Für Julia Ruof und ihr Team ging es in 28 Tagen von Straßburg nach Jordanien Foto: privat

Die 29-jährige Julia Ruof ist mit ihrem Team bei der Europa-Orient-Rallye gestartet. In 28 Tagen fuhren sie rund 7000 Kilometer über den Balkan, durch die Türkei und Israel bis nach Jordanien.

Esslingen - Die Voraussetzung zur Teilnahme ist, dass das Fahrzeug nicht mehr als 1111 Euro gekostet hat oder mindestens 20 Jahre alt ist. Am 4. Mai fiel im französischen Straßburg der Startschuss für die diesjährige Europa-Orient-Rallye. In 28 Tagen fuhren 45 Teams rund 7000 Kilometer über den Balkan, durch die Türkei und Israel nach Jordanien. Unterwegs mussten immer wieder Aufgaben erfüllt werden. Gewonnen hat am Ende das sechsköpfige Team Just Rust, dem auch die Esslingerin Julia Ruof angehört. Als Preis stiftete das jordanische Königshaus ein Kamel.

Zuhause am Esstisch des Elternhauses in Oberesslingen erinnert sich die 29-Jährige zehn Tage nach ihrer Rückkehr nach Deutschland euphorisch an die Rallye zurück. „Ich bin begeistert von den Kulturen, die wir während der Fahrt kennengelernt haben“, freut sich die Bauingenieurin. Stressig sei es nicht gewesen. „Es war der entspannteste Urlaub, den ich je gemacht habe.“ Dabei lassen die Rahmenbedingungen der Rallye etwas anderes vermuten. So müssen die Teams fast nur Landstraßen nutzen. „So bekommt man viel mit von den Ländern“, sagt Ruof.

Die Rallye wurde in der Türkei im Fernsehen übertragen

Statt einem Navi wurde ferner eine Karte gelesen. Häufig musste aber nach dem Weg gefragt werden, weil die Karten und die Straßen nicht immer zusammenpassen wollten. Geschlafen wurde im oder auf dem Auto. Es sei wie beim Camping gewesen, sagt Julia Ruof. Das Team Just Rust hatte sich zum Schlafen Matratzen auf das Autodach gelegt. Eine Holzkonstruktion mit einer Plastikplane darüber schützte die Rallyefahrer vor Regen.

Von Rumänien ging es mit drei Volvo 850ern in die Türkei, wo den Rallyefahrern ein großer Empfang vor der Blauen Moschee in Istanbul bereitet worden sei. Die Rallye sei in der Türkei sehr beliebt und sogar im Fernsehen übertragen worden. Weiter ging es am Schwarzen Meer in Richtung Osten, bevor die Streckenführung durch das Landesinnere ans Mittelmeer führte. Dort wurden die Autos mit der Fähre nach Israel gefahren, die Teams flogen mit dem Flugzeug.

Ein wichtiger Aspekt der Rallye sind wohltätige Aktionen auf der Strecke. So mussten alle Teams sechs Schulranzen eines Sponsors mitführen, die in der Türkei an Schulkinder übergeben wurden. In Bulgarien wurden von Just Rust Sachspenden an ein Waisenhaus überreicht und in Jordanien Hörgeräte an eine Schule für Gehörlose übergeben. „Die Autos waren bis unter den Rand voll“, erinnert sich Ruof. Neben einem Schlafsack war nur wenig Platz für persönliche Gegenstände.

Als Preis stiftete das jordanische Königshaus ein Kamel

In Jordanien stand eine Off-Road-Fahrt durch die Wüste an. „Es war beeindruckend, was die alten Autos leisten können.“ Am Ende stand also sowohl den Fahrern als auch den Autos noch ein echter Härtetest bevor. Sie mussten drei Tage lang durch die jordanische Steinwüste manövrieren. Viele Autoreifen seien dabei kaputt gegangen, erinnert sich Ruof. Die Wüstenlandschaft sei aber ein Höhepunkt der Fahrt gewesen. Zum Ende der Rallye standen dann noch zwei Tage in einem Hotel an, in welchem die Fahrer die Entbehrungen der vergangenen Wochen hinter sich lassen konnten.

Weil sie die Aufgaben auf der Strecke – wie Sehenswürdigkeiten finden oder hebräische Schilder übersetzen - alle lösen konnten, hat das Team am Ende gewonnen. Als Preis stiftete das jordanische Königshaus ein Kamel. Allerdings wäre das Tier kaum durch den Zoll gekommen, vermutet Julia Ruof. Sie hätten es in Jordanien gelassen. Es werde einer Nomadenfamilie gespendet, die es entweder als Lastenträger oder für Touristenfotos nutzen wird, verrät sie. Die Autos seien ebenfalls in Jordanien geblieben und dort verkauft worden. Der Erlös komme einer Organisation zugute, die Operationen für herzkranke Kinder finanziere. Für die Autos, die nach der Rallye verkauft wurden, könnten sechs Operationen finanziert werden.

Ob sie noch mal bei der Rallye mitmache, sei ungewiss. Zunächst steht erst einmal die Rückkehr in den Alltag im Mittelpunkt. Dazu zählt für Julia Ruof auch, dass sie das Auto gegen das Fahrrad eintauscht. Privat habe sie nämlich kein eigenes Auto. „Eigentlich bin ich Fahrradfahrerin aus Prinzip“, lacht sie.