VfB 2003, Champions League, 2:1-Sieg gegen ManU: Kuranyi, Szabics, Hleb, Heldt (v.li.) Foto: Baumann

Alexander Hleb (38) hat den weißrussischen Fußball jahrelang geprägt. Vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen die deutsche Elf spricht der ehemalige VfB-Profi über seine Karriere voller Hochs und Tiefs und warum er Felix Magath für immer dankbar ist.

Stuttgart -

Sein Name steht bis heute für eine Blütezeit des VfB Stuttgart. Mit Alexander Hleb im Mittelfeld gelang dem VfB Stuttgart ein legendärer Sieg in der Champions League gegen Manchester United (2:1). Ein Blick zurück. Herr Hleb, wo erwischen wir Sie gerade?

Ich komme mit meiner Frau vom Arzt. Wir erwarten am 11. Juni unser drittes Kind. Es ist alles okay.

Können Sie dann beim EM-Qualifikationsspiel Ihrer Mannschaft gegen Deutschland überhaupt dabei sein?

Wenn das Baby nicht zu früh kommt oder ich nicht angeln gehe, dann vielleicht schon.

Wie bitte, Sie gehen lieber angeln?

Zu alt für die Nationalmannschaft

Ich hätte ja gern noch zwei Spiele mit der Nationalmannschaft gemacht. Aber der Präsident des nationalen Fußballverbands hat gewechselt. Und er hat den Trainer wohl angewiesen, das Team zu verjüngen.

Sie sind inzwischen 38 Jahre alt, das kann man ja verstehen, oder?

Ja, schon. Aber ich hatte gehofft, dass man mir als früherem Kapitän noch ein paar Kurzeinsätze gönnt. Gerade gegen Deutschland in Borrisow, wo ich ja lange gespielt habe. Das wäre ein schönes Abschiedsspiel für mich gewesen. Weißrussland hat eh keine Chance, wenn die deutsche Elf in Normalform spielt. Der Fußball bei uns kommt seit Jahren nicht voran.

Spielen Sie in der weißrussischen Liga noch weiter?

Ehrlich gesagt, ich weiß es noch nicht. Mein Vertrag bei Bate Borrisow ist ausgelaufen. Swetlana, meine Frau, sagt, dass ich aufhören soll. Ich halte mich fit und warte mal ab, Ende Juli schließt die Transferliste. Vielleicht tut sich ja noch was, dann hänge ich noch ein paar Monate bis zum Saisonende dran. Vielleicht mache ich auch den Trainerschein, mal sehen.

Dann bleibt erst mal Zeit für die Familie und fürs Angeln.

(lacht) Genau, in Deutschland durfte ich ja nicht einfach so an den See. Da ist ja alles so kompliziert.

Man braucht einen Angelschein.

Hier gehe ich einfach ans nächste Gewässer.

Haben Sie noch Kontakt zum VfB Stuttgart?

Ich telefoniere noch ab und zu mit Kevin Kuranyi oder Timo Hildebrand.

Die Blütezeit beim VfB

Die alten Geschichten?

Genau, wir schwärmen von einer wunderbaren Zeit. In der Champions League mit dem VfB Stuttgart, das war mit das Beste, was ich als Fußballer erlebt habe.

Ihr zweiter Stopp beim VfB als Leihgabe vom FC Barcelona war nicht mehr ganz so glücklich. Trainer Christian Gross wechselte sie regelmäßig nach einer Stunde aus.

Die Rückkehr war ein Fehler. Ich war nach dem VfB bei Arsenal London, danach beim FC Barcelona. Das war Fußball auf allerhöchstem Niveau – technisch, taktisch und spielerisch. Diese ganzen Ausleihgeschäfte danach hätte ich nie machen dürfen. Das soll nicht arrogant klingen: Aber irgendwie hat mir die totale Motivation gefehlt, ich konnte mich nicht mehr zu hundert Prozent auf eine Spielkultur einstellen, die das Kämpferische so sehr in den Vordergrund rückt.

Vielleicht hat Ihnen auch nur Ihr früherer Schleifer gefehlt. . .

Sie meinen Felix Magath (lacht). Ja, ich habe erst Jahre später verstanden, dass er alles getan hat, um mich als Spieler noch besser zu machen. Sein Training war hart, manchmal auch sein Umgang mit den Spielern. Aber es hat uns erfolgreich gemacht. Ich bin noch immer dankbar.

Verfolgen Sie aktuell die Misere des VfB??

So gut es eben geht. Der Abstieg in die zweite Liga ist natürlich total bitter. Ich habe mir zehn Kilometer außerhalb von Minsk ein Haus gekauft. Da schaue ich, was im Fernsehen so berichtet wird.

Immer nur ja gesagt

Haben Sie einen Tipp für den VfB?

Holt Felix Magath in den Vorstand, er wird den Verantwortlichen und den Spielern wieder Beine machen. Ernsthaft: Die VfB-Fans tun mir extrem leid. Ich drücke in jedem Fall die Daumen, dass die richtigen Entscheidungen getroffen werden und der VfB nächstes Jahr wieder aufsteigt.

Man erzählt sich, er hat Sie auf der Heimfahrt von den Spielen im Bus immer zu sich nach vorn beordert. Zur Manöverkritik am Videoschirm. Er hatte Sorge, dass Sie abheben.

Manchmal hat er das gemacht. Aber ich konnte ja damals fast kein Deutsch. Und ich verrate Ihnen was.

Bitte!

Ich habe nix verstanden, einfach immer nur Ja gesagt.