Eng geht es in der Tiroler Straße in Uhlbach zu. Damit die Busse hier durchkommen, müssen Stellplätze weg. Das erfreut die Anwohner weniger. Foto: Horst Rudel

Die Esslinger Linie 109 soll so lange durch Stuttgart-Uhlbach fahren, bis die Geiselbachstraße fertig saniert ist. Anwohner in Uhlbach protestieren gegen das Vorhaben, doch ihnen bringt der neue Öffentliche Nahverkehr auch Vorteile.

Esslingen - Viele Anwohner in Stuttgart-Uhlbach sind über die neue Buslinie im Stadtteil erbost, auch wenn es nur eine Zwischenlösung sein wird. Einer der Anwohner ist sogar aus der Grünen-Partei ausgetreten, und das ausgerechnet wegen des Öffentlichen Nahverkehrs.

Denn vom kommenden Frühsommer an sollen etwa 14 Monate lang die Busse der Linie 109 aus Esslingen vom Stadtteil Rüdern den Obertürkheimer S-Bahnhof über Uhlbach ansteuern – und nicht den Esslinger Busbahnhof. Der Grund dieser Verlegung ist ein etwa 100 Jahre alter Kanal unter der Esslinger Geiselbachstraße, einer der Hauptverkehrsadern der Innenstadt. Das Sandsteingewölbe ist baufällig und droht einzustürzen, außerdem muss die ganze Straße saniert werden. Wird sie gesperrt, kann man die nördlichen Stadtteile von Esslingen nur noch auf langen Umwegen erreichen, und das ist geradezu tödlich für den Öffentlichen Nahverkehr.

Route wird schnell als Schleichweg genutzt

Deswegen überlegten sich die Städte Esslingen und Stuttgart, die gesperrte Verbindung zwischen der Uhlbacher Straße und der Tirolerstraße wieder zu öffnen, damit dort Busse passieren können. „Es sind 94 Fahrten pro Tag“, berichtet der Esslinger Tiefbauamtsleiter Uwe Heinemann. Die Tiroler Straße in Uhlbach ist mit ihren fünfeinhalb Metern Breite nicht gerade üppig ausgebaut, doch ein Bus kommt durch, das hat auch ein Verkehrsversuch der Stuttgarter Straßenbahnen AG bewiesen. Dass die gesperrte Strecke zwischen Uhlbach und Rüdern gut befahrbar ist, das wissen die Menschen in der Region auch. Die Verbindung wird gerne als Schleichweg genutzt, um die Fahrt durch die Innenstadt von Esslingen zu vermeiden. Etwa 300 bis 400 Autos am Tag nutzten diesen verbotenen Weg, wie der Obertürkheimer Ortsbeirat Christoph Hofrichter von der Fraktion „SÖS Linke plus“ festgestellt hat.

Von den 100 Stellplätzen, die die Tiroler Straße bietet, müssen etwa 30 vorläufig entfernt werden. Denn es werden einige Ausweichbuchten benötigt. Auch hier haben die Städte die Verträglichkeit geprüft und sind zu dem Schluss gekommen, dass der Busverkehr machbar ist. „Es werden hier auch keine Gelenkbusse, sondern Standardbusse eingesetzt“, berichtet Uwe Heinemann.

Der Stadtteil Uhlbach wird von Obertürkheim aus verwaltet. Der Obertürkheimer Bezirksbeirat steht nach den Worten des Bezirksvorstehers Peter Beier wohlwollend der neuen temporären Buslinie gegenüber: „Wir können uns das grundsätzlich vorstellen“, berichtet er. Dennoch hat er eine Reihe von Fragen und Bedenken an das Esslinger Rathaus geschickt, die die Verwaltung bis zum 12. September beantworten soll. Unter anderem geht es darin auch um eine neue Bushaltestellen in Uhlbach. Weil die Linie 109 von Uhlbach zum S-Bahnhof Obertürkheim direkt durchfährt, könnten die Uhlbacher so eine Expressbusslinie zur S-Bahn Linie 1 nach Stuttgart bekommen.

Ringverkehr nach Rotenberg

Einer, der die Buslinie ausdrücklich befürwortet, ist Christoph Hofrichter. Ihm schwebt ein Ringverkehr vor, der auch den Stadtteil Rotenberg mit einschließt. Damit hätten die Uhlbacher eine touristische Linie durch die Weinberge von der Esslinger Katharinenlinde bis zum Württemberg. Ein Antrag, den er schon im Jahr 2014 gestellt hatte, der aber damals mit Bausch und Bogen abgelehnt worden sei, wie sich Hofrichter erinnert.

Der Bezirksvorsteher Peter Beier wünscht sich nicht nur eine Haltestelle von den Esslingern, sondern auch eine Schranke auf der Verbindung zwischen der Uhlbacherstraße und der Tiroler Straße. Die elektronische Schlüssel zu dieser Schranke würden nur die Busfahrer und die Anlieger haben und damit wäre dem Schleichverkehr der Garaus gemacht.

Den Unmut der Bürger an der Tiroler Straße über die 30 wegfallenden Stellplätze kann Uwe Heinemann nachvollziehen. Andererseits gebe es aber in geringer Entfernung Parkmöglichkeiten für jene 30 Autos.

Dabei stellt der Esslinger Tiefbauamtsleiter klar, dass dies alles noch Pläne sind. Ob sie Wirklichkeit werden, prüft der Bezirksbeirat Obertürkheim in seiner nächsten Sitzung am 12. September. Die endgültige Entscheidung trifft dann aber der Stuttgarter Gemeinderat.