Freut sich auf den VfB: Roberto Hilbert (o., gegen Moritz Leitner) Foto: Baumann

Auf und Ab in Leverkusen: Roberto Hilbert hofft gegen seine alte Liebe VfB und seinen Förderer Armin Veh auf eine neue Chance.

Stuttgart - Am Donnerstag feierte Roberto Hilbert Geburtstag. Geschenke gab es zu seinem 30. keine, zumindest nicht von seiner Frau Saba. Darauf verzichtet das Ehepaar Hilbert schon seit einigen Jahren. Und ganz ehrlich: Das schönste Geschenk erhofft sich der rechte Verteidiger von Bayer Leverkusen ohnehin an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) im Spiel beim VfB: Ein Platz in der Bayer-Startelf wäre das Größte für ihn. Was nicht selbstverständlich ist, nachdem er im letzten Spiel gegen den SC Paderborn mit einem fatalen Schnitzer kurz vor Schluss den Treffer zum 1:2 verschuldet hat – zum Glück für Roberto Hilbert rettete Nationalspieler Karim Bellarabi noch das 2:2-Unentschieden.

Umso euphorischer wäre Hilbert, wenn Trainer Roger Schmidt an ihm festhalten würde. Denn Spiele gegen den VfB sind für ihn Festtage: Alte Liebe rostet nicht, das gilt erst recht für Roberto Hilbert und den Verein, bei dem aus dem jungen Profi ein deutscher Meister, ein Pokalfinalist und ein Nationalspieler (acht Einsätze) wurde.

"Wenn Veh mich nicht so gefördert hätte, wäre ich vielleicht nie Nationalspieler geworden"

Deshalb hängt Hilberts Herz bis heute am VfB, der „immer etwas Besonderes für mich sein wird“, und dieses starke Gefühl der Verbundenheit ist beim neuerlichen Wiedersehen noch intensiver, weil jetzt wieder sein Förderer von damals an der Seitenlinie steht. „Armin Veh war wie ein väterlicher Freund für mich. Wir hatten immer ein sehr enges Verhältnis. Er hat mich immer unterstützt und mir immer Mut gemacht“, sagt Hilbert über seine Anfänge in Stuttgart. Als Trainer des FC Augsburg hatte Veh das Talent vom SC Feucht schon früh im Visier, 2006 holte er Hilbert von der SpVgg Greuther Fürth zum VfB und machte ihn zum Stammspieler. Am Saisonende standen beide auf dem Gipfel: deutscher Meister!

2008 trennten sich die Wege. Im November musste Veh beim VfB gehen, im Juni 2010 wechselte Hilbert zu Besiktas Istanbul, wo er Stammspieler und 2011 türkischer Pokalsieger wurde. Aus den Augen, aus dem Sinn? Keine Spur, der gegenseitige Respekt ist über die Jahre geblieben. „Ich schätze Armin Veh sehr“, sagt Hilbert. Veh sagt: „Ich verfolge den Weg meiner ehemaligen Spieler immer, auch den von Roberto. Ich freue mich für ihn, dass er schon so lange auf diesem Topniveau dabei ist und jetzt in Leverkusen einen guten Club gefunden hat.“ Das war 2013.

Da hatte auch der VfB Bedarf für eine Verstärkung der rechten Abwehrseite, und tatsächlich gab es innerhalb des Vereins damals Fürsprecher, die eine Rückholaktion wärmstens empfahlen – bei der sportlichen Leitung stießen sie allerdings mit ihrem Ansinnen auf taube Ohren. Was nicht heißen muss, dass eine Rückkehr für alle Zeiten ausgeschlossen ist. Zum Saisonende läuft Hilberts Vertrag in Leverkusen aus, dann kann er ablösefrei wechseln – zurück zu Armin Veh? „Diese Frage stellt sich für mich jetzt nicht“, sagt der VfB-Trainer. Roberto Hilbert beteuert, er habe sich „noch keine Gedanken über meine sportliche Zukunft gemacht“. Was durchaus nachvollziehbar ist: Vorerst hat er Wichtigeres zu tun. Vor allem, einen Stammplatz bei Bayer Leverkusen zu erobern.

Er war ja immer mal wieder nahe dran. Vergangene Saison bestritt er sechs der ersten elf Bundesliga-Spiele, ehe ihn ein Innenbandriss zur Pause zwang. Dann absolvierte er wieder acht Spiele am Stück, gegen Saisonende bekam Giulio Donati den Vorzug. Was auch daran lag, dass Hilbert über die Saison sechs Elfmeter verursacht hatte.

Auch die laufende Spielzeit ist für Roberto Hilbert bisher ein Weg voller Irrungen und Wirrungen. Der neue Trainer Roger Schmidt ließ ihn erst einmal links liegen. Er gab Neuzugang Tin Jedvaj (18) den Vorzug auf der rechten Seite. Prompt kamen Gerüchte auf, Hilbert könne auf die Schnelle noch den Verein verlassen. „Daran habe ich nie gedacht. Das wäre eine Flucht gewesen“, sagt er, „aber ich wollte mich hier durchbeißen“ – was ihm weiter schwerfiel. Auch dann, als in der Innenverteidigung Imre Toprak (verletzt) und Emir Spahic (Rote Karte) ausfielen. Denn da rückte Jedvaj zwar ins Zentrum, doch seinen Platz auf der rechten Abwehrseite bekam nicht Hilbert, sondern Donati (24).

Dumm für ihn, dass er gleich beim ersten Einsatz in Wolfsburg nach sieben Minuten die Rote Karte sah. Erst als sich dann auch noch Gonzalo Castro einen Muskelfaserriss einhandelte und die Personalnot richtig groß war, erhielt Hilbert eine Chance, die er zunächst nutzte – bis zu seinem Patzer gegen Paderborn, der exemplarisch steht für das Wechselbad der Gefühle, das er in Leverkusen durchlebt: mal obenauf, mal unten durch. „Bis auf diesen Fehler habe ich dem Trainer immer gezeigt, dass er auf mich zählen kann“, sagt Roberto Hilbert und hofft jetzt auf eine neue Chance gegen seine alte Liebe VfB und seinen Förderer an der Seitenlinie.

„Wenn mich Armin Veh damals nicht zum VfB geholt und mich nicht von Anfang an so gefördert und gefordert hätte, wäre ich vielleicht nie deutscher Meister und nie Nationalspieler geworden“, sagt er. Lang ist es her, doch wie das so ist: Solange die Gegenwart nichts Besseres verheißt, strahlt der Glanz der Vergangenheit umso heller. Das gilt für beide – für Roberto Hilbert und für den VfB.