Besuch im Kinderhospiz: Landesbischof Frank Otfried July mit Claudia Dorn und ihrer Tochter Lisa. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Gut ein halbes Jahr gibt es nun das Stuttgarter Kinderhospiz. Die Bilanz fällt positiv aus, die Nachfrage nach den Plätzen ist groß. Auch die Spendenbereitschaft der Menschen ist beachtlich – und wir weiter nötig sein.

Stuttgart - Claudia Dorn wirkt entspannt, gleich wird die 40-Jährige mit ihren beiden 15 und sechs Jahre alten Söhnen zum Schwimmen gehen. Das ist für sie, anders als für andere Familien, nicht selbstverständlich. Sie und ihr Mann müssen sich intensiv um ihre Tochter Lisa kümmern. Die Zehnjährige leidet seit dem dritten Lebensmonat an sich verschlimmernden epileptischen Anfällen, sie wird deshalb mit einer Sonde ernährt. „Wir haben ein sehr anstrengendes Jahr hinter uns“, sagt die Frau aus Tettnang am Bodensee: „Der Pflegedienst ist uns leider weggefallen.“ Angesichts der Dauerbelastung ist Claudia Dorn jetzt froh, im Stuttgarter Kinderhospiz einmal durchatmen zu können: „Lisa hat sich hier sofort wohl gefühlt“, sagt die 40-Jährige.

Unter den Zuhörern ist Frank Otfried July, der württembergische Landesbischof. Bei der Eröffnung des Hospizes im Herbst konnte er nicht dabei sein, nun holt er den Besuch nach. „Die Hospizarbeit liegt mir am Herzen“, sagt er evangelische Landesbischof. „Dieses Haus ist ein Zeichen dafür, dass christlicher Glaube, Diakonie und Kirche inmitten des Alltags präsent sind.“ July kam nicht mit leeren Händen: Er hat einen Scheck über 900 000 Euro dabei.

Landessynode gibt 900 000 Euro

Den Investitionskostenzuschuss hat die Landessynode bereitgestellt. Das Kinderhospiz sei ihr „eine besondere Freude“, sagte Inge Schneider, die Synodalpräsidentin. Als Mutter einer Tochter, mit der sie „neun Monate am Stück im Krankenhaus war und die jahrelang mit dem Tod gekämpft hat“, wisse sie gut, wie es Familien in dieser Lebenslage gehe.

Die erste Bilanz der Einrichtung nach einem halben Jahr fällt positiv aus. Klar ist aber: Das Hospiz ist weiter auf Spenden angewiesen. 2012 hatte der Förderverein Hospiz die Villa Wittmann oberhalb des Eugensplatzes vom Institut français für 3,2 Millionen Euro gekauft. Auch danach hat nicht nur der Initiator des Projekts, der frühere Prälat Martin Klumpp, weiter kräftig Spenden gesammelt. Inzwischen zeichnet sich ab: Elf bis zwölf Millionen Euro kostet die aufwendige Modernisierung und der Umbau der Villa. „Mehr als sechs Millionen Euro werden durch Spenden aufgebracht“, sagt Sonja Schürle, die neue Kirchenpflegerin des Kirchenkreises Stuttgart. Der Rest wird durch Darlehen finanziert. Schürle: „Es ist unglaublich, wie die Menschen das Projekt mittragen.“

Sehr gute Auslastung vor allem in der Ferienzeit

Und das wird weiter nötig sein. Insgesamt 50 kranke Kinder sind im Hospiz mit seinen acht Betten bisher betreut worden, 71 Eltern und 35 Geschwisterkinder waren dabei, sagt Antje Heusel, die kaufmännische Geschäftsführerin. Die Auslastung sei mit durchschnittlich 64 Prozent sehr gut, in den Ferien liege sie bei 75 bis 85 Prozent. Nur: Die Krankenkassen zahlen zwar etwa 95 Prozent der Aufwendungen für die betroffenen Kinder, aber nichts zu den Aufenthalten von Eltern und Geschwistern. Deshalb brauche man im ersten Jahr „wohl 700 000 Euro an Spenden“, so Heusel.