Einer der wenigen Stände, die mit dem grünen V-Label werben. Foto: Roberto Bulgrin

Der Esslinger Mittelalter- und Weihnachtsmarkt lädt zum Schlemmen ein – auch die Vegetarier und Veganer? Was viele Tierliebhaber nicht wissen: Aufpassen beim Glühwein!

Es ist schwer, über den Esslinger Mittelalter- und Weihnachtsmarkt zu schlendern, ohne Hunger zu bekommen – zumindest, wenn man kein Veganer ist. Die Düfte von Zwiebelfleisch, roter Wurst, Wildgulasch und Fladenbrot mit Speck verschmelzen zu einer herzhaften Geruchswolke, die durch die Altstadt schwebt. Deftig muss es in den kalten Tagen offensichtlich sein. Keine leichten Voraussetzungen für die eher leichte, vegane Küche. Das zeigt sich im etwas begrenzten, tierlosen Angebot.

Nur ein V auf weiter Flur

Auf zumindest einem Stand prangt das große grüne V, mit dem vegane und vegetarische Lebensmittel gekennzeichnet werden: spanische Churros. Der 37-jährige Gustl Hörmann arbeitet dort und ist stolz darauf, dass sie größtenteils ohne tierische Produkte arbeiten: „Viele Kunden fragen danach, und ich heiße das sehr willkommen. Es ist gut um jeden Menschen, der kein Tier isst.“ Lediglich auf milchhaltige Schokolade könnten sie als Topping in ihrem Angebot nicht verzichten: „Das läuft einfach zu gut.“

Vegetarier haben es leichter

Etwas versteckt findet man – gegenüber vom Alchemisten – einen Lángos-Stand, der mit einer veganen Variante des ungarischen Klassikers wirbt: mit Linsenpaste, Tomaten und Rucola. Der 22 Jahre alte Student Linus Strotmann belegt die gebackenen Teigfladen und erzählt, dass die Eigenkreation der Standbetreiber oft bestellt wird.

Wer abseits von Lángos und Churros Lust auf einen heißen Snack hat, findet immerhin noch Stockbrot und den veganen Liebling unter den Fast-Food-Gerichten: Pommes.

Vegetarier haben es da etwas einfacher: Kässpätzle, Dennet mit Schmand und Dampfnudeln sind nur ein kleiner Teil des Angebots. Simone Langer hat sich gerade die Tiroler Spezialität „Kasspress“ beim Knödeley-Stand geholt und schwärmt: „Wirklich total lecker!“ Sie versuche, wenig Fleisch zu essen und komme gelegentlich in der Mittagspause zu dem Stand mit den gebratenen Käseknödeln.

Glühwein enthält oft Gelatine

Schlechte Nachrichten gibt es sowohl für vegane als auch für vegetarische Freunde von alkoholischen Heißgetränken: Glühwein ist zumeist nicht vegan – oft nicht einmal vegetarisch. Ramona Fischer, Geschäftsführerin bei Team Werk Esslingen, sagt: „Der Wein wird üblicherweise mit Gelatine gefiltert.“ Dieses Gemisch aus tierischen Proteinen – zumeist Schwein – werde zwar anschließend wieder entfernt, aber es sei notwendig, um bestimmte Geschmäcker und die Trübung des Weins zu entfernen. Seit dem Jahr 2021 hätten die Esslinger Wengerter von Team Werk auf ein Filtermittel auf Erbsenmehlbasis umgestellt. Dadurch werde mindestens der weiße Glühwein im kommenden Jahr vegan sein. Trotzdem habe Fischer die Erfahrung gemacht, dass die meisten Vegetarier trotzdem Wein trinken. Es komme schlicht darauf an, wie streng man es mit dem Vegetarismus halte.

Allgemein sei es schwer, bei Glühwein auf eine vegane Herstellung zu achten, da auch alle verwendeten Gewürze das Vegan-Sigel benötigen würden. Das beinhalte beispielsweise, dass auch die Etiketten mit einem veganen Leim aufgeklebt werden – sonst gelte das Endprodukt nicht als veganer Glühwein.

Gebrannte Mandeln gehen immer

Zumindest ein Marktklassiker kann offenbar bedenkenlos gegessen werden: gebrannte Mandeln. „Die sind normalerweise immer vegan, da sie nur aus Zucker, Wasser und Mandeln bestehen“, sagt Luise Kreischer, die seit 35 Jahren Kreischer’s Nusshütte betreibt. Die 58-jährige Marktbeschickerin sei mit dem Stand groß geworden und erzählt, dass die Nachfragen nach veganen, vegetarischen, laktosefreien und glutenfreien Produkten in den vergangenen Jahren stark zugenommen haben: „Früher hat es das gar nicht gegeben. Wenn jemand Veganer ist, weil er das möchte, dann verstehe ich das gut. Aber bei diesen ganzen Allergien weiß ich manchmal nicht so recht, was ich darüber denken soll.“