Von den Vorteilen im Life Science Center in der Schelztorstraße profitieren fünf Start-Up-Unternehmen. Foto: Rudel/Archiv

Im Life Science Center in der Schelztorstraße sollen sich in Zukunft nicht nur Biotechnologiefirmen auf die Marktreife vorbereiten. Auch IT- und Technik-Unternehmen sollen berücksichtigt werden. Allerdings steigen die Mieten.

Esslingen - Die guten Zeiten für die Mieter im Esslinger Life Science Center (LSC) gehen zu Ende. 16 Jahre nachdem die Stadt mit großem Engagement und noch höheren Erwartungen das Gründerzentrum für Biotechnologie-Unternehmen in der Schelztorstraße initiiert hat, hat sich bei den Verantwortlichen die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich die ursprüngliche Idee überlebt hat.

So weit wie die Freien Wähler, die in ihrer jüngsten Haushaltsrede die Abschaffung des Life Science Centers und den Verkauf der Immobilie gefordert haben, will die Verwaltung zwar nicht gehen. Aber auf die momentan im Center beheimateten Firmen kommen bis zum Jahr 2020 deutlich höhere Mieten zu. Zudem müssen sie die Kredite zurückzahlen, die ihnen aus einem von der Stadt extra für das LSC geschaffenen Fonds gewährt wurden. Potenziellen neuen Mietern wird die Stadt keine finanzielle Unterstützung mehr anbieten. Der Fonds soll aufgelöst werden.

Der Instandhaltungsstau sorgt für Probleme

In einer Mitteilung heißt es, dass das LSC zwar aktuell mit fünf Firmen voll belegt sei und aus Sicht der Stadt wirtschaftlich arbeite. Dennoch erfülle es „mit seiner derzeitigen Mieterstruktur zu wenig die Anforderungen an ein Gründerzentrum“. Zudem gebe es in der Schelztorstraße einen Instandhaltungsstau, der in den kommenden Jahren höhere Investitionen in die Sanierung erforderlich mache.

Die ursprüngliche Idee war es, junge Biotechnologiefirmen an Esslingen zu binden und ihnen hier die Möglichkleit zu geben, ihre Produkte zur Marktreife zu entwickeln. Danach, so die Erwartung im Rathaus, hätten sich die Unternehmen in Esslingen auf dem freien Markt neue Produktionsstätten suchen sollen, um neuen Start-Up-Unternehmen in der Schelztor-straße Platz zu machen.

Firmen schlagen Angebote der Stadt aus

Doch zum einen gibt es mittlerweile sehr viele Biotechnologieunternehmen in der Region, zum anderen sind die fünf, die momentan das LSC füllen – die Amedrix-, Anoxymer-, Biotesys- und Micro-Biolytics Gesellschaft sowie die Biotask AG – fast schon so etwas wie Dauermieter, die gerne von den bisher günstigen Mietbedingungen profitieren und auch zuletzt Angebote der Stadt ausgeschlagen haben, Büroflächen auf dem Hengstenbergareal anzumieten. Hier hätte das LSC seine Fortsetzung finden sollen. Doch daraus wird nun nichts. Die Flächen werden aller Voraussicht nach an die Hochschule vermietet, die im Vorfeld des Umzugs in die Neue Weststadt dringend Flächen in Hochschulnähe sucht.

Das LSC soll in Zukunft auf eine breitere Basis gestellt werden. Sollten Firmen aus der Schelztorstraße ausziehen, will die Stadt die freien Flächen jungen IT-, Technik- oder Maschinenbauunternehmen anbieten. Es wird eine der ersten Aufgaben des neuen Wirtschaftsförderers sein, zusammen mit dem Arbeitskreis Gewerbeflächenmanagement und den zuständigen Ämtern ein Konzept für das LSC zu erarbeiten.

Darauf muss der Gemeinderat aber wohl länger warten. Im zweiten Quartal, vielleicht erst im Juli, soll der Nachfolger des erfolglosen Martin Kuchler feststehen. Für die Aufgabe, das LSC neu zu positionieren, hat ihm der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats eine Frist bis zum Ende des nächsten Jahres eingeräumt – das kann man getrost als ehrgeizige Vorgabe bezeichnen.