Lang, lang ist’s her: Roberto Hilbert im Trikot des VfB Stuttgart Foto: dpa/Bernd Weissbrod

Roberto Hilbert, der 2007 mit dem VfB Stuttgart Meister wurde und heute als Nachwuchstrainer bei Greuther Fürth arbeitet, blickt auf das Duell der Zweitligisten am Samstag.

Fürth/Stuttgart - Der Franke Roberto Hilbert feierte seine größten Erfolge im Trikot des VfB Stuttgart, stand im Meisterteam 2007, absolvierte 120 Spiele für den Verein. Inzwischen ist er zurück in der Heimat. Bei Greuther Fürth trainiert er die U-16- und U-15-Teams, bei der U23 ist er Co-Trainer und lernt nebenbei für sein Studium zum Sporttherapeuten und seine Ausbildung zum Athletiktrainer. Eigentlich nutzt der 34-Jährige gerne eine Gelegenheit wie die Partie am Samstag (13 Uhr) für einen Besuch in Stuttgart. Diesmal steht Hilbert selbst an der Seitenlinie, da seine U 23 fast zeitgleich gegen die SpVgg Bayreuth antritt.

Herr Hilbert, was verbinden Sie heute rückblickend mit Ihren vier Jahren beim VfB Stuttgart von 2006 bis 2010?

Ich habe nur gute Erinnerungen an diese Zeit. In Stuttgart hatte ich meinen größten Erfolg mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft, dort bin ich Nationalspieler geworden, habe viele Bundesligaspiele absolviert und immer international gespielt.

Halten Sie noch privat Kontakt nach Stuttgart und zum VfB?

Ich bin sehr oft in Stuttgart zu Besuch, habe ganz enge, langjährige Freunde dort: einer meiner besten Freunde ist beim Verein angestellt, auch Mario Gomez und Gonzalo Castro sind enge Freunde. Für mich ist Stuttgart eine der schönsten Städte Deutschlands! Ich komme super zurecht mit den Schwaben. Auch in Ludwigsburg bin ich häufiger.

Was war damals, im Vergleich zu heute, anders im Verein?

Beim VfB hat sich extrem viel entwickelt – im positiven Sinne. Gleich gut geblieben ist natürlich die Fangemeinschaft, Fanszene und das Stadion. Nicht so gut war in den vergangenen Jahren, dass es intern zu viele Unruhen im Verein gab. Das wurde von außen betrachtet einfach zu viel, das hat sich auch aufs Sportliche niedergeschlagen, wie man nach dem ersten Abstieg und Wiederaufstieg gemerkt hat.

Sie haben vor fünf Monaten prophezeit, dass sich der VfB in der Relegation durchsetzen würde – so ist es nicht gekommen. Wie beurteilen Sie die Veränderung seitdem?

Der Abstieg hat mich extrem geärgert, schließlich bin ich VfB-Fan – das war nicht nötig. Seitdem wurde die Mannschaft stark verjüngt. Mit Leistungsträgern wie Christian Gentner und Andreas Beck hat man nicht mehr weitergemacht. Der Trainer leistet – dafür, dass es seine erste große Station ist – bisher gute Arbeit. Wenn es mal nicht mehr rund läuft, werden wir sehen, wie das Umfeld reagiert.

Was wünschen Sie sich für die Stuttgarter?

Ich hoffe, dass sie aus den negativen Zeiten und den Unruhen innerhalb und außerhalb des Vereins gelernt haben. Fehler wie das ausgefallene WLAN bei der Mitgliederversammlung, das sind Dinge, die nicht von ungefähr kommen. In Sportvorstand Thomas Hitzlsperger hat man jemanden im Verein, der das gut einordnen kann. Im Moment ist es relativ ruhig in Stuttgart, jetzt müssen die Verantwortlichen den Verein ins richtige Fahrwasser für die Zukunft bringen.

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Welche Ansprüche hat Greuther Fürth in dieser Saison?

Ich glaube, da ist ganz viel drin. Unsere Verantwortlichen haben einen guten Kader zusammengestellt. In Havard Nielsen und Branimir Hrgota haben wir qualitativ gute Spieler. Wie man vergangene Saison schon sehen konnte, macht Trainer Stefan Leitl einen guten Job, er hat eine klare Idee, wie die Mannschaft zu spielen hat, und hat mit Eigengewächsen wie Jamie Leweling eine gute Mischung für die nächsten Jahre zusammengebaut. Die Stimmung im Team ist sehr gut, das hat man gerade im letzten Spiel gemerkt: Wie sie diese Partie gegen Wehen (2:1) hinten raus noch gedreht haben, das spricht für die Mentalität der Mannschaft.

Wem rechnen Sie in der Begegnung am Samstag bessere Chancen aus?

Ich bin natürlich VfB-Fan, aber auch Fan und Angestellter von Greuther Fürth, Fürth ist meine Heimat. Deshalb hoffe ich, dass unsere Profis aus Stuttgart mit drei Punkten nach Hause kommen.

Wie nehmen Sie die Sonderrolle des VfB in der zweiten Liga wahr?

Klar ist der Jahresetat mit am höchsten in der Liga. Dazu kommt, dass man beim VfB Stuttgart ganz klar sagen muss: Der Abstieg war ein Ausrutscher, es soll ganz schnell zurück in die erste Liga gehen. Das muss das Ziel sein.

Worauf kommt es am Samstag an?

Auf die Geduld. Aus Fürther Sicht ist klar, dass der VfB zu Hause das Spiel machen muss und spielstark ist. Wir müssen gut verteidigen, auf VfB-Fehler achten und dann effektiv und gnadenlos Chancen verwerten.