Das Gebäude des Verfassungsschutzes ist ins Visier linksextremer Aktivisten geraten. Foto: dpa/Marijan Murat

Auf das Domizil von Verfassungsschutz und Landeskriminalamt fliegen rote Farbkugeln – wer steckt hinter der Tat?

Stuttgart - Christbaumkugeln hängen für gewöhnlich an Tannenbäumen – unbekannte Täter haben sie dagegen als Wurfgeschosse missbraucht. Mit roter Farbe gefüllt flogen etwa 40 solcher Teile gegen die Fassade des Landesamts für Verfassungsschutz in Bad Cannstatt. Wie die Polizei auf Nachfrage bestätigte, ereignete sich der Farbanschlag am 2. Januar gegen 0.15 Uhr in der Taubenheimstraße. Die Täter sind in antifaschistischen Kreisen zu suchen. Sie hinterließen an der Fassade als Vorwurf den Schriftzug „Nazischützer“ – und ein Bekennerschreiben.

Hintergrund ist offenbar eine Polizeiaktion gegen eine linke Kundgebung vor der Justizvollzugsanstalt in Stammheim am Silvestertag. Dabei hatten laut Polizei zahlreiche vermummte Teilnehmer Feuerwerkskörper gegen die Beamten, gegen Gebäude und geparkte Fahrzeuge geworfen, worauf die Versammlung aufgelöst wurde. In einem Bekennerschreiben wird der Polizei vorgeworfen, „komplette Demos zu kriminalisieren“ – deshalb müsse man „halt verstärkt nach neuen Möglichkeiten der politischen Kommunikation suchen“. Die Ermittlungen der Polizei dauern an: „Bisher wurden mehr als zwölf Straftaten festgestellt“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski – von der gefährlichen Körperverletzung bis zu Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz.

Dass die Verfassungsschützer in Bad Cannstatt angeblich Freunde der Nazis seien, sehen die Rechtsextremen sicher anders. Im Januar 2017 hatten Täter aus der rechten Szene einen Brandanschlag auf das Parkhaus der Behörde verübt.