Salvini bei einem seiner zahlreichen Wahlkampfauftritte, hier am 4. Mai in Scandicci. Foto: AP

Die Reichweite und Macht von Matteo Salvini rührt wohl hauptsächlich aus seiner Präsenz in den sozialen Medien. Seine dreieinhalb Millionen Follower versorgt er täglich mit Posts und Live-Videos. Doch beherrschen kann der italienische Innenminister die sozialen Medien nicht. Nach Monaten ungebrochener Salvini-Omnipräsenz haben nun auch andere die Macht der Bilder erkannt und drehen den Spieß einfach um.

Rom - Giancarlo Cirillo legt den Arm um Matteo Salvini. Beide strahlen in die von dem jungen Mann bereitgehaltene Handykamera – eines der üblichen Selfies seiner unzähligen Fans, wird der italienische Innenminister wohl gedacht haben bei seinem Wahlkampfauftritt in Salerno. „Minister, die 49 Millionen, wo sind die geblieben?“, fragt Cirillo dann aber plötzlich und unverblümt in die Kamera. Er macht kein Foto, sondern ein Video. Und das stellt er später ins Internet. „Die hast du“, sagt Salvini nur und dreht sich genervt weg.

Die Reichweite und Macht des heutigen Lega-Chefs Salvini rührt wohl hauptsächlich aus seiner Präsenz in den sozialen Medien. Kein Tag vergeht, an dem er nicht auf Facebook seine Anhänger mit Live-Videos versorgt, in denen er ihnen seine Politik erklärt und seine Gegner an den Pranger stellt. Mehr als dreieinhalb Millionen Menschen folgen seinem Facebook-Account. Dennoch: Beherrschen kann der 46-Jährige die sozialen Medien nicht. Doch nun haben auch andere die Macht der Bilder erkannt und drehen den Spieß einfach um.

Lesbische Küsse sollen Salvini aus der Fassung bringen

Der Hintergrund der frechen Frage von Giancarlo Cirillo: Der Gründer der rechten Lega, Umberto Bossi, war im November wegen Veruntreuung von Parteigeldern zu einem Jahr und zehn Monaten Haft verurteilt worden. 49 Millionen Euro, die die Bossi-Partei veruntreut haben soll, muss die Lega nun zurückzahlen. Peinlich für Salvini.

Bereits Ende April hatten zwei Frauen Salvini im sizilianischen Caltanissetta ausgetrickst. Auch sie posierten mit dem Innenminister nach einem Wahlkampfauftritt für ein Selfie. Als der in die Kamera lächelt, küssen sich die beiden Frauen neben ihm. Ein Protest gegen Salvinis reaktionäre Gender- und Familienpolitik. Auf den Kuss reagierte Salvini noch gelassen: Er teilte das Foto selbst auf seiner Facebook-Seite und schrieb dazu „Alles Gute, Frieden und Liebe, Schwestern“.

Cirillo freut sich über die Millionen

Cirillos Filmchen findet sich hingegen nicht auf Salvinis Seite. „Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich dir noch andere gestellt“, schreibt Cirillo zu seinem Video, das es bis in die Nachrichtensendungen schaffte. „. Aber gut, so habe ich wenigstens herausgefunden, dass ich Millionär bin, ohne es zu wissen.“