Der Relegationsplatz ist für den Neu-Kölner Simon Terodde noch nicht in Sichtweite. Foto: dpa

Der 1. FC Köln geht mit dem Mute der Verzweiflung in die Rückrunde. Neuzugang Simon Terodde scheint ein Vorgriff für die 2. Liga zu sein, doch mit dem Hoffnungsträger will der FC noch einmal angreifen.

Köln - Der Sechziger-Jahre-Charme des Geißbockheims ist Simon Terodde aus seiner ersten Zeit beim 1. FC Köln bestens bekannt. Doch für den Angreifer hat sich einiges verändert: Vor dem ersten Training nach seiner Rückkehr verließ der 29-Jährige am Mittwoch die Katakomben nicht mehr als einer von Vielen, sondern als Hoffnungsträger Nummer eins.

Terodde nimmt diese Rolle an. „Ich freue mich, wieder hier zu sein. Es ist ein besonderes Gefühl beim FC“, sagte der Neuzugang, der Köln 2011 nach zwei Jahren als Reservist verließ und sich seither als Zweitliga-Knipser einen Namen gemacht hat: „Ich kann auch die Tabelle lesen, es ist eine schwierige Situation. Aber als ich gestern in die Kabine gekommen bin, habe ich jede Menge Qualität gesehen. Wir wollen noch einmal alles versuchen.“ Im Idealfall soll der Drei-Millionen-Zugang vom Aufsteiger VfB Stuttgart das schier Unmögliche wahr machen und den ersten Bundesligameister zum Klassenerhalt schießen - zumindest aber, im Falle des erwarteten sechsten Abstiegs, den Traditionsklub mit seinen Toren umgehend wieder nach oben bringen.

17 Endspiele für Köln

Angesichts von neun Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und nur einem Sieg aus den ersten 17 Ligaspielen käme der Klassenerhalt der abgeschlagenen Kölner fast einem Wunder gleich. Doch dieses beschwören sie am Geißbockheim ungerührt, allen voran Trainer Stefan Ruthenbeck. „Wenn die anderen schwächeln, müssen wir da sein. Vier, fünf Siege in Serie - das hat es alles schon gegeben“, sagte der 45-Jährige zuletzt dem Express. Die Rückrunde sei für den FC trotz der Verpflichtung der personifizierten Aufstiegsversicherung Terodde durch den neuen Sportchef Armin Veh „auf keinen Fall“ ein Probelauf für die 2. Bundesliga, sagte der Nachfolger des entlassenen Peter Stöger und sprach von „17 Endspielen“. Das erste steigt zum Rückrundenstart am 14. Januar, im Derby gegen den Erzrivalen Borussia Mönchengladbach.

Liveblog aus dem VfB-Trainingslager in La Manga

Mit dem 0:1 im August hatte die sportliche Talfahrt des Europapokal-Teilnehmers Köln eingesetzt, die nach dem Aus von Sportchef Jörg Schmadtke und Erfolgstrainer Stöger längst auch zu einer Führungskrise mutiert ist. Doch genau in dieser bedeutsamen Paarung sieht Ruthenbeck den idealen Neustart: „Wir haben das Glück, dass wir uns zwei Wochen auf diesen Topgegner vorbereiten können. Das werden wir so früh wie möglich tun, um dann im Derby alles rauszuhauen“, sagte der Coach, der bis zum Saisonende unter Vertrag steht.

Terodde und Hector sind die Hoffnungsträger

Die Hoffnungen der Fans ruhen nicht nur auf Terodde (Vertrag bis 2021), dem zwischen August 2015 und Mai 2017 sagenhafte 50 Zweitligatore für den VfL Bochum und den VfB Stuttgart gelangen, sondern auch auf Nationalspieler Jonas Hector. Nach seinem Riss der Syndesmose aus dem September nahm der 27-Jährige am Mittwoch erstmals wieder am Mannschaftstraining teil. Ruthenbeck versuchte allerdings umgehend, die Erwartungen zu senken: „Wir müssen cool bleiben und nicht gleich von null auf hundert gehen.“

Überhaupt hat sich die Personallage gerade in der Offensive entspannt. So sind wohl auch Simon Zoller, Yuya Osako, Sehrou Guirassy, Claudio Pizarro, Nikolas Nartey und Marcel Risse für den Rückrundenstart wieder Optionen. Bei Facebook riefen sarkastische Fans bereits im November die Veranstaltung „1. FC Köln Aufstiegsfeier 2019“ ins Leben. Mit vereinten Kräften will der FC versuchen, dass stattdessen noch eilig eine „Rettungsfeier 2018“ her muss. Terodde soll es richten.