Von Porsche ist es Uwe Hück gewohnt zu zeigen, wo es langgeht. Dies dürfte ihm in der Politik nicht so gelingen. Foto: factum/Weise

Tut sich die SPD einen Gefallen damit, der früheren Porsche-Gesamtbetriebsratschef Uwe Hück zu ihrem Aushängeschild in Pforzheim zu machen? Sie muss in Zukunft auf den einen oder anderen Querschläger gefasst sein, kommentiert Matthias Schiermeyer.

Pforzheim - Dass die Pforzheimer Genossen den früheren Porsche-Betriebsratsvorsitzenden Uwe Hück zu ihrem Spitzenmann bei den Kommunalwahlen küren, ist eine echte Überraschung. Er wird damit faktisch für seine Drohung belohnt, mit einer eigenen „Liste Hück“ gegen die Sozialdemokraten anzutreten. Mit der Entscheidung, ihn nicht nur zu integrieren, sondern gleich auch zum Aushängeschild zu machen, profitierte er auch von der Schwäche der SPD in Baden-Württemberg, die sich nach dem personellen Neuanfang nicht schon wieder einen offenen Konflikt leisten konnte und leisten wollte.

Selbst Donald Trump wollte er die Meinung geigen

Einerseits ist die Einbindung von Hück eine Chance: Der Mann engagiert sich seit Jahren mit viel Einsatz für junge Pforzheimer, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Bei denen hat er sich Respekt verschafft, weil er ähnliche Lebenserfahrungen gemacht hat und ihre Sprache spricht. Kurzum: Hück ist authentisch, sein Engagement für sozial Schwächere ist glaubwürdig. Zudem hat er sich über die eigenen Reihen hinaus einen Namen gemacht – davon gibt es nicht so viele Sozialdemokraten.

Andererseits ist es sehr wahrscheinlich, dass ihm die kommunalpolitische Bühne auf Dauer zu klein ist. Hück führt – wie von Porsche und Tarifkämpfen der Metallindustrie gewohnt – gerne das große Wort. Selbst US-Präsident Donald Trump wollte er schon treffen, um ihm die Anliegen der deutschen Automobilindustrie nahe zu bringen. Daraus ist selbstredend nichts geworden. Es ist dennoch gut möglich, dass er auch bei den Landtagswahlen 2021 ein Mandat anstrebt. Er hätte ja früher schon gerne ein politisches Amt übernommen, doch niemand hatte ihn gerufen. Hat er jetzt einfach besser taktiert?

Querschläger sind einzukalkulieren

Uwe Hück im Landtag – da dürfte man auf einige Überraschungen gefasst sein. Es ist beispielsweise unwahrscheinlich, dass der Verfechter der Diesel-Technologie für eine ökologische Erneuerung eintritt. Denn ist da noch die Unberechenbarkeit des 56-Jährigen: Wenn die SPD so weitermache, werde sie ihr Erbe vernichten, hat er vor Tagen noch gewarnt. Der Parteiführung in Land und Bund steht er kritisch gegenüber. Er sieht seinen Wechsel als Signal, um den Genossen die Augen zu öffnen und ihnen zu zeigen, wie es wirklich geht – nicht weniger als retten will er die SPD. Sein Anspruch ist es, Staub aufzuwirbeln, damit man ihn wahrnimmt. Bei dem Thaiboxer weiß man nie, welchen Spruch er als nächstes heraushaut. Der eine oder andere Querschläger ist daher einzukalkulieren.

Bei Porsche war Hück ein König in seinem kleinen Reich, der dem Umfeld brachial seinen autoritären Arbeitsstil aufdrückte. Er sah sich stets auf Augenhöhe mit den Vorstandsbossen, was ihn für Beratung eher resistent gemacht hat. Mal unabhängig davon, dass bisher verborgene Gründe des überraschenden Seitenwechsels auftauchen könnten: Kann der 56-Jährige das Teamplay und sich selbst zurücknehmen? Zweifel sind angebracht. Ohne Risiko ist sein Einsatz nicht für die SPD.