Alexander Vlassakidis (links) und Dierk Budde von The Second Sight haben den Sound von Depeche Mode, Kraftwerk und Human League weiterentwickelt. Foto:  

Etwa 100.000 Mal hat sich das neue Album der Band The Second Sight bereits im Internet verkauft. Die beiden Köpfe der Band hätten damit nicht gerechnet.

Esslingen - Besser hätte es kaum laufen können. Dass das neue Album schon wenige Wochen nach der Veröffentlichung rund 100.000 Mal heruntergeladen wurde, damit hätten die beiden Köpfe von The Second Sight, Alexander Vlassakakis (49) und Dierk Budde (52), nicht gerechnet. „Das ist Wahnsinn“, findet Budde. Denn nach den Erfolgen während der 80er- und 90er-Jahre war es nach der Jahrtausendwende erst einmal still um die beiden Musiker geworden.

Mit „In the Grey“ knüpfen die beiden Musiker beinahe nahtlos an ihre früheren Erfolge an – fast so, als wäre nichts gewesen. Aber nur fast. „Wir haben die Zeit nicht verschlafen“, erklärt Budde, der für die Sounds der Band zuständig ist. Irgendwie habe man doch immer weiter Musik gemacht, aber eben nicht mehr zusammen. „Es gab nie einen Stillstand“, betont der 52-jährige gebürtige Esslinger. Die Möglichkeiten der Softwaretechnik werden inzwischen gerne genutzt. Der Kern der Musik sei aber wie früher. Ein Softwaresynthesizer könne beispielsweise beim Klang nicht mit einem herkömmlichen Gerät mithalten, davon ist Budde überzeugt. In vielem anderen erleichtert die moderne Technik das Produzieren.

Synthetische Klänge

Die Basis des Sounds besteht aus synthetischen Klängen und Gitarrenelementen. Stimmlich ist es die expressiv-dunkle und samtig-weiche Stimme des Sängers Alexander Vlassakakis, die zum unverwechselbaren Sound der Band gehört. Zusammengenommen bestechen die Songs vor allem durch ihre atmosphärische Dichte, mal schwermütig, mal eingängig, poppig oder düster. Die musikalischen Wurzeln im Synthiepop der 80er-Jahre, als Bands wie Depeche Mode, Kraftwerk, Human League, A-Ha oder Erasure große Erfolge feierten, bleiben auch beim neuen Album von The Second Sight noch deutlich hörbar.

Ein Album zu produzieren war nicht von Anfang an geplant. Zunächst haben die beiden Musiker einzelne Songs aufgenommen. Dass das Album nicht von Anfang an als Album konzipiert wurde, ist dem Werk jedoch nicht anzuhören. Es ist am Stück durchhörbar, die Dramaturgie unverkennbar. Im Nachhinein sei es die richtige Entscheidung gewesen, ein Album zu produzieren, davon ist Budde überzeugt. Üblich ist das schon lange nicht mehr. Viele Musiker beschränken sich inzwischen darauf, immer wieder neue einzelne Songs herauszubringen.

A Place called Home

Im Februar oder März soll nach „A Place called home“, „Make it on your own” und „Born on the wrong Side“ die vierte Single „History“ ausgekoppelt werden. Inhaltlich gehe es in „History” darum, dass die Menschheit nichts aus den Fehlern der Vergangenheit lerne, erklärt Budde. Ferner wird zu „History“ ein Video gedreht, das für Aufsehen sorgen könnte. „Es wird zur Sache gehen“, mehr möchte Dierk Budde an dieser Stelle aber noch nicht verraten.

Dass sie sich so lange Zeit gelassen haben mit dem neuen Album, hing nicht zuletzt an den Verwerfungen in der Musikindustrie nach der Jahrtausendwende. „Die Plattenfirmen haben alle dicht gemacht“, erinnert sich Budde. Jeder habe gesagt, es gehe nichts mehr. Auch The Second Sight habe irgendwann keine neuen Songs mehr produziert. Eine offizielle Bandauflösung habe es aber nie gegeben.

Als Dierk Budde Anfang der 80er-Jahre in Esslingen mit der Band Select Midi angefangen hat, Musik zu machen, war die Musikwelt noch eine andere. Auch das erste Konzert mit Alexander Vlassakakis als The Second Sight in Heilbronn war gleich ein Erfolg, wie sich Budde erinnert. Das war 1990. Sie haben später als Vorgruppe von Camouflage gespielt, sind vor großem Publikum aufgetreten. Das war richtig gut“, sagt Budde. Im Jahr 2001 erschien mit „From the Dark into the Sun“ jedoch für viele Jahre das letzte Album. Den neuen Schwung wollen The Second Sight für ein weiteres Album Ende des kommenden Jahres nutzen. „Wir sind an dran“, verspricht er. Darüber hinaus sollen weitere Live-Auftritte folgen.