Eine Szene aus dem Stück „Die Mitwisser“, das die WLB in ihrem am 20. Juni startenden Programm bis zur Sommerpause spielt. Foto: Tobias Metz

Die Bücherei, die Museen, die Galerie und die WLB nehmen nach dem coronabedingten Lockdown den Betrieb allmählich wieder auf. Die ersten Erfahrungen mit den Maßnahmen zum Schutz vor Infizierung sind durchaus positiv.

Esslingen - Nach und nach werden die Auflagen zum Schutz vor einer Infizierung mit dem Coronavirus gelockert. Davon profitieren auch die Kultureinrichtungen in der Stadt Esslingen. Nach der Stadtbücherei und der Städtischen Galerie Villa Merkel hat jetzt auch das Stadtmuseum wieder seine Pforten geöffnet. Zudem nimmt die Württembergische Landesbühne (WLB) am 20. Juni ihren Vorstellungsbetrieb langsam wieder auf. Alle Einrichtungen gehen mit Konzepten an den Start, die Kulturschaffende und -freunde gleichermaßen vor einer Ansteckung mit dem Virus schützen sollen.

Bis zur Sommerpause plant die WLB elf Vorstellungen im Schauspielhaus, darunter die nachgeholten Premieren „Antigone“ von Sophokles in der Übertragung von Walter Jens und „Die Mitwisser“ von Philipp Löhle sowie „Ein ganzes Leben“ von Robert Seethaler. Diese Inszenierungen sind laut einer Mitteilung der WLB speziell an den Vorstellungsbetrieb unter Corona-Bedingungen angepasst worden. Zurzeit werde zudem ein Konzept für den Zugang der Zuschauer erarbeitet.

Auf Freilichtvorstellungen muss verzichtet werden

Die WLB hat sich eigenem Bekunden nach „bewusst entschieden, diesen ersten, vorsichtigen Schritt im Haus zu vollziehen“. Auf Freilichtvorstellungen müsse wegen der erschwerten Zugangsbedingungen und der beengten Backstage-Situation im Sinne der Sicherheit für Publikum und Ensemble indes verzichtet werden. Das Land Baden-Württemberg hat jüngst Theatervorstellungen mit bis zu 100 Personen vom 1. Juni an genehmigt.

Die Stadtbücherei, die Villa Merkel und die Städtischen Museen haben den Betrieb bereits aufgenommen. Die Verantwortlichen sind mit dem Neustart nach der Zwangspause durchaus zufrieden. Die Besucher „halten sich an die Vorgaben“, berichtet die Büchereileiterin Gudrun Fuchs. Auch der Galerie-Chef Andreas Baur attestiert, sie seien „einsichtig und diszipliniert“. Und Martin Beutelspacher von den Städtischen Museen hat das Publikum in den ersten Tagen „ausgesprochen kooperativ und umsichtig“ erlebt. Unisono wird berichtet, die Menschen akzeptierten Hygiene-, Desinfektions- und Reinigungspläne, Flatterbänder, Bodenmarkierungen und Absperrungen ebenso wie die Beschränkungen der Besucherzahlen, neue Wegführungen und Hinweisschilder, die das Publikum informieren. Die Mitarbeiter arbeiteten hinter Spuckschutzwänden mit Mund- und Nasenschutzmasken sowie Handschuhen, in geänderten Arbeitsabläufen und nach ausgeklügelten Dienstplänen. In der Bücherei etwa gibt es zwei unabhängige Teams, um auch im Fall einer notwendigen Quarantäne die Arbeit aufrechterhalten zu können.

Martin Beutelspacher, der Chef der Städtischen Museen, ist froh, „dass wir keine baulichen Veränderungen haben vornehmen müssen und das Ausstellungserlebnis über weite Strecken erhalten konnten“. Trotzdem mussten im Stadtmuseum pädagogische und didaktische Elemente wie Touchscreens und Hörstationen stillgelegt werden. Und er befürchtet, dass sich der Kontakt zum Publikum verändern wird: „Sehr schade ist auch, dass alle Arten von Veranstaltungen, auch die kleinsten, bis auf Weiteres digital erfolgen müssen oder, wenn das nicht geht, nicht stattfinden können.“

Digitaler Rundgang durch die Villa Merkel

Auch in der Villa Merkel können aus Gründen des Infektionsschutzes Vermittlungsprogramme wie Führungen nicht angeboten werden. Deshalb musste schnell Ersatz entwickelt werden: „Wir bieten nun einen digitalen Rundgang in Form eines rund 15 Minuten langen Films auf der Homepage“, erklärt der Galerieleiter Andreas Baur. Für den Aufbau der kommenden Ausstellung müssen die Schutzmaßnahmen noch intensiviert werden: „Sie können eine Bronzeskulptur, ein großformatiges Gemälde oder einen 40 Kilogramm schweren Projektor nicht alleine, sondern nur im Team installieren.“

Martin Beutelspacher bedauert ganz besonders, „dass wir nun genau das tun, was wir seit vielen Jahren vermieden haben: Wir schränken Freiheiten ein, gängeln die Besucher und fordern Distanz sowie Mund- und Nasenschutz. Das machen wir seufzend, weil wir nur so das Stadtmuseum öffnen können“.