Maxim hier im Zweikampf mit Benjamin Pavard beim Hinspiel in Stuttgart. Foto: AFP

Alexandru Maxim spricht im Interview über unvergessliche Momente in Stuttgart und darüber, was das bevorstehende „intensive Spiel“ in Mainz für ihn bedeutet.

Stuttgart - Viereinhalb Jahre hat Alexandru Maxim für den VfB gespielt. An diesem Samstag (15.30 Uhr) trifft der 27-jährige Rumäne in der Fußball-Bundesliga mit dem FSV Mainz 05 wieder auf die Stuttgarter. Doch der oft verkannte Mittelfeldspieler blickt nicht im Zorn zurück.

Herr Maxim, der VfB kommt am Samstag nach Mainz. Was bedeutet das für Sie?
Zunächst einmal, dass uns wieder ein enges und intensives Spiel bevorsteht. Wir sind uns in dieser Saison schon zweimal begegnet. Das Hinspiel in der Bundesliga haben wir knapp verloren, die Pokalpartie zuletzt gewonnen. Wir wissen also, was uns erwartet. Zumal ich aus der vergangenen Saison natürlich noch sehr genau weiß, wie Trainer Hannes Wolf spielen lassen will: Er will offensiv agieren und Torchancen kreieren.
Und was bedeutet die Begegnung mit dem alten Club emotional für Sie?
Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen, da ich noch immer viele Freunde in Stuttgart habe. Ich schaue mir, sofern ich kann, die VfB-Spiele auch gerne im Fernsehen an. Die Mannschaft hat sich zwar personell verändert hat und für den Club hat nach dem Aufstieg eine neue Etappe begonnen, aber ich kenne noch so ziemlich alle Leute beim VfB. Schließlich habe ich viereinhalb Jahre für den Club gespielt und bin dem VfB dankbar, dass er mir die Chance ermöglicht hat, in der Bundesliga Fuß zu fassen.
Sie blicken also nicht im Zorn zurück, weil ihre Fußballkunst von einer Reihe von VfB-Trainern nicht immer anerkannt wurde?
Keineswegs. Das Gegenteil ist der Fall. Ich hatte eine tolle Zeit in Stuttgart, auch wenn es sportlich für den Club und für mich nicht immer nach Wunsch lief. Deshalb bin ich froh, dass ich nach dem Abstieg in der Endphase der vergangenen Saison meinen Beitrag leisten konnte, damit der VfB sein großes Ziel, den Aufstieg, erreicht. Das war mir eine Herzensangelegenheit, so konnte ich erhobenen Hauptes und durch die Vordertür gehen.
Zuvor haben Sie sich aber noch als Feierbiest in Stuttgart verewigt.
Die Feierlichkeiten im vergangenen Mai werde ich nie vergessen. Was sich noch auf dem Platz und danach auf dem Wasen mit begeisterten 100 000 Menschen abgespielt hat, war spektakulär.
Ihr Wechsel hat unter den VfB-Fans dann einigen Unmut ausgelöst. Viele würden Sie noch gerne im VfB-Trikot sehen.
Schön zu hören, aber ich hatte nach den ganzen Feierlichkeiten eine Entscheidung zu treffen. Es ging um meine sportliche Zukunft. Deshalb habe ich mich mit der damaligen sportlichen Leitung an einen Tisch gesetzt und alles klar besprochen. Jeder weiß, wie meine Situation in Stuttgart war – nicht immer einfach, aber ich habe mich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Es war dann mein Wunsch, eine neue Herausforderung zu suchen.
Diese haben Sie in Mainz gefunden?
Ja, und ich fühle mich sehr wohl hier. Der Verein hat mir nach meiner Ankunft sehr geholfen, damit ich mich gleich gut einleben konnte. Zudem bin ich zu einer Mannschaft gestoßen, die sehr offen ist und es mir leicht gemacht hat, mich auf Anhieb als Teil des Teams zu fühlen.
Das klingt, als hätte es gar keine Anpassungsschwierigkeiten gegeben.
Natürlich muss man sich nach einem Wechsel erst einmal zurechtfinden. Im Verein, in der Stadt und im kompletten Umfeld. Das kann dauern. Ich habe mich in Mainz allerdings schnell integriert. Ganz anders als vor fünf Jahren, als ich von Rumänien nach Deutschland kam. Da war alles neu für mich, nicht nur die Sprache. Diesmal war mir vieles vertraut: das Land, die Mentalität, die Liga, die Spielkultur.
Wird in Mainz anders Fußball gespielt als in Stuttgart?
Nein, wir spielen hier auch mit elf Mann. Ich bringe nun eine gewisse Erfahrung mit und weiß, was in der Bundesliga gefordert wird. Es geht immer darum, die beiden Teile des Fußballs zusammen zu bringen – Offensive und Defensive. Mal ist das eine mehr gefragt, wenn man das Geschehen dominieren will, mal das andere, wenn es gegen große Clubs wie den FC Bayern oder Borussia Dortmund geht. Nur in der zweiten Liga war es anders, da wir als VfB immer der Favorit waren und ständig aus dem Ballbesitz heraus die Spiele gestalten mussten.
Das heißt, dass Sie ihr Spiel in Mainz nicht umstellen mussten?
Natürlich gibt es hier neue Mitspieler, auf die ich mich einstellen musste, und auch neue Abläufe, die ich lernen musste, aber grundsätzlich habe ich mein Spiel nicht verändert. Das ist auch nicht notwendig, weil ich verschiedene Rollen im Mittelfeld einnehmen kann. Ich habe bereits zentral hinter den Spitzen gespielt, auch schon defensiver und auf beiden Flügeln.
Spüren Sie unter Sandro Schwarz mehr Vertrauen als bei einigen ihrer Trainer zuvor in Stuttgart?
Ich will nicht zurückschauen. Mit dem Chefcoach hier pflege ich ein gutes und ehrliches Verhältnis, genauso mit dem Sportchef Rouven Schröder. Alles wird klar und deutlich angesprochen. Selbst als ich einige Spiele von der Bank kam, wusste ich, woran ich bin. Diesen Umgang weiß ich zu schätzen. Ich bin schließlich nicht als Stammspieler zur Welt gekommen und muss mich stets aufs Neue beweisen.
Zuletzt war Sandro Schwarz sauer auf die Mannschaft.
Wir waren nach der Niederlage in Hannover alle sauer, weil wir das Spiel innerhalb von wenigen Minuten aus der Hand gegeben haben. Das darf uns nicht passieren.
Haben Sie eine Erklärung dafür, wieso ihre Mannschaft nach dem Hoffenheim-Spiel in der Vorrunde nun bei Hannover 96 bereits zum zweiten Mal in dieser Saison nach einem 2:0-Vorsprung noch 2:3 verloren hat?
Für mich ist das vor allem eine Frage der Cleverness. Wir müssen nach guten Phasen aufmerksam bleiben und schlau spielen – ansonsten wird jeder kleinste Fehler in der Bundesliga bestraft. Ich will mich aber nicht zu lange mit dem Negativen aufhalten. Klar ist, dass wir zuletzt zu wenige Punkte geholt haben und jetzt in einer schwierigen Situation stecken.
Aus der Sie mit den Nullfünfern wie wieder herauskommen wollen?
Ganz einfach durch Siege. Dafür haben wir auch die nötige Qualität im Kader. Und es hat sich in vielen Spielen gezeigt, dass oft nur Kleinigkeiten gefehlt haben, um zu gewinnen. Der SC Freiburg hat es uns in der englischen Woche vor Weihnachten vorgemacht, wie schnell alles gehen kann. Da haben die Freiburger sieben Punkte aus drei Spielen geholt und sich etwas Luft im Abstiegskampf verschafft. So eine Serie können wir jederzeit auch hinlegen.