt, dann über Oberrot und Kaisersbach zurück nach Welzheim. Die 300 Kilometer, sagt Saul, wären ein neuer Weltrekord. Noch nie sei jemand in voller Feuerwehrausrüstung so weit gerannt. Sie werde mindestens fünf Tage für die Strecke benötigen, womöglich auch sechs oder sogar sieben.

Testlauf von 150 Kilometern absolviert

Die Sportlerin hat schon oft bewiesen, welche extremen Leistungen sie bringen kann. Sie ist zum Beispiel um den Bodensee gerannt, dann weiter bis zur Zugspitze und schließlich hinauf auf den höchsten Berg Deutschlands: 438 Kilometer weit. Einen Marathon, sagt sie, laufe sie, ohne Muskelkater zu bekommen. Kein Wunder, denn Steffi rennt regelmäßig von Welzheim morgens zur Arbeit nach Schorndorf und Abend wieder zurück. Im April 2017 ist die Feuerwehrfrau daheim in Welzheim 150 Kilometer weit gerannt – in voller Montur, knapp 40 Stunden lang.

Diese Strecke sei schon ziemlich anstrengend gewesen, sagt Steffi Saul, und sie habe mit der Distanz einen Weltrekord aufgestellt. „Ich hatte echt schwierige Momente.“ Mitunter sei sie gefühlt auf der Stelle getreten. Nach 80 Kilometern habe sie deshalb zehn Minuten schlafen müssen. Kaum zu glauben, dass Steffi Saul von sich selbst sagt: „Früher war ich der faulste Mensch auf der Welt.“ Sie habe maximal den Weg von der Couch zum Kühlschrank und wieder zurück geschafft.

Zweieinhalb Liter trinken – pro Stunde

Trotz aller Höchstleistungen: Die 300 Kilometer im Herbst „werden so grenzwertig wie noch nie“, sagt Saul. Wer die schwere Ausrüstung trägt, der kommt auch bei niedrigen Temperaturen ganz schnell ins Schwitzen. Deshalb könne die Aktion auch nicht im Sommer stattfinden. Sie werde spätestens alle 24 Stunden eine Pausen einlegen und ein bisschen schlafen. Nachts werde sie immer mit einem Begleitläufer unterwegs sein – sicher ist sicher. Wichtig ist es auch, viel zu trinken, mindestens zweieinhalb Liter pro Stunde. Essen werde sie wohl wieder Trockenfrüchte, Nüsse, koffeinhaltige Schokolade, Bananen und Babybrei.

Am 24. März will Steffi Saul bei einem 24-Stunden-Lauf in Heilbronn mitmachen – als kleine Trainingseinheit. Kürzlich ist die gebürtige Jenaerin bei einem 24-Stunden-Schwimmen gestartet. „Kopftraining“ – so nennt sie solche Veranstaltungen, denn schlussendlich seien alle diese Extremtouren eben nur eine Frage des Willens.