Die Esslinger Schelztorhalle an der Berliner Straße ist wegen ihres filigranen Betondachs ein Kulturdenkmal. Das bringt jede Menge Probleme mit sich. Foto: Ines Rudel/Archiv

Das Georgii-Gymnasium hat wegen der Missstände den Sportunterricht in die Eberhard-Bauer-Halle nach Weil verlegt.

Esslingen - Hätte die Stadt alleine das Sagen, die Schelztorhalle, zentral in der Esslinger Stadtmitte gelegen, würde demnächst abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Doch diese Pläne hat das Landesdenkmalamt im Dezember 2018 durchkreuzt und die in den 1950er- Jahren gebaute Sporthalle zum Kulturdenkmal erklärt. Das macht die Sache aktuell besonders kompliziert. Denn die Sporthalle befindet sich in einem derart katastrophalen Zustand, dass sie seit dem 10. Februar nicht mehr für den Schulsport genutzt werden kann.

Das liegt nur zum Teil an den sanitären Einrichtungen, die sich in einem nahezu unzumutbaren Zustand befinden. „Deren Sanierung ist aus unserer Sicht überfällig“, erklärt Gereon Basler, der stellvertretende Rektor des Georgii-Gymnasiums. Die benachbarte Schule bietet normalerweise einen Großteil des Sportunterrichts in der Schelztorhalle an. Immer wieder, so heißt es auch in einem Antrag der FDP-Gemeinderatsfraktion, die sich um den Zustand der Halle sorgt, komme es zu Verstopfungen und Überflutungen. Der Zustand der WCs werde von Nutzern der Halle als „absolut widerlich und ekelerregend“ beschrieben. Um solche Überflutungen zu vermeiden, habe man bei einem Handballspieltag das Wasser der Klos komplett abgedreht, was die Geruchsbelästigung allerdings derart erhöht habe, dass sämtliche Fenster und Türen der Halle hätten geöffnet werden müssen.

Objektive Messungen belegen die Klagen der Lehrer

Doch es kommt noch schlimmer: Im Herbst 2019, kurz vor den Herbstferien, hatten sich – vermutlich durch Ballwürfe – einige Akustikplatten von der Decke gelöst. Aus Sicherheitsgründen hatte der für die Halle zuständige Eigenbetrieb Städtische Gebäude Esslingen (SGE) daraufhin beschlossen, lieber gleich alle Akustikplatten zu entfernen. Seither prallte der Lärm von den kahlen Betonschalen der denkmalgeschützten Dachkonstruktion ungedämmt wieder zurück aufs Spielfeld. Sprich: In der Schelztorhalle ist es viel zu laut. „Wir haben tatsächlich nicht damit gerechnet, dass die alten, teilweise schon übermalten Akustikplatten noch eine so große Wirkung hatten“, räumt der Technische Leiter des SGE, Oliver Wanner, offen ein. Die subjektive Wahrnehmung der Sportlehrer des Georgii-Gymnasiums, berichtet Gereon Basler, sei durch objektive Messungen belegt worden.

Der Lärmpegel in der Halle war so hoch, dass mehrere Lehrer des Georgii-Gymnasiums sich weigerten, weiterhin ihre Schüler in der Sporthalle zu unterrichten. Zunächst hatte das Georgii-Gymnasium nur einige Stunden an andere Sportstätten verlegt. Seit Mitte Februar verzichtet die Schule nun vollkommen auf die Sporthalle.

Die meiste Zeit verbringen die Schüler auf der Straße

Zwar hat die Stadt Ersatz gefunden. Dabei handelt es sich allerdings um die gerade sanierte Eberhard-Bauer-Halle, die sich mehrere Kilometer entfernt im Sportpark Weil befindet. Einen Großteil der Unterrichtsstunden verbringen die Schüler deshalb in öffentlichen Verkehrsmitteln: Rund 15 Minuten dauert die Hin-, ebenfalls rund 15 Minuten die Rückfahrt. „Da bleibt viel Zeit auf der Strecke“, berichtet Basler. Der Sportunterricht reduziere sich bei einer Doppelstunde auf 35 bis 40 Minuten. Schüler, die kein Jahresticket besitzen, erhalten für den Transport nach Weil von der Stadt zwar Mehrfahrtentickets. Optimale Trainingsbedingungen sehen aber anders aus.

Deshalb bemüht sich Oliver Wannek darum, möglichst schnell eine Lösung für das Akustikproblem in der Schelztorhalle zu finden. Allerdings muss er, seit die Schelztorhalle ein Kulturdenkmal ist, alle Sanierungsmaßnahmen mit dem Denkmalschutz in Einklang bringen. In Absprache mit den Experten dort will der SGE aber am Mittwoch in der Sitzung des Sportausschusses über zeitnah zu verwirklichende Lösungen für das aktuelle Problem informieren. Er sei optimistisch, dass die Schüler noch im Laufe des laufenden Schuljahrs wieder in die Schelztorhalle zurückkehren könnten. Auch um den Zustand der sanitären Anlagen werde man sich zeitnah kümmern.

Zunächst nur eine kleine Sanierung

Gesucht wird dabei eine Lösung, die es ermöglicht, den gesamten Sportbetrieb in der Schelztorhalle, also auch den Vereinssport – vor allem Handballer nutzen die Halle – noch mehrere Jahre aufrecht erhalten zu können. Die Kosten der jetzt notwendigen Sanierungen werde der SGE aus dem Instandhaltungsbudget für öffentliche Gebäude bezahlen.

Die ebenso dringend notwendige Generalsanierung der Schelztorhalle steht momentan nicht zur Diskussion. Der Sprecher der Stadt, Roland Karpentier, betont, dass in den Haushaltsplänen für die Jahre 2020 und 2021, die derzeit im Gemeinderat diskutiert und am 1. April verabschiedet werden, kein einziger Euro für die Generalsanierung der Schelztorhalle eingeplant sei. Frühestens in den Folgejahren könne man dann dieses mindestens acht Millionen Euro teure Projekt angehen.