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Die EU will Immobilienbesitzer zum Aufbau von Ladesäulen verpflichten. Damit würde sich die EU voreilig auf eine Zukunftstechnologie festlegen, meint Markus Grabitz.

Brüssel - Wer die Elektromobilität anschieben will, der kommt an einem massiven Ausbau der Infrastruktur von Ladestationen nicht vorbei. Es spricht im Grunde auch nichts dagegen, dass die EU Vorschriften erlässt. Schließlich ist schon jetzt absehbar: Sollten die ehrgeizigen Ziele, die Brüssel für 2025 aufgestellt hat, erreicht werden, sind Millionen von E-Autos in der EU unterwegs. Und wenn der Ausbau der Ladeinfrastruktur so schleppend weitergeht wie bisher, wird es dann definitiv zu wenige Ladesäulen geben. Vor allem in den Ballungsräumen, wenn die Beschäftigten ihrer Arbeit nachgehen, werden die Engpässe gravierend sein.

Die EU will das große Rad bewegen

Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, wenn die EU Investoren nun zwingen will, beim Neubau von Gebäuden und bei grundlegenden Sanierungen die anstehende Energiewende mitzudenken. Doch Brüssel reicht das nicht. EU-Parlamentarier wollen noch einen Schritt weiter gehen und verlangen, dass auch Bestandsimmobilien aufgerüstet werden. Dahinter steht die Erkenntnis, dass sonst die Infrastruktur viel zu schleppend ausgebaut würde. Man will das große Rad bewegen. Die Unternehmen würden allein in Deutschland zu Milliardeninvestitionen gezwungen.

Was passiert, wenn sich die Elektromobilität nicht durchsetzt?

Völlig zu Recht fragt die betroffene Wirtschaft, warum sie einen Großteil der Kosten schultern soll, wenn doch die Energiewende im Verkehrsbereich ein gesamtgesellschaftliches Anliegen ist. Die Frage ist berechtigt: Wo ist der Anteil der Automobilindustrie? Bei all diesen hochfliegenden Plänen bleibt eine Frage ungeklärt: Was passiert eigentlich, wenn sich am Ende die Elektromobilität gar nicht durchsetzt?

Niemand kann bestreiten, dass die Festlegung der Ladesäulenpflicht nun einmal das glatte Gegenteil ist vom Prinzip der Technologieoffenheit, die die EU-Kommission sonst immer und völlig zu Recht hochhält. Heute kann niemand sagen, welche Technologie sich am Ende bei den alternativen Antrieben durchsetzt. In Europa haben die Hersteller gerade vor allem die E-Mobilität im Blick. Sie investieren aber auch erhebliche Beträge in die Brennstoffzelle und synthetische Kraftstoffe. Die Ingenieure sind sich also nicht sicher, was kommt. Da mutet es kühn an, wenn sich die Politiker da schon jetzt festlegen.