Timo Werner will Leipzig verlassen Foto: dpa

RB Leipzig setzt im Pokalfinale auf Timo Werner. Und dann? Ist es vielleicht das letzte Spiel des Ex-Stuttgarters für Leipzig? Viel deutet auf einen Wechsel hin.

Stuttgart - Na klar, die Sache hat ihren Reiz. Das sind die Geschichten, die nur der Fußball schreibt, heißt es gerne. Auch ganz oben bei manchen Beobachtern der Szenerie steht dann das ohnehin inflationär verwendete Wörtchen „ausgerechnet“, garniert mit dem Namen des Spielers.

Brüllen die Kommentatoren also an diesem Samstag aus Berlin wieder ein „ausgerechnet“ in die Welt?

Ein „ausgerechnet Timo Werner?“

Dann, wenn der Werner im DFB-Pokalfinale in seinem möglicherweise letzten Spiel für RB Leipzig gegen seinen mutmaßlich neuen Verein namens FC Bayern München ein Tor schießt? Oder wenn er, wie einst Lothar Matthäus im Pokalfinale 1984 im letzten Spiel für Borussia Mönchengladbach, im Elfmeterschießen gegen den künftigen Club die Kugel in den Himmel schießt?

Ablöse gibt es nur noch in diesem Sommer

Alles ist möglich, klar. Spannend wird’s in jedem Fall. Während des Spiels in Berlin (Anpfiff 20 Uhr, live in der ARD). Und auch hinterher. Dann, wenn sich die Zukunft des Nationalstürmers Timo Werner (23) endgültig klären wird.

Die Faktenlage der Gegenwart sieht so aus: Timo Werner hat bei RB Leipzig einen Vertrag bis 2020, den er nicht verlängern wird. Heißt: Wenn RB eine Ablöse will (und RB will eine Ablöse), muss es Werner in diesem Sommer verkaufen.

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Timo Werner selbst wiederum betonte mehrfach, dass er nicht ins Ausland wechseln wolle, sondern nur zu einem deutschen Club. Sein Berater Karl-Heinz-Förster und die Bayern, so ist es zu hören, sollen sich grundsätzlich auf einen Transfer geeinigt haben.

So weit, so einfach also? Mitnichten. Es gibt noch ein paar Fragezeichen. Die größten dem Vernehmen nach beim FC Bayern selbst, wo es gewisse Restzweifel an Werner geben soll. Im Sturmzentrum, das ist klar, kommt er nicht an die Klasse von Robert Lewandowski heran, auf den Flügeln ist die Konkurrenz mit Kingsley Coman und Serge Gnabry groß. Und ob der schnelle, aber nicht immer kombinationssichere Werner zum Ballbesitzfußball des Rekordmeisters passt, ist fraglich – sagt in anderen Worten auch Werners aktueller Coach Ralf Rangnick. „Timo ist nicht der Spielertyp, der sich den Ball schnappt und fünf Gegenspieler ausdribbelt.“ Im Gegensatz zu einem gewissen Leroy Sané etwa.

Der Poker läuft

Am Nationalspieler von Manchester City sind die Bayern dran. Sollte es was werden mit dem sicher sehr teuren Sané und den Bayern in diesem Sommer, könnte das auch bedeuten, dass der Rekordmeister sich die Ablöse für Werner sparen will. Und der noch ein Jahr in Leipzig geparkt wird. Werner, so ist es zu hören, sei da ganz entspannt. Und selbst die Leipziger Strategen betonten zuletzt immer wieder, dass ein Verbleib für ein Jahr nicht ausgeschlossen sei – mögliche Transfereinnahmen hin oder her. Leipzig soll aktuell angeblich aktuell 60 Millionen Euro fordern, Bayern lediglich 25 Millionen Euro bieten.

Der Poker ist also in vollem Gange – die Hauptfigur will die Karten am Samstag auf den Tisch legen. Werner will gegen die Bayern den Turbo zünden und zeigen, warum sein potenzieller neuer Club ihn ja prinzipiell sehr gerne in den eigenen Reihen hätte.

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Der Mann, der die Qualitäten Werners wie wohl kaum ein zweiter einschätzen kann, singt das ultimative Loblied. Frieder Schrof begleitete Werner beim VfB Stuttgart einst elf Jahre lang als Nachwuchschef, heute ist er wie Werner in Leipzig unter Vertrag. „Ich kenne Timo, seit er sieben Jahre alt ist“, sagt der Entdecker: „Seine großen Waffen sind seine Explosivität, seine Schnelligkeit und seine Schusssicherheit im Abschluss – und die Abschlussquote ist ja das Allerwichtigste für einen Stürmer. All das hat er in den letzten Jahren extrem weiterentwickelt.“

Nun plant Werner den nächsten Schritt. Wahrscheinlich in München.

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