Im Moment liegt der Dicke Turm der Esslinger Burg noch im Dornröschenschlaf. Schon bald könnte er vorbei sein. Foto: Ines Rudel

Damit der Burgverein sein ehrgeiziges Ziel verwirklichen kann, braucht er Schützenhilfe von der Stadt. Die ist aber noch nicht in trockenen Tüchern.

Esslingen - Es ist ein ziemlich weiter Weg bis zu 585 000 Euro. Das haben die Mitglieder des Esslinger Burgvereins in den vergangenen Jahren merken müssen. Diese Summe wollte der Verein eigentlich im Alleingang sammeln, um damit den ersten Bauabschnitt der Innensanierung von Esslingens Wahrzeichen, dem Dicken Turm der Burg, finanzieren zu können. Die Gesamtsanierung des Denkmals soll voraussichtlich 2,4 Millionen Euro kosten.

Vor zwei Jahren hatte der Gemeinderat beschlossen, dass die Sanierung der Fassade und des Außenbereichs der Burg die Aufgabe der Stadt, die Innensanierung aber durch private Spender erbracht werden müsse. Doch jetzt könnte das Gremium seine Entscheidung noch einmal überdenken. Auf Antrag der FDP hat der Betriebsausschuss Städtische Gebäude am Montag darüber beraten, ob sich die Stadt nicht doch finanziell an der Innensanierung beteiligen könnte. Die FDP-Stadträtin Rena Faquhar hatte vorgeschlagen, dass die Stadt jeden gespendeten Euro verdoppelt, um den Anreiz zum Spenden zu erhöhen.

Als erstes ist die Bürgerstube dran

Eine Empfehlung oder gar eine Entscheidung hat das Gremium noch nicht getroffen. Aber immerhin hat die Stadtverwaltung signalisiert, dass sie sich eine solche Beteiligung zumindest für den ersten Bauabschnitt, in dessen Rahmen die Bürgerstube und die dazugehörige Toilettenanlage saniert sowie ein zweiter Fluchtweg gebaut werden soll, vorstellen kann.

Hagen Schröter, der Vorsitzende des Burgvereins, hört das natürlich gerne. Er sei stolz darauf, so betont er, dass der Verein mittlerweile 120 000 Euro für den Dicken Turm gesammelt habe. Zudem sei er optimistisch, dass bis zum Jahresende weitere 180 000 Euro hinzukämen. Wenn die Stadt diese Summe dann verdoppele, könnte mit dem ersten Bauabschnitt schon Anfang 2019 begonnen werden. Schröter: „Es wäre der erste wichtige Schritt. Schließlich kann man in der Bürgerstube bis zu 32 Gäste bewirten.“ Für die Vermietung soll, so hat es der Esslinger Finanzbürgermeister Ingo Rust in der Ausschusssitzung angekündigt, Esslingen Live zuständig sein. Der Städtische Eigenbetrieb vermietet unter anderem die Osterfeldhalle, das Alte Rathaus und das Neckar Forum.

Die Furcht vor einem Präzedenzfall

Über die Bedeutung des Dicken Turms als Wahrzeichen der Stadt herrschte im Betriebsausschuss Einigkeit. Allerdings warf die SPD-Stadträtin Heidi Bär die Frage auf, ob durch die nun ins Auge gefasste Förderung nicht ein Präzedenzfall geschaffen werde – und andere Vereine eine ähnliche Unterstützung von der Stadt einfordern könnten. Das bezweifelten andere Redner. Schließlich unterstütze die Stadt mit einer solchen Beteiligung den Burgverein nur indirekt. Das Geld komme letztlich einem städtischen Gebäude und damit der Allgemeinheit zugute. Die Stadt, so Ingo Rust, werde im Fall eines entsprechenden Beschlusses des Gemeinderats, sofort mit der Verwirklichung des ersten Bauabschnitts beginnen, wenn der Burgverein die Hälfte der Spendensumme, also 292 500 Euro zusammen habe. Zudem werde die Stadt die durch den verzögerten Baubeginn entstehenden Mehrkosten übernehmen. Nach aktuellen Berechnungen würde allein der erste Bauabschnitt bereits heute 655 000 Euro kosten – und die Preisentwicklung am Baumarkt, so Ingo Rust, sei erschreckend. Trotzdem: es sieht so aus, als komme jetzt tatsächlich Bewegung in die Innensanierung des Dicken Turms.