Schon der Auftritt der Isländer war alles andere als ESC-like. Foto: dpa

Die isländischen ESC-Teilnehmer provozierten nicht nur mit ihrem Auftritt außerhalb der sonst recht seichten Songcontest-Reihe, sondern auch mit einer Palästinaflagge. Das sorgt für Ärger.

Tel Aviv - Die isländische ESC-Band Hatari hat den Wettbewerb in Tel Aviv trotz Warnungen der Organisatoren für eine propalästinensische Botschaft genutzt. Die Band hielt während der Punktevergabe am späten Samstagabend ausgerollte Banner mit der palästinensischen Flagge in die Fernsehkameras und löste damit Buhrufe im Publikum aus. Die Aktion ereignete sich im sogenannten Green Room hinter den Kulissen, wo die Künstler nach dem Auftritt interviewt werden. Pikant: Zum Zeitpunkt des Statements hatten sie ihre Punkte schon sicher.

Isländische Delegation habe davon nichts gewusst

Ein auf Instagram hochgeladenes Video von Schlagzeuger Einar Hrafn Stefánsson zeigte, wie Sicherheitskräfte versuchen, der Band die Flaggen abzunehmen. Die Gruppe gibt ein Banner ab, behält weitere aber offensichtlich bei sich. Auf Hataris Instagram-Seite war in der Nacht zum Sonntag ebenfalls die Flagge der Palästinenser zu sehen.

„Wir haben das Gefühl, dass es immer wichtig ist, die Kunst zu nutzen, um Fragen aufzuwerfen und Dinge in ihren Kontext zu rücken“, sagte Sänger Matthías Tryggvi Haraldsson dem isländischen Rundfunk. Hatari habe damit wahrscheinlich gegen die ESC-Regeln verstoßen, dies sei aber nicht die Intention gewesen.

Die Delegation des isländischen Rundfunks habe von der Aktion nichts gewusst, versicherte Haraldsson. Deren Leiter Felix Bergsson sagte, er hoffe auf nicht allzu ernsthafte Konsequenzen des Ganzen. „Ich war ein wenig schockiert, als ich sie mit der Flagge gesehen habe. Ich habe das nicht erwartet, aber das war die Entscheidung der Künstler.“

Hatari hatte bereits im Vorfeld Provokationen angekündigt

Politische Botschaften sind laut den ESC-Statuten während der Show tabu. Ob Hatari oder der isländische Rundfunk für die Flaggenaktion eine Strafe erhalten, ist bislang unklar.

Den ganzen ESC-Abend zum Nachlesen finden Sie hier.

Die Europäische Rundfunkunion teilte am Sonntag mit, das Verhalten der Isländer verstoße gegen die Regeln, weil der ESC eine unpolitische Veranstaltung sei. „Die Banner wurden schnell entfernt und der ESC-Vorstand wird über die Konsequenzen dieser Aktion beraten.“ Hatari-Sänger Haraldsson sagte, es sei paradox, den Wettbewerb als unpolitisch zu bezeichnen. „Man kann keinen Wettbewerb haben, der von Frieden und Einheit handeln soll und dabei übersehen, was in diesem Land passiert.“ Hatari hatte bereits im Vorfeld des Wettbewerbs Provokationen gegen Israel angekündigt, war von den Organisatoren aber wiederholt an die Grenzen des Erlaubten erinnert worden.