Früher auf dem Rasen auch für die Stuttgarter Kickers am Ball – jetzt sucht Manuel Fischer sein Glück beim Futsal. Foto: Baumann

Er feierte sein Debüt als VfB-Profi mit 18 Jahren im Camp Nou. Mit 29 Jahren sucht Manuel Fischer nun sein Glück beim Hallenfußball und steht vor seinem Debüt in der Futsal-Nationalmannschaft – ausgerechnet in Stuttgart.

Stuttgart - Manuel Fischer weiß die Zeit bei solchen Aufenthalten zu nutzen. Er hat Erfahrungswerte aus seiner Vergangenheit in der deutschen U17-, U18- und U-19-Nationalmannschaft. Also nimmt sich der 29-Jährige zwischen den Trainingseinheiten in der Duisburger Sportschule Wedau kurz Zeit für ein Telefonat. Er wirkt betont entspannt. „Alles läuft prima. Ich freue mich sehr, dabei zu sein“, sagt der Ex-Profi des VfB Stuttgart.

Es geht nicht mehr um den großen Fußball auf dem grünen Rasen. Es geht nicht mehr um Millionen. Es geht um Futsal, um die vom Fußball-Weltverband Fifa offiziell anerkannte Hallen-Fußballvariante.

Manuel Fischer ist einer von 19 Spielern, denen für den Lehrgang der deutschen Futsal-Nationalmannschaft eine Einladung ins Haus flatterte. 14 davon nominiert der holländische Bundestrainer Marcel Loosveld für zwei Länderspiele gegen die Schweiz. Das erste geht an diesem Samstag (19 Uhr) in Basel über die Bühne, das zweite am Montag (19.30 Uhr) in der mit 2250 Zuschauern bereits ausverkauften Stuttgarter Scharrena. Beim Auswärtsspiel sitzt Fischer auf der Tribüne, in Stuttgart wird er am Ball sein. So lautete die Auskunft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Freitag Nachmittag. „Wenn nicht, dann wäre die Welt auch nicht untergegangen“, sagt Fischer mit großer Gelassenheit.

Profi-Debüt in der Kathedrale des Fußballs

Keine Frage: Der Budenzauber bereitet ihm großen Spaß. Sich aber verrückt zu machen? Wegen dieses Hobbys? Nein – dafür hat der gebürtige Aalener schon viel zu viel erlebt. Mit 18 Jahren galt der Senkrechtstarter als die große Sturmhoffnunge des VfB. Sein Profi-Debüt feierte er 2007 in der Champions League. In der Kathedrale des Fußballs, im Camp Nou, beim Duell mit dem FC Barcelona. Den Durchbruch hat er nicht geschafft. Warum? Viele Verletzungen spielten eine Rolle, genauso Ungeduld. Fischer macht sich diesbezüglich keinen Kopf. „Ich bin zufrieden so wie es ist“ , versichert er glaubhaft. Zumal er sich gemeinsam mit seiner Frau Anna und einem Partner längst im Immobilienbereich ein zweites Standbein aufgebaut hat.

Lebensmittelpunkt bleibt Stuttgart

Von der Schnelllebigkeit des Fußballs hat der einstige Wandervogel genug. Nach den Stationen VfB, TuS Koblenz, Wacker Burghausen, 1. FC Heidenheim II, FC Bayern II, SpVgg Unterhaching, SG Sonnenhof Großaspach, Stuttgarter Kickers, FC 08 Homburg, SSV Reutlingen und TeBe Berlin beschloss er 2017 sesshaft zu werden. „Wegen des Fußballs werde ich meinen Lebensmittelpunkt Stuttgart nicht mehr verlassen.“ So viel steht fest.

Mit seiner neuen Leidenschaft Futsal lässt sich das bestens verbinden. Lange musste sein Kumpel Bessem Lamari um ihn kämpfen. Doch die Hartnäckigkeit des Betreuers vom TSV Weilimdorf zahlte sich aus. Fischer heuerte beim höchstklassigsten Stuttgarter Futsal-Team an – und schlug glänzend ein. In acht Saisonspielen traf er 21 Mal in der viergeteilten Regionalliga, der höchsten Klasse in Deutschland. Nebenbei, wenn es die Zeit erlaubt, stürmt Fischer auch noch auf dem Großfeld. Für den GSV Maichingen, dort ist sein alter Freund und Mitspieler Dirk Prediger als Spieler-Co-Trainer aktiv, hat er in zehn Bezirksligaspielen 13 Treffer markiert.

Viel Lob vom Bundestrainer

Fischer – der Mann mit der eingebauten Toregarantie. Die Knipserqualitäten schätzt auch der Futsal-Bundestrainer: „Manuel ist unglaublich gefährlich vor dem Tor, kann den Ball behaupten und mit links und rechts klasse schießen“, lobt Loosveld. Das hohe Tempo, die vielen Torabschlüsse, die Handlungsschnelligkeit – das alles kommt Fischers Spielweise entgegen.

Wenn er von dem Spektakel unterm Hallendach spricht, klingt er fast wie ein Missionar in Sachen Futsal. „Ich kann diese Sportart nur Wärmstens empfehlen. Denn was man auf kleinem Raum lernt, das geht auch auf großem Raum“, erklärt Fischer. Was er damit sagen will: Der kunstvolle Umgang mit dem Ball, die technischen Fertigkeiten, das genaue Passspiel, die Eins-gegen-Eins-Situationen sind auch eine gute Schule für den Fußball auf dem Großfeld. „Die typisch deutschen Tugenden verkörpern inzwischen doch viele Nationen, also müssen wir hierzulande schon im Nachwuchsbereich stärker die Technik, die Dribblings fördern“, findet Fischer.

Helfen, Futsal populärer zu machen

Timo Heinze (früher FC Bayern München II) ist ebenfalls ein Quereinsteiger. Der bekannteste aber ist mit Abstand Manuel Fischer. Mit seinem Namen will er dazu beitragen, Futsal populärer zu machen. „Diese attraktive Sportart schwirrt bisher etwas unterm Radar. Vielleicht kann ich helfen, sie etwas bekannter zu machen.“ Es dürfte ganz im Sinne des deutschen Fußballs sein.