Nicht zu übersehen: das blaue Schild zeigt auf der Theo, was Sache ist. Foto: Leif Piechowski/Leif-Hendrik Piechowski

Seit Montag gibt es erstmals temporäre Radfahrstreifen in Stuttgart. Das Experiment soll mindestens bis Oktober laufen. „Pop-up-Bike-Lanes“ heißen die in Gelb markierten Radwege.

Stuttgart - Mitten auf der Theodor-Heuss-Straße wird seit Montag munter geradelt. Wo sich Radfahrer bislang auf schmalen Wegen dicht neben parkenden Autos drängten, haben sie nun in jeder Richtung eine komplette Spur für sich. Plötzlich ist so viel Platz, dass es sogar zum Überholen reicht. „Pop-up-Bike-Lanes“ heißen die in Gelb markierten Radwege.

Zwei davon gibt es nun: In der Theodor-Heuss-Straße zwischen Langer Straße und Bolzstraße auf 700 Metern und in der Holzgartenstraße zwischen Schlossstraße und Hegelplatz auf 400 Metern. 130 000 Euro macht die Verwaltung für das „Pilotprojekt“ locker, wie es Ordnungsbürgermeister Martin Schairer am Montag nannte. Weil der Verkehr coronabedingt stark nachgelassen hat, macht die Stadt Nägel mit Köpfen und zieht eine Maßnahme vor, die ohnehin in einigen Jahren geplant war.

Einigkeit zwischen Stadt und Verbänden

„Wir müssen jetzt beobachten, wie sich der Verkehr entwickelt. Aber insgesamt meinen wir, dass die Maßnahme vertretbar ist“, sagte Schairer. Beide Radwege bleiben mindestens bis Anfang Oktober bestehen. Die Integrierte Verkehrsleitzentrale (IVLZ) bewertet in dieser Zeit kontinuierlich, ob die jetzt deutlich reduzierte Straßenkapazität für die Autos ausreicht. Einigkeit besteht bei Stadt und Fahrradverbänden über die Bedeutung der Maßnahme.

Ein „Riesenschritt“ sei das, sagte die Fahrradbeauftragte Eva Adam. Auch Cornelius Gruner vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) sieht in den temporären Radstreifen einen Durchbruch, wenngleich ihm an der konkreten Ausführung einige Details missfallen. Begeisterung macht sich auch bei der Initiative Radentscheid breit: „Die Maße sind beispiellos, genauso die Geschwindigkeit der Durchführung“, sagte deren Sprecher Thijs Lucas.