Im Supermarkt locken viele Verpackungen mit tollem Inhalt – offenbar halten nicht alle Produkte, was sie versprechen. (Symbolfoto) Foto: dpa/A3397 Gero Breloer

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch verleiht ihren Negativpreis „Goldener Windbeutel“, der auf Etikettenschwindel in Supermärkten aufmerksam machen soll. Diverse Produkte halten demnach nicht, was die Verpackungen versprechen.

Berlin - Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat am Donnerstag die diesjährigen Kandidaten für ihren Negativpreis Goldener Windbeutel bekannt gegeben. Nominiert sind fünf Produkte, die aus Sicht von Foodwatch „exemplarisch für Etikettenschwindel im Supermarkt stehen“: ein Käse von Hochland, ein Fruchtaufstrich von Zentis, ein Proteinriegel von Mars, ein Bio-Tee von Danone und eine Weidemilch von Arla.

Mit den nominierten Produkten täuschten die Hersteller Kunden, die beim Einkauf etwa auf ihre Gesundheit und die Umwelt achten wollten, kritisierte Foodwatch. „Geworben wird groß auf der Verpackung etwa mit Klimaschutz-, Tierhaltungs- und Gesundheitsversprechen, die bei näherer Betrachtung nicht eingehalten werden.“

So kritisieren die Verbraucherschützer etwa beim Käse der Marke Grünländer, dass Hersteller Hochland auf der Verpackung mit „Milch von Freilaufkühen“ wirbt, wobei sich die Tiere im Stall bewegen. Hochland erklärte, auf der Rückseite werde transparent darauf hingewiesen, „dass sich der Begriff ‚Freilaufkühe’ auf im Stall gehaltene Kühe bezieht“. Etwas anderes werde auf keinem Werbemittel suggeriert. „Auch in unserem Fernseh-Spot zeigen wir die Kühe klar erkenntlich in einem geschlossenen Stall.“

Zentis „zockt gesundheitsbewusste Kundinnen und Kunden ab“, kritisierte Foodwatch mit Verweis auf einen zuckerreduzierten Fruchtaufstrich. Hierbei ersetzte der Hersteller lediglich Zucker durch Wasser und verlange dafür einen „saftigen Preisaufschlag“ von über 100 Prozent. Laut Zentis musste jedoch der „komplette Herstellungsprozess überdacht und im Vergleich zu einer klassischen Konfitüre mit höherem Zuckergehalt verändert werden“. Das habe unweigerlich zu höheren Produktions- und Transportkosten und damit auch zu einem höheren Verkaufspreis geführt.

Der Be-Kind-Proteinriegel von Mars erweckt aus Sicht der Verbraucherschützer den Eindruck eines gesunden Snacks für Sportler, bestehe aber zur Hälfte aus Fett und Zucker. Beim Volvic Bio Roiboos Tee des Herstellers Danone Waters kritisierte Foodwatch einen geringen Teegehalt von 0,26 Prozent - 92 Prozent seien dagegen aromatisiertes Mineralwasser. Mars und Danone verwiesen auf Nachfrage zunächst auf noch laufende Auswertungen der Kritik.

Die vier Kandidaten gehen laut Foodwatch auf Einreichungen von Verbrauchern zurück, die insgesamt über 200 Produkte auf einer Beschwerdeplattform der Organisation genannt hatten. Eine haltbare Weidemilch von Arla nominierte Foodwatch selbst: Die Molkerei führe mit einem Siegel, das 71 Prozent weniger CO2 verspricht, „Klimaschützer hinters Licht“. Die Werbeaussage auf der Verpackung beziehe sich nur auf die Verpackung, nicht aber auf die Produktion der Milch. Arla äußerte sich auf Nachfrage zunächst nicht.

Verbraucher können noch bis zum 6. September unter www.goldener-windbeutel.de für die „dreisteste Werbelüge des Jahres“ abstimmen. Foodwatch vergibt den Schmähpreis in diesem Jahr zum zehnten Mal; er soll dem Hersteller des Produkts mit den meisten Stimmen am Firmensitz überreicht werden.