Auch in de Esslinger Schillerschule findet bis zu den Osterferien lediglich eine Notfallbetreuung statt. Foto: Horst Rudel

Von diesem Dienstag an werden Notfallbetreuungen für Kinder angeboten. Zudem sollen umfangreiche Maßnahmen die Ausbreitung des Virus zumindest eindämmen. Das Klinikum Esslingen verschärft seine Besucherregelung.

Esslingen/Ostfildern - Mit zahlreichen Verordnungen und Entscheidungen stemmt sich die Stadt Esslingen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. In diesem Zuge wird auch die Besucherregelung im Klinikum Esslingen verschärft. Die Patienten dürfen jetzt keinen Besuch mehr empfangen, ausgenommen seien Bereiche wie die Sterbebegleitung, wenige Sonderfälle und die Besuchsregelung in der Kinderklinik. Überwacht werde das so genannte Betretungsverbot von einem Securitydienst, wie der ärztliche Direktor und Virologe Michael Geißler bei einer Pressekonferenz am Montagnachmittag betonte. Ein Besuchsverbot besteht laut der Esslinger Stadtverwaltung ebenfalls für Pflegeheime und Alteneinrichtungen.

Zudem bleiben Geißler zufolge am Klinikum „bis auf Ausnahmen sämtliche Ambulanzen geschlossen“, um einer Verbreitung des Virus vorzubeugen, die Mitarbeiter zu schützen und die Kräfte zu bündeln. Dadurch sei die Einrichtung weiterhin „voll handlungsfähig“ und auf alle Eskalationsstufen vorbereitet, versichert Geißler. Das städtische Klinikum stehe in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, allen relevanten Behörden und den umliegenden Kliniken. „Die Bürger brauchen sich nicht zu sorgen.“

Betreuung für Schüler der Klassen 1 bis 6

Laut dem Oberbürgermeister Jürgen Zieger hat seine Verwaltung Notfallpläne erarbeitet, die in vielen Bereichen von diesem Dienstag an umgesetzt würden. Etwa in der Kinder- und Schulkindbetreuung für Eltern, die beruflich der sogenannten kritischen Infrastruktur – der Polizei, dem Rettungsdienst, der Feuerwehr oder der medizinischen Versorgung – angehören. Für deren Kinder in den Klassenstufen 1 bis 6 stehen während der regulären Unterrichtszeiten in allen Einrichtungen Notfallbetreuungsteams für kleine Gruppen zur Verfügung. „Das erwarten wir auch von den freien Trägern“, erklärte Jürgen Zieger. An diesem Dienstag seien zudem noch alle Kitas für jene Kinder geöffnet, deren Eltern es noch nicht geschafft hätten, eine anderweitige Betreuung für den Nachwuchs zu organisieren.

Wer ein Anliegen in den diversen Ämtern der Verwaltung vorbringen möchte, kann nicht mehr einfach dort aufschlagen. Persönliche Termine können von diesem Dienstag an nur noch telefonisch oder per E-Mail vereinbart werden. Ansonsten bleiben die Türen verschlossen, der Publikumsverkehr werde auf ein Mindestmaß zurückgefahren. Wer heiraten will, kann zudem nur noch eine begrenzte Zahl an Hochzeitsgästen zur standesamtlichen Trauung mitbringen. Weitere Maßnahmen zur Eindämmung des neuartigen Virus ist die Schließung städtischer Einrichtungen wie die der Bäder, der Stadtbücherei, der Volkshochschule und der städtischen Musikschule.

Sporthallen bleiben geschlossen

Geschlossen bleiben auch Sporthallen, Vereinssportanlagen, sonstige Vereinsräume und Fitnessstudios aller Art. Eine Ausnahme bildeten hier lediglich der Rehabilitationssport und die Physiotherapie, wenn sie ärztlich verordnet und die Patienten infektionsfrei seien. Verzichten müssen die Esslinger auch auf Kultureinrichtungen jeglicher Art wie Museen, Theater, Kinos und Schauspielhäuser. Auch die alljährliche Flurputzete „ES putzt“ am Samstag, 28. März, ist bereits abgesagt worden.

Die Maßnahmen sind zunächst bis zum 19. April, dem Ende der Osterferien angesetzt. Es gelte, die weiteren Entwicklungen zu beurteilen und in eventuelle Entscheidungen einzubeziehen, sagt Zieger: „Im Moment fahren wir auf Sicht. Was danach kommt, steht in den Sternen.“ Zu den Sofortmaßnahmen zählt auch das Verbot für Menschenansammlungen von mehr als 50 Personen in geschlossenen Räumen und für mehr als 100 Personen im Freien. Trotz aller notwendigen harten Entscheidungen setze die Stadtverwaltung alles daran, „angemessen, koordiniert und verantwortungsvoll zu handeln“.

Gemeinderat will Haushalt verabschieden

Die Sitzungen des Gemeinderats stehen ebenfalls im Schatten des Coronavirus. Ausschüsse tagen im Bürgersaal, der Gemeinderat im Neckar Forum – an beiden Orten ist ein genügend großer Abstand zwischen den Kommunalpolitikern gewährleistet. Entsprechend will die Stadt bereits am Freitag – zwei Wochen früher als geplant – im Neckar Forum ihren Haushalt verabschieden und gleichzeitig einen Nachtragshaushalt beschließen, der die wirtschaftlichen Auswirkungen durch die Coronakrise berücksichtigen soll.

Für den Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger ist die aktuelle Situation ein Prüfstein für die Stadt, in der sich deren „Leistungsfähigkeit beweist“. Und sie biete vielleicht auch eine Chance, „sich in unserer Stadtgemeinschaft wieder neu auf die notwendige Gemeinschaft zu besinnen“. In diesem Zusammenhang sei auch jeder „dazu aufgerufen, zu schauen, wie es dem Nachbarn geht“.

Auch die Stadt Ostfildern bietet eine Notfallbetreuung an. Um den Bedarfs zu ermitteln, hat die Verwaltung ein entsprechendes Formular auf ihre Homepage gestellt. Der Oberbürgermeister Christof Bolay betont, dass eine Notfallbetreuung gemäß der Vorgabe der Landesregierung nur für Eltern infrage kommt, die in den besagten Berufsgruppen tätig sind.

Gebührenfragen in Ostfildern zurzeit „zweitrangig“

Für deren Schulkinder sollen in der Unterrichtszeit dezentral an den Schulen in der Stadt kleine Gruppen betreut werden. „Es wäre schließlich nicht sinnvoll, 40 Schüler gemeinsam zu unterrichten“, sagt der Rathauschef. In den Kindertagesstätten könne der Nachwuchs oben genannter Eltern in den auch bisher geltenden Zeiten betreut werden. Fragen nach dem Fachpersonalschlüssel oder den Gebühren seien „im Moment zweitrangig“, erklärt Christof Bolay.

Eine für den Montagabend anberaumte Finanzklausur des Gemeinderats ist abgesagt worden. Stattdessen tagte laut Christof Bolay der Ältestenrat, um zu beraten, „wie mit der Sitzungsrunde vor den Osterferien verfahren werde“. Sie werde wohl ebenfalls abgesagt, weitere Planungen „machen derzeit keinen Sinn“.