Vertikale Felder: Der US-amerikanische Pavillon zeigt, wie effiziente Bepflanzung aussehen kann. Foto: Melanie Maier

Mit Video-Reportage - Im Zentrum der diesjährigen Expo steht das Thema Ernährung. 145 Nationen und drei internationale Organisationen zeigen 184 Tage lang ihre Lösungsvorschläge, wie die Welternährung der Zukunft aussehen könnte.

Mailand - Mailand riecht nach Jasmin. Der Geruch der zierlichen weißen Blüten liegt wie eine schwere, duftgetränkte Wolke in der Luft. Er staut sich vor dem Bahnhof Garibaldi im Zentrum der italienischen Metropole, er wabert vor dem U-Bahn-Ausgang Rho Fieramilano. Dort stehen Dutzende von Menschen in der prallen Sonne Schlange, um eine Karte für die Expo zu erstehen.

Die diesjährige Weltausstellung ist bis zum 31. Oktober geöffnet. Unter dem Titel „Feeding the Planet, Energy for Life“ (Den Planeten ernähren, Energie für das Leben) stellen sich 145 Nationen und drei internationale Organisationen vor und präsentieren ihre Lösungsvorschläge für die Welternährung der Zukunft. Ihre Pavillons reihen sich auf gleich großen Parzellen zu beiden Seiten des Cardos und des Decumanus – zwei Längsachsen, die sich auf einem zentralen Platz, dem Forum, kreuzen. Die 95 Hektar große Schaufläche nahe des Messegeländes ist einer antiken römischen Stadt nachempfunden – trotz ihrer beeindruckenden Größe kann man sich dort kaum verlaufen.

Dass jedes Land einen sehr individuellen Zugang zum Thema sucht, überrascht nicht. So zeigt sich Deutschland in ungewohnt spielerischer Manier als Land technischer Innovationen; US-Präsident Barack Obama begrüßt die Besucher des amerikanischen Pavillons mit landestypischem Pathos: „Welcome to the future, that we are trying to create“ (Willkommen zu der Zukunft, die wir versuchen zu erschaffen).

Israel stellt – wie zur Legitimation seiner eigenen Existenz – die landwirtschaftliche Geschichte des Landes erzählerisch in den Mittelpunkt des Auftritts; Österreich fordert seine Besucher mit einem der heimischen Realität nachempfundenen Wald zum (Durch-)Atmen auf. Südkorea schlägt vor, gekochte Speisen in traditionellen Gefäßen zu vergraben und sie dadurch länger haltbar zu machen; im holzverkleideten Pavillon Estlands können die Expo-Besucher Strom erzeugen, indem sie eine Runde schaukeln.

Man kann einigen Teilnehmern durchaus vorwerfen, dass sie sich nur oberflächlich um Lösungsansätze bemühen, dass sie eher touristische Aspekte in den Vordergrund stellen. Man kann sich auch fragen, warum Konzerne mit großer Marktmacht wie Coca Cola, Nestlé und McDonald’s, deren Praktiken viele kritisch sehen, auf der Expo vertreten sind. Man kann den Organisatoren (wieder einmal) die Verschwendung von Ressourcen vorwerfen. Denn auch wenn sie bewusst auf repräsentative Monumentalbauten verzichtet haben: Nach Ausstellungsende wird die Schau – bis auf den Pavillon des Gastgeberlands – komplett zurückgebaut.

Dennoch hat die Expo nichts von ihrem Reiz verloren. Für Fachbesucher, Familien und Flanierer zugleich bleibt sie ein faszinierendes Erlebnis, das einen bereichernden Einblick in aktuelle Themen und verschiedene Lebensrealitäten bietet. Darüber hinaus duftet Mailand betörend nach Jasmin.

Infos und Tickets: www.expo2015.org