Wilfried Wallbrecht feiert im kommenden Jahr seinen 68. Geburtstag. Foto: Ines Rudel

Der Esslinger Baubürgermeister lässt sich noch einmal wählen und will dann erst mit 73 Jahren in den Ruhestand gehen. Die meisten Fraktionen unterstützen ihn.

Esslingen - Im Mai 2018 wird der Esslinger Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht 68 Jahre alt. Damit erreicht der Erste Bürgermeister der Stadt Esslingen jenes Alter, mit dem Spitzenbeamte einer Stadt normalerweise in den Ruhestand gehen. Doch Wilfried Wallbrecht will es noch einmal wissen. Zugute kommt ihm dabei die Änderung des Landesbeamtengesetzes. Darin ist seit 2015 geregelt, dass Bürgermeister statt bisher mit 68 Jahren erst mit 73 Jahren aufhören müssen, wenn die Wahl vor ihrem 68. Geburtstag erfolgt.

„Ich habe nie darüber nachgedacht, wann ich aufhören kann, sondern wann ich aufhören muss“, beschreibt Wilfried Wallbrecht seine emotionale Bindung an das Amt. Wallbrecht weiter: „Ich fühle mich nach wie vor gesund und fit und stamme zudem aus einer Familie, in der meine Vorfahren sehr alt geworden sind.“

Die Fortsetzung seiner Tätigkeit reizt Wallbrecht deshalb, weil es in den kommenden Jahren noch viele spannende Projekte gebe – vom Flächennutzungsplan über den Bau des Sportzentrums Weil, die Entwicklung der Neuen Weststadt samt dem Neubau der Hochschule bis zur Vorbereitung der Neckarbrücken-Erneuerung samt dem dazu notwendigen Mobilitätskonzept. Mit dessen Hilfe soll ein Verkehrskollaps während der Neubauphasen verhindert werden. Auch die Überbauung des Alten Zentralen Busbahnhofs werde die Bauverwaltung noch beschäftigen.

Wallbrecht hat die Unterstützung der drei großen Fraktionen

In Gesprächen mit den Fraktionen des Gemeinderats hat sich Wilfried Wallbrecht, der den Freien Wählern angehört, abgesichert. Nicht nur seine eigene Fraktion, die als drittstärkste Kraft im Esslinger Gemeinderat das Vorschlagsrecht für das Amt des Baubürgermeisters besitzt, hat ihre Zustimmung signalisiert. Annette Silberhorn-Hemminger, die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler: „Wir freuen uns, dass er noch einmal antritt. Wilfried Wallbrecht hat bewiesen, dass er es kann.“ Das Amt des Baubürgermeisters wirke nun einmal stark in die Öffentlichkeit hinein. Da bliebe es nicht aus, dass der Amtsinhaber gelegentlich auch Kritik einstecken müsse. Silberhorn-Hemminger: „Aber wir finden es gut, dass er noch viele Projekte, die er bereits angepackt hat, nun auch weiterverfolgen und zu Ende bringen möchte.“

Auch die SPD und die CDU haben grünes Licht für die Vorverlegung der Wiederwahl gegeben. „Wir haben ein gutes Verhältnis zu ihm. Zudem hat er bisher gute Arbeit geleistet“, bilanziert der CDU-Fraktionschef Jörn Lingnau knapp. Sein SPD-Kollege Andreas Koch holt etwas weiter aus, um die Unterstützung zu begründen. Zum einen anerkenne die SPD das Vorschlagsrecht der Freien Wähler: Koch weiter: „Zum anderen bringen wir mit diesem Votum unsere Zufriedenheit mit der Arbeit von Wilfried Wallbrecht zum Ausdruck.“ In den vielen Jahren seiner Tätigkeit als Technischer Dezernent habe er mit dazu beigetragen, dass Esslingen für die Zukunft gut gerüstet sei. Koch weiter: „An dieser positiven Grundeinschätzung ändert auch der eine oder andere Meinungsunterschied etwa zum Flächennutzungsplan nichts.“ Die SPD habe die Erwartung, dass Wallbrecht „weiterhin mit hohem Engagement und großer Sensibilität im Umgang mit der Bürgerschaft agiert“.

Die Grünen sind „nicht begeistert“

Nicht glücklich über Wallbrechts Entscheidung zeigen sich die Grünen im Esslinger Gemeinderat: „Wir sind davon ausgegangen, dass sich die Verjüngung in der Esslinger Rathausspitze nach dem Wechsel im Finanzdezernat von Bertram Schiebel zu Ingo Rust nun auch im Baudezernat fortsetzt“, sagt die Fraktionschefin Carmen Tittel. „Deshalb sind wir nicht begeistert. Wir hätten uns frischen Wind für die Bauverwaltung gewünscht.“

Wilfried Wallbrecht ist seit dem 1. März 1998 Baubürgermeister in Esslingen. Im August 2003 hat er zudem das Amt des Ersten Bürgermeisters übernommen. Die Wiederwahl im Gemeinderat soll nun voraussichtlich im ersten Quartal des kommenden Jahres stattfinden.