Seit 2013 im Dress des 1. Göppinger Sportverein: Oliver Stierle. Foto: Baumann

Es ist ein ganz besonderes Spiel für Oliver Stierle: Der langjährige Kickers-Profi kommt als Kapitän mit dem 1. Göppinger Sportverein zum Oberligaspiel nach Degerloch. Im Interview spricht er über die Brisanz des Derbys, seine Zeit beim FC Bayern und die Aufstiegschancen der Blauen.

Stuttgart - An diesem Samstag (14 Uhr/Gazisstadion) kommt es zum Fußball-Oberliga-Duell Stuttgarter Kickers gegen 1. Göppinger Sportverein. Letztmals gab es dieses Duell um Punkte in der Regionalliga-Saison 1970/71, in der damals zweithöchsten deutschen Spielklasse. Danach trennten sich die Wege. Den Kickers gelang zweimal der Aufstieg in die Bundesliga. Die Göppinger stürzten bis in die Bezirksliga ab. Jetzt ist man wieder in einer Liga vereint – und es gibt einige Verbindungen vom Filstal unter den Fernsehturm: Das Team vom Hohenstaufen kommt mit fünf Ex-Blauen nach Degerloch – am längsten spielte Oliver Stierle für die Kickers.

- Herr Stierle, was bedeutet für Sie das Fußball-Oberligaspiel bei den Stuttgarter Kickers an diesem Samstag (14 Uhr) im Gazi-Stadion auf der Waldau?

Die Spannung steigt von Minute zu Minute. Die Vorfreude ist unglaublich groß. Aber nicht nur bei mir, sondern bei allen, die irgendwie mit dem 1. Göppinger Sportverein zu tun haben. Das ist das absolute Highlight. Wer hätte denn gedacht, dass wir mal um Punkte gegen die Blauen antreten. Das ist das Spiel der Spiele. 300 Fans werden uns begleiten.

Sie sind nicht der einzige Ex-Blaue bei Göppingen.

Unser Trainer Gianni Coveli war in der zweiten Liga für die Kickers am Ball. Kevin Dicklhuber von 2012 bis 2014 in der dritten Liga, und auch Marc Mägerle und Kevin Rombach spielten in Degerloch.

Was verbinden Sie persönlich mit den Kickers?

Die Kickers sind für mich Heimat. Ich bin in dem Verein groß geworden, dort habe ich den Sprung zu den Profis geschafft. Der Club hat mich immer unterstützt, auch in schwierigen Phasen, als mich Verletzungen plagten. Und die Fans sind natürlich auch fantastisch, ganz, ganz treue Seelen.

Sie sind das dritte Jahr in der Oberliga am Ball. Was erwartet die Kickers in dieser Spielklasse?

Das große Problem ist, dass die Kickers müssen. Der Verein hat den höchsten Etat, es wird unter Profibedingungen gearbeitet. Der Aufstieg ist ein Muss. Deshalb müssen die Spieler im Prinzip jedes Spiel gewinnen. Das sind sie nicht gewohnt, da es zuletzt eigentlich immer gegen den Abstieg ging.

Nach zwei Spielen haben die Kickers erst einen Punkt.

Das wundert mich. Ich dachte, sie starten mit zwei Siegen und nehmen von Beginn an das Heft in der Liga in die Hand. Jetzt haben sie gleich viel Druck. Für uns ist das mit Blick auf das Spiel am Samstag natürlich Gold wert – wir sind Außenseiter und haben nichts zu verlieren.

Worauf kommt es in der Oberliga denn grundsätzlich an?

Es geht richtig ab in den Zweikämpfen, das Spielerische kommt erst in zweiter Linie. Deshalb ist es ganz entscheidend, dass man eine verschworene Einheit auf dem Feld ist und am besten im kompletten Verein ein Riesenzusammenhalt herrscht.

Werden die Blauen den Aufstieg schaffen?

Trainer Tobias Flitsch weiß genau, auf was es in dieser Spielklasse ankommt. Er wird die Mannschaft in die Spur bringen. Die Kickers werden sich fangen und eine gute Rolle spielen. Ob es dann zum Aufstieg reicht, wird sich zeigen.

Wer sind die Hauptkonkurrenten?

Der FV Ravensburg, der SGV Freiberg und der FSV 08 Bissingen.

Und der 1. Göppinger Sportverein?

Dieser Traditionsverein hat sich in vielen Bereichen toll entwickelt, das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Aber mit einem soliden Mittelplatz wären wir schon sehr zufrieden.

Sie waren auch zwei Jahre beim FC Bayern München II unter Vertrag. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?

Viel Erfahrung. Ich durfte mit den Profis trainieren – mit Spielern wie Badstuber, Müller, Schweinsteiger, Podolski, Luca Toni. Daran wächst man. Das prägt einen und gibt einem Selbstvertrauen.

Sie sind 35 Jahre. Wie lange spielen Sie noch?

Mein Vertrag läuft bis 2020. Wenn mir die Knochen zu sehr wehtun, kann es sein, dass ich auch schon früher eine andere Funktion übernehme. Das ist mit dem Sportverein so besprochen.

Wie geht’s aus am Samstag?

Mein blaues Herz muss 90 Minuten ruhen. Ich hoffe natürlich, dass wir gewinnen. Wenn wir wie am vergangenen Wochenende wieder 3:3 spielen, hätte bei uns auch keiner etwas dagegen.

Zur Person

Oliver Stierle wird am 13. Juni 1983 in Stuttgart geboren.

In der Jugend spielt er für den ASV Botnang, die Sportvg Feuerbach und die Stuttgarter Kickers.

Von 2001 an ist er bis 2013 den Blauen treu – unterbrochen vom Gastspiel beim FC Bayern München II (2008 bis 2010).

Seit 2013 trägt Stierle den Dress des 1. Göppinger SV, mit dem er 2016 in die Oberliga aufsteigt. Er ist Kapitän der Elf, die mit vier Punkten in die Saison gestartet ist.

Stierle lebt in Stuttgart und ist seit diesem Jahr verheiratet mit Melanie.